Die “Zomianer“ zogen in einem Protestzug zur Kundgebung am Bahnhof Sternschanze. Ein Polizeiaufgebot begleitete die rund 300 Teilnehmer.

Hamburg. Kaum hatte die Besetzung begonnen, war sie auch schon wieder vorbei: Am Nachmittag haben die Zomia-Bauwagenbewohner das spontan besetzte Grundstück an der Schützenstraße/Leverkusenstraße wieder geräumt. Ein Ultimatum des Bezirks Altona war um 16 Uhr abgelaufen. Danach ließ die Hamburger Polizei eine Hundertschaft Aufstellung nehmen, da es hieß, dass sich auf dem besetzten Grundstück auch schwarz gekleidete Autonome versammelt hätten.

Die "Zomianer" starteten daraufhin einen Protestzug über die Stresemannstraße und Altonaer Straße zum Bahnhof Sternschanze. Rund 300 Personen - darunter auch Autonome - trafen dort zu einer Abschlusskundgebung ein. Die Schanzenstraße wurde komplett gesperrt, es kam zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Die Polizei stellte Wasserwerfer bereit. Gegen 19 Uhr wurde die Versammlung friedlich aufgelöst. Der Konvoi der "Zomia"-Bauwagen wurde auseinandergezogen und die Wagen einzeln von der Kundgebung losgeschickt. Um 19.30 Uhr versammelten sich einige der Demonstranten erneut – diesmal auf dem Spritzenplatz in Ottensen. Polizisten waren vor Ort. Die Lage blieb jedoch ruhig.

Besetzung am Vormittag

Am Vormittag hatten mehrere Bewohner des Zomia-Bauwagenplatzes in Wilhelmsburg mit neun Wagen und Unterstützern aus der Bauwagen-Szene das leer stehendes Grundstück an der Ecke Schützenstraße/Leverkusenstraße in Bahrenfeld besetzt. "Häuser und Plätze denen, die sie bewohnen. Besetzungen legalisieren" stand auf einem Plakat, das sie an den Zaun vor dem Grundstück anbrachten, das mitten in einem Wohngebiet liegt.

In Wilhelmsburg halten die Zomia-Leute zudem weiterhin mit acht Wagen Stellung, der kurz vor der Räumung steht.

Bis Donnerstagmittag sollen sich die Anhänger der alternativen Wohnform entschieden haben, ob sie auf die vom Bezirk Altona angebotene Fläche am Holstenkamp umziehen. Andernfalls droht die vom Bezirk Mitte angedrohte und bereits gerichtlich bestätigte Räumung des Platzes in Wilhelmsburg. "Aber der Platz am Holstenkamp ist ungeeignet", sagt Bauwagenbewohnerin Annika. Deshalb habe sich die Gruppe entschieden, auf die brachliegende Fläche an der Schützenstraße zu ziehen.

"Diese Fläche haben wir dem Bezirksamt Altona bereits vorgeschlagen", sagt die 32-Jährige. Die Politik habe signalisiert, dass dieser Platz durchaus vorstellbar sei. Doch geprüft sei die Fläche noch nicht. Durch ihren Teil-Umzug wollen die Zomia-Bewohner diese Prüfung nun vorantreiben. "Wenn nicht in Wilhelmsburg, dann hoffen wir, dass wir hier auf dem Platz in Bahrenfeld bleiben dürfen – oder, dass uns eine geeignete Alternativfläche angeboten wird", sagt Annika.

Dass ihr neuer Zomia-Platz mitten in einem Wohngebiet liegt, sei nicht ideal. "Aber wir glauben, wir können uns mit den Anwohnern gut arrangieren. Außerdem sind wir nicht laut und veranstalten keine Partys bis 2 Uhr morgens." Die SPD ist laut Aussagen der Bauwagenbewohner "nicht so begeistert" von ihrem Spontan-Umzug. "Die SPD-Politiker wollen zunächst beratschlagen, bevor sie mit uns sprechen", sagt Annika.

"Wir sind sehr enttäuscht über das Verhalten der Zomia-Bauwagenbewohner", sagt Thomas Adrian, Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion Altona. Die Bewohner hätten sich gegen alle Absprachen verhalten. "Das war kontraproduktiv und nicht klug." Dass die Zomia-Gruppe auf der Fläche in Bahrenfeld bleiben darf, halte er für sehr fraglich.