Viele Störche kamen wegen des schneelosen Winters zu spät in die Stadt. Ein Storch wurde überfahren, ein anderes Paar bei der Brut gestört.

Hamburg. In der diesjährigen Brutsaison sind in Hamburg deutlich weniger junge Störche aufgewachsen als im Jahr zuvor. "Vor allem ein später, schneeloser Wintereinbruch hat den Tieren zu schaffen gemacht", sagte Rüdiger Wolff. Der Liedermacher und Moderator ist Schirmherr des Storchenschutzes beim Nautschutzbund (Nabu). Viele der 23 aus Afrika nach Hamburg zurückgekehrten Nabu-Storchenpaare hätten dadurch gar nicht erst mit der Brut begonnen oder den Nachwuchs nicht aufgezogen.

Von den zurückgekehrten Storchenpaaren haben 15 in Hamburg gebrütet. Insgesamt wuchsen 37 Storchenjunge auf. 2011 waren es noch 46 junge Störche von 19 Paaren gewesen.

+++ Rolf und Maria - Liebespaar auf langen Beinen +++

Doch auch der Mensch hatte Einfluss auf die Tiere. Ein Storch war laut Nabu auf der Autobahn überfahren worden. Ein weiteres Paar wurde durch Renovierungsarbeiten in einem Nachbarhaus so gestört, dass die Brut misslang. Ein weiteres Problem sei die Vernichtung von Lebensraum durch den Menschen.

Auf feuchte Grünflächen angewiesen

"Störche sind auf feuchte Grünflächen angewiesen. Nur dort finden sie ausreichend Nahrung", sagte Christian Gerbich vom Nabu. Gerbich betreut die Naturschutzgebiete im Hamburger Bezirk Bergedorf, wo fast alle der 26 Hamburger Storchenpaare Quartier bezogen haben. 23 von ihnen werden vom Nabu betreut.

Große Sorge bereitet den Naturschützern die Umwandlung von Grün- in Ackerflächen. "Mais wird als Energiepflanze von der Europäischen Union gefördert und ist daher ausgesprochen gewinnbringend", sagte Gerbich. In denen als Monokultur angebauten, trockengelegten Feldern können kleine Amphibien wie Frösche und Lurche aber nicht leben. Sie sind die Futtergrundlage für den Weißstorch. "Die diesjährige Storchenbilanz ist ein Warnsignal", so Nabu-Storchenexperte Jürgen Pelch.

"Deshalb setzen wir uns für den Aufkauf dieser Gebiete ein", sagte Wolff. Mit den Erlösen aus Konzerten und CD-Verkäufen beteiligt sich der Musiker an dem Projekt. Desto mehr Wiesen in ihrer ursprünglichen Form erhalten würden, umso wahrscheinlicher sei es, dass es in Hamburg im nächsten Jahr wieder mehr Störche gebe.

Nach unterschiedlichen Zählungen leben etwa 4.500 Weißstorch-Paare in Deutschland, mehr als 80 Prozent von ihnen in den Neuen Bundesländern. Die Vogel mit weißem Federkleid, roten Läufen und rotem Schnabel werden zwischen sechs und acht Jahren alt und gehören zu den Zugvögeln. Nach der Aufzucht der Jungen verlassen sie im Spätsommer unsere Gefilde und fliegen in Richtung Afrika. Ende Februar, Anfang März kehren sie zurück – meist an die gleiche Stelle oder in die gleiche Gegend, in der sie bereits genistet haben.