Küchenchef Christoph Rüffer vom Restaurant Haerlin und Thomas Martin vom Louis C. Jacob erkochen sich zweiten Michelin-Stern.
Hamburg. 16.05 Uhr am Nachmittag. Da stand es fest. Hamburg ist um einen weiteren Superlativ reicher. Dieses Mal in der Spitzengastronomie. Denn der renommierte Gastronomieführer Guide Michelin zeichnete erstmals überhaupt in seiner Ausgabe für 2012 gleich zwei Restaurants mit einem zweiten Stern für ihre Küche aus: Zum einen das Hotel Louis C. Jacob an der Elbchaussee mit Spitzenkoch Thomas Martin , zum anderen das Restaurant Haerlin im Hotel Vier Jahreszeiten mit Küchenchef Christoph Rüffer.
"Ich bin fast am Ziel meiner Träume", sagte Rüffer über die Auszeichnung, die in der Branche als Ritterschlag gilt. Nur fast? "Klar, jetzt geht ja die Jagd auf den dritten Stern los", sagte der "Hoffnungsträger" von 2011. Rüffer wusste nämlich, dass er als solcher mit noch mehr Besuchen von Inspektoren rechnen musste. "Es ist jetzt ein sehr, sehr schönes Gefühl. Man opfert viel für diesen Traum, auch privat, deshalb kann ich diesen Lohn richtig genießen." Dass der ausgezeichnete Sternekoch jedoch auch weiß, wie bedeutend eine gute Portion Familienleben ist, bewies er am Montag: Er feierte nicht spontan die große Party im Hotel, sondern fuhr lieber seine kleinen Töchter, wie er es versprochen hatte, zum Ballettunterricht. "Aber dafür knallen morgen die Korken bei mir und der ganzen Küchenbrigade", sagte der 38-Jährige. "Seit einem Jahr steht dafür der Champagner im Kühlhaus."
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Sprudelnd war die Stimmung auch bei Thomas Martin, der die frohe Botschaft am Telefon von Jost Deitmar, dem Direktor des Louis C. Jacob, bekam: "Ich habe gerade meinen Sohn vom Fitness-Studio abgeholt, da klingelte sein Handy, denn ich habe gar keins", sagte Familienvater Martin. "Als Jost Deitmar mir dann sagte, dass wir nach elf Jahren den zweiten Stern kriegen, war ich total baff und hin und weg." Er habe "überhaupt nicht" mit der neuerlichen Auszeichnung für das Jacob gerechnet. "Und ich freue mich auch für meine Köche, die jeden Tag hart arbeiten", sagte der 45-Jährige. Dem schloss sich sein Direktor Deitmar an. "Ich freue mich besonders für Thomas Martin und alle Jacobiner, die so hart für diese Auszeichnung gearbeitet haben. Überdies ist es für Hamburg ein enormer Gewinn, nun gleich zwei Zwei-Sterne-Restaurants zu haben", sagte er.
Für das gastronomische Renommee der Stadt hat diese Würdigung große Bedeutung, gab es doch bislang nur einmal eine Adresse mit Zwei-Sterne-Gastronomie: Das "Landhaus Scherrer" mit Küchenchef Heinz O. Wehmann durfte sich von 1989 bis 1994 mit dem Doppelstern schmücken. 2012 ziert das Traditionshaus weiterhin ein Stern, ebenso die Küchenwerkstatt , das "Le Canard nouveau" , das "Piment" , das "Prinz Frederik" , das "Sgroi" sowie "Süllberg - Seven Seas" . Nicht mehr in der Liste ist das "Tafelhaus" von TV-Koch Christian Rach, das im September geschlossen wurde.
Mit seinen insgesamt neun Top-Küchen steht Hamburg auf Platz drei hinter Berlin mit 13 Sternen und München mit elf. Bundesweit stieg damit die Gesamtzahl der Sterne-Restaurants von 237 auf 249.
"Wir haben eine goldene Generation von jungen Köchen mit Top-Ausbildung, die ehrgeizige Ziele verfolgen", sagte Ralf Flinkenflügel, Chefredakteur der roten Gourmet-Bibel "Guide Michelin". "Viele haben eine eigene Handschrift entwickelt, kochen sehr technisch, ohne aber den Geschmack oder die Harmonie ihrer Gerichte zu vernachlässigen."
Um überhaupt zu den Ergebnissen zu kommen, testen im deutschsprachigen Raum 13 sogenannte Inspektoren jährlich von November bis November die Restaurants und Hotels. "Es werden vor allem anspruchsvolle Gerichte probiert, die das Können der Küche fordern", sagte Michelin-Sprecherin Susanna Knapp. Jährlich kosten die Inspektoren rund 250 Essen, danach werden Berichte über die Eindrücke geschrieben. Auch Schleswig-Holstein wurde besucht, zwei Köche erhielten hohe Auszeichnungen: Jeweils zwei Sterne gehen an Christian Scharrer vom Restaurant "Buddenbrooks" in Lübeck-Travemünde und an Sebastian Zier vom "La Mer" in List auf Sylt.
Testsiegel für den Norden: Kulinarisch ausgezeichnet.