Acht Auszubildende wetteifern um die silberne Escoffierschale. Menükunst, Ausstrahlung und Kreativität zählen.
Die Hauben sitzen, die Mienen sind konzentriert. Kein Handgriff darf danebengehen für den Fall, dass gerade ein Juror vorbeischaut und sich Notizen macht. Es brutzelt und dampft in allen Ecken der Showküche von Vattenfall an der Spitalerstraße. Unter Strom, das sind an diesem Nachmittag vor allem die acht Nachwuchsköche, die ihr gesamtes Können unter Beweis stellen sollen.
Und zwar nicht nur am Herd. Ein Spitzenkoch muss weitaus mehr als exzellent kochen. Sie oder er sollte sich gut präsentieren können, kreativ bei der Rezeptentwicklung und gut organisiert in der Küche sein. So, wie einst Auguste Escoffier, französischer Meisterkoch und Namensgeber des renommierten Nachwuchsköche-Wettbewerbs um die "Silberne Escoffierschale". Und so sind auch die Anforderungen der Preis-Jury, die aus erfahrenen Küchenchefs, Fernsehköchen und Gastro-Experten besteht.
Zum zweiten Mal lobt der Kochklub Gastronom im Verband der Köche Deutschlands diesen Preis in Hamburg aus. Bewerben konnten sich alle Kochauszubildenden der Stadt. Zur Auswahl der Teilnehmer wurden ihre bisherigen Leistungen bei Wettbewerben, in der Schule sowie bei Prüfungen nach einem Punkteschema zusammengefasst. "Die meisten Chancen haben also diejenigen, die bereits an einigen Wettbewerben teilgenommen haben", sagt Kochklub-Gastronom-Vorsitzender Michael Mittelberger. "Der Preis soll die Auszubildenden zu Spitzenleistungen motivieren. Wir suchen das Top-Talent, das aus den Besten der Besten herausragt."
Und möglicherweise in die Fußstapfen von Thomas Martin, Wahabi Nouri und Cornelia Poletto tritt. Als Sterneköche von morgen kamen in diesem Jahr zwei Jungköche - Bastian Wenzel, Azubi bei Karlheinz Hauser auf dem Süllberg, und Claudius Wölm vom Hotel Vier Jahreszeiten - sowie sechs Köchinnen in die entscheidende Endrunde. Darunter Joséphine Wichmann (Bankhaus M. M. Warburg), Imme Marienhagen (Otto Versand), Sophia Birlem (Hotel Louis C. Jacob), Sarah Wiedemann (Empire Riverside Hotel), Leydi Freire de Gallegos (Steigenberger Treudelberg) und Florence Zwein vom Grand Elysée.
"Die Azubis müssen mit einem Drei-Gänge-Menü überzeugen, das sie allein und unter Verwendung besonderer Zutaten wie beispielsweise Hummer, dicke Bohnen und Fingermöhrchen zubereitet haben", erklärt Mittelberger. Anschließend geht es darum, sich einer prominent besetzten Jury zu präsentieren. Juroren wie die Fernsehköche der ersten Stunde Thies Möller und Erich Häusler sollen bewerten, wie die Köche ihre Speisen anpreisen und wie sympathisch und souverän sie sich im Gespräch verhalten. "Wenn Sie eine Suppe wären, welche wäre das dann?" lautet eine der Prüfungsfragen. "Eine Hochzeitssuppe, die bei allen beliebt ist", so die Otto-Auszubildende Imme Marienhagen, "eine ungarische Gulaschsuppe, die so scharf ist wie meine Zunge", sagt Sophia Birlem vom Jacobs Restaurant.
Und Bastian Wenzel vom Süllberg würde sich am ehesten mit einer Rinderkraftbrühe vergleichen: "Weil die so klar ist wie meine Zielvorstellung. Nämlich, Essen auf Sterne-Niveau und einen Service, bei dem man sich wohlfühlt, zu bieten." Auch Fachwissen wird geprüft, etwa, mit welchem berühmten Hotelier Auguste Escoffier einst zusammenarbeitete oder welches von vier Rezepten ein Original-Rezept des Großmeisters ist. "Ich bin ganz begeistert von unseren Nachwuchsköchen", sagt Thies Möller, der beim TV-Sender Vox kochte, bevor Tim Mälzer übernahm. "So jung und schon so kompetent!" Michael Mittelberger, der die Menüs verkostete, ist sich schon ziemlich sicher, dass in diesem Jahr die Damen die Nase vorn haben werden - und das nicht nur zahlenmäßig. Bevor die endgültige Entscheidung der Jury fällt, müssen die jungen Talente aber noch eine letzte Aufgabe lösen: ein festliches Bankettessen für 200 Personen kalkulieren und ihre Ergebnisse präsentieren.
Wer am Ende das Rennen unter den acht macht, entscheidet die Gesamtbewertung aus allen drei Aufgaben. Zur Siegerehrung am 1. Mai werden Küchenchefs, Hoteldirektoren, Freunde und Familien der Auszubildenden zu einer festlichen Gala ins Grand Elysée geladen. Beim großen Gourmetpreis, der eine Woche später auf dem Süllberg stattfindet, wird der Sieger ein weiteres Mal geehrt. Dann treffen sieben Sterneköche von heute auf einen möglichen Sternekoch von morgen. Oder auch auf eine Sterneköchin. Cornelia Poletto und Anna Sgroi könnten Gesellschaft gebrauchen.
Karten für den Großen Gourmetpreis unter Tel. 866 25 20.