Die Schreckensmeldungen über den Zustand der griechischen Wirtschaft reißen nicht ab. Eine der vielleicht wichtigsten Fragen dieser Tage ist, ob die Griechen nicht anders können oder ob sie nicht wollen. Eine Wirtschaft und deren Ordnung zu verändern braucht viel Zeit. Womöglich ist diese Zeit für Griechenland zu knapp bemessen. Das würde umso mehr dafür sprechen, das Land mit aller Hilfe der Europäischen Union und der Euro-Zone zu modernisieren.
Wenn es den Griechen allerdings nicht gelingt, einen neuen Weg tatsächlich gehen zu wollen, wird auch die Unterstützung Europas am Ende nichts nützen. Griechenland leidet unter den Spätschäden eines langen Feudalismus. Die Steuer- und Abgabenmoral wächst offenbar nicht, die Effizienz der öffentlichen Verwaltungen bleibt marginal. Jahrhundertelang war das Land von der osmanischen Kolonialmacht ausgepresst worden. In den vergangenen Jahrzehnten regierten abwechselnd die Klans der Papandreous und der Karamanlis. Von einem modernen Staatsverständnis nach den Maßstäben der EU ist Hellas wohl weiter entfernt als befürchtet.
Gerade deshalb irren jene, die glauben, Griechenland könne seine Wirtschaft mit einem Austritt aus der Euro-Zone und der Rückkehr zu einer eigenen Währung am besten sanieren. Das Land wird noch weiter zurückfallen, sollte es sich aus dem europäischen Einigungsprozess zurückziehen. Europa ist Griechenlands Hoffnung. Hoffnung für Europa aber kann nur ein Griechenland schaffen, dessen Bevölkerung den harten Weg der kommenden Jahre zu gehen bereit ist. Wenn es sein muss auch mit einer geregelten staatlichen Insolvenz.