Der Mieterverein will diesen Missstand nicht hinnehmen und fordert, die nicht genutzten Büros in Wohnraum umzuwandeln.
Hamburg. Während bezahlbare Wohnungen in Hamburg immer knapper werden, steigt die Zahl der leer stehenden Büros dramatisch an. "Bis Ende 2010 kann die Leerstandsquote auf über zehn Prozent zulegen", sagte Karen Rautenstrauch vom Maklerunternehmen Jones Lang LaSalle. Zurzeit sind es 8,3 Prozent. Dabei werden immer mehr Bürogebäude errichtet, obwohl es noch gar keine Mieter gibt. Die Investoren spekulieren auf wirtschaftlich bessere Zeiten und hohe Mieterlöse.
Zwar werden solche Vorhaben von Banken nun nicht mehr finanziert, bereits begonnene Bauten sind aber nicht mehr zu stoppen. Die Folge: Viele neue Büroflächen kommen auf den Markt. Bis Ende 2011 werden es insgesamt 620 000 Quadratmeter sein. Davon haben 63 Prozent noch keinen Mieter. "Das ist eine Entwicklung, die angesichts der Wohnungsnot nicht hingenommen werden kann", sagte Eckhard Pahlke, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg, dem Abendblatt. "Wir brauchen bezahlbare Wohnungen, keine neuen Büros." Nach seiner Einschätzung fehlen in der Stadt 30 000 Wohnungen. Seit 2006 sind die Mieten in Hamburg um 15 Prozent auf durchschnittlich zehn Euro pro Quadratmeter gestiegen. Für Büros in der Innenstadt verlangen Investoren fast den doppelten Betrag.
Die Bereitschaft der Firmen, neue Flächen anzumieten, ist aber stark gesunken. Der sogenannte Flächenumsatz ging 2009 um 28 Prozent zurück. Allein in der Innenstadt stehen über 250 000 Quadratmeter Bürofläche leer. Bis Ende 2011 kommen dort noch 100 000 Quadratmeter spekulative Flächen hinzu. "Wenn eine Wohnung länger als sechs Monate nicht vermietet wird, ist das eine Ordnungswidrigkeit. Für Gewerbeimmobilien gibt es eine solche Regelung leider nicht", sagt Pahlke. "Wir fordern die Umwandlung von Büros in Wohnungen."
Die Stadt lehnt dies ab, will lediglich Gewerbeflächen für den Wohnungsbau ausweisen und einen Wohnungsbaukoordinator bestellen. "Viele Bauvorhaben scheitern an behördlichen Zwängen und Initiativen von Anwohnern", klagt der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen.