Zum 100. Geburtstag des Hamburger Flughafens kamen rund 90.000 Besucher. Der Riesenjet A380 startete zum Rundflug nach Sylt.
Fuhlsbüttel. Üblicherweise sitzen die Passagiere vor dem Abflug mehr oder weniger geduldig am Flugsteig, lesen Zeitung und warten, dass das Einsteigen losgeht. Beim Lufthansa-Flug 3580 am Sonntagmorgen ist alles anders: Wer einen Platz an den großen Fenstern am Gate C 05 ergattern konnte, hat seine Kamera gezückt.
Und dann kommt er endlich, der größte Gratulant des Jubiläumsfestes zum 100. Geburtstag des Hamburger Flughafens - die A380. Langsam schiebt sich die Nase des Giganten Richtung Flughafengebäude. Aus den Cockpit-Fenstern der "Frankfurt" flattern links und rechts zwei große Hamburg-Fahnen.
Viele der 526 Passagiere, die gleich in den Airbus A380 drängen, haben vergangene Woche stundenlang angestanden, um die begehrten Tickets für den Rundflug zu ergattern. Der Gewinn von 50.000 Euro wird gespendet, eine Hälfte geht an den Abendblatt-Verein Kinder helfen Kindern, die andere an die Lufthansa-Mitarbeiter-Hilfsorganisation Help Alliance.
"Mein Enkel hat fünfeinhalb Stunden in der Ticketschlange gewartet", sagt Katrin Zabel und strahlt nun, als sie mit diesem in Reihe 90 Platz nimmt. "Mit der A380 fliegen zu können, das gibt es ja nicht jeden Tag", sagt die 65-Jährige aus Schenefeld bester Laune.
"Ich habe schon so viel Positives gehört, von Passagieren und von Flugkapitänen", sagt auch Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos), der nun zum ersten Mal in einem Airbus A380 in die Luft gehen wird. "Ich war schon ein paar Mal in der Werft in einer A380, aber ich bin noch nie damit geflogen."
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20 Abendblatt-Leser hatten besonderes Glück - sie haben ihre Tickets gewonnen. Henrietta und Heinrich Heidtmann verdanken ihr Glück ihrer Tochter. "Sie hat für uns angerufen", sagt die 59 Jahre alte Bergedorferin. "Sie wird selbst im Oktober mit der A380 nach Australien fliegen und hat uns diese Flüge geschenkt." Ute Riemenschneider kam erst etwa eine Stunde vor Abflug zu ihrem Ticket: "Unsere Tochter hat gewonnen und wollte mit meinem Mann fliegen", erzählt die Wandsbekerin, "aber dann kriegte sie plötzlich Flugangst und fragte mich, ob ich nicht fliegen möchte." Die 72-Jährige, die schon häufiger Langstrecke geflogen ist, hatte den Personalausweis mit und konnte spontan einspringen. "Eigentlich wollte ich mit unserer anderen Tochter shoppen gehen, aber jetzt freue ich mich doch sehr", sagt sie lächelnd.
Start- und Zielflughafen sind bei diesem und einem zweiten Sonderflug im Anschluss identisch: Hamburg. Rundflug bedeutet bei einem Flugzeug mit einer Flügelspannweite von 79,8 Metern, das maximal beladen 560 Tonnen wiegt (so viel wie 110 ausgewachsene Elefanten) allerdings, dass der etwas weiter ausgedehnter ist als nur einmal über das Stadtgebiet.
Der Start fühlt sich jedenfalls schon mal an wie ein Ausflug in die große weite Welt. Die Räder rattern über die Startbahn und dann ist die "Frankfurt" auch schon in der Luft. Ein begeistertes Raunen setzt ein, hier und da hört man "Wow" oder "Wahnsinn". Das Flugzeug dreht westwärts, fliegt die Elbe entlang, dann über Elmshorn auf die Nordseeküste zu. Über Büsum, Friedrichskoog, St. Peter-Ording und die Halligen geht es nach Sylt, wo A380-Flottenchef Ingo Meyerdierks mit dem größten Passagierflugzeug der Welt eine Schleife dreht und dann in nur 150 Meter Höhe über der Nordsee den Strand entlangfliegt, wo gerade der Windsurf World Cup über die Bühne geht. "Da kann man ja die Farbe der Handtücher erkennen", juchzt Ute Riemenschneider. Und obwohl sich der Bordservice auf eine kleine Flasche stilles Wasser und einen Schokoriegel beschränkt, die im kleinen Gepäcknetz stecken, möchte wohl niemand an Bord mit den Gästen der Sansibar tauschen, die die A380 ebenfalls passiert. Zurück in Hamburg sind sich alle einig: ein tolles Erlebnis, der Flug hätte gern länger sein dürfen.
Aber auch auf dem Boden ist mächtig was los. Etwa 90 000 Besucher feiern am Sonnabend und Sonntag in den Terminals und auf dem Vorfeld der Lufthansa Technik. Besonders die Oldtimer wie die Super Connie oder die Junkers Ju 52 sowie der Riesenfrachter Airbus Beluga gehören zu den viel bestaunten Flugzeugen. Für das Gros der Kinder sind die Spezialfahrzeuge des Hamburg Airport noch wichtiger als die Flugzeuge selbst. Der vierjährige Henrik Hamann ist mit Mama, Papa und Oma aus Henstedt-Ulzburg gekommen und entert das Löschfahrzeug Z8. Als er auch noch einen Feuerwehrhelm übergestülpt bekommt, überzieht ein breites Lächeln sein Gesicht. Sein Tag kann besser nicht mehr werden.