Der Höhepunkt der Erkrankungswelle sei aber überschritten. Hamburger Kliniken sollen von Krankenkassen unterstützet werden.

Hamburg/Düsseldorf. Die Zahl der EHEC-Neuerkrankungen in Hamburg liegt weiter auf niedrigem Niveau. Seit Donnerstag sind 15 EHEC-Fälle neu gemeldet worden, darunter seien zehn Verdachtsfälle, wie die Gesundheitsbehörde der Hansestadt am Freitag mitteilte. Die Zahlen der vergangenen Tage würden dafür sprechen, dass der Höhepunkt der Erkrankungswelle überschritten sei, so wie in den anderen am meisten betroffenen Bundesländern auch.

Bei acht älteren EHEC-Fällen in Hamburg hat sich den Angaben zufolge der Verdacht zudem nicht bestätigt, weshalb die Gesamtzahl der EHEC-Fälle beziehungsweise Verdachtsfälle um 7 auf 1.086 stieg. Die Zahl der schwer erkrankten HUS-Patienten wuchs um einen Fall auf aktuell 189 Erkrankte. Mit 143 HUS-Fällen sind Frauen weiter überproportional häufig vertreten.

EHEC-Behandlungen: Kassen zahlen voll an Kliniken

Derweil können die Universitätsklinik Eppendorf (UKE) und alle anderen Hamburger Krankenhäuser, die EHEC-Patienten aufgenommen haben, auf Entlastung durch die Krankenkassen hoffen. Die gesetzlichen Kassen in Hamburg wollen den entsprechenden Kliniken die Kosten für die Behandlungen in voller Höhe vergüten. Es solle unkomplizierte Lösungen geben, kündigten die Landesverbände am Freitag an. Unter anderem soll es bei der Verlegung von Patienten unbürokratische Unterstützung geben. In Hamburg gibt es mehr als 1000 EHEC-Fälle oder Verdachtsfälle. In keiner anderen deutschen Stadt seien in den vergangenen Wochen so viele schwerstkranke EHEC-Patienten in Krankenhäusern behandelt worden, hieß es. "Ich freue mich, dass die Krankenkassen sehr schnell der außerordentlichen Herausforderung an unser Gesundheitswesen Rechnung tragen“, erklärte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD).

Ihr Amtskollege auf Bundesebene, Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), will unterdessen als Konsequenz aus der EHEC-Epidemie das Meldesystem deutlich verbessern. "Wir müssen das Meldeverfahren an die modernen Kommunikationsmöglichkeiten anpassen, damit die Informationen darüber, wie sich die Zahlen der Erkrankten entwickeln, schneller verfügbar sind“, sagte Bahr der "Rheinischen Post“ (Freitagausgabe). Es sei wirklich nicht verständlich, warum in einer solchen Situation wichtige Meldungen sogar per Post verschickt worden seien, ergänzte er.

+++ Hamburger Studentin leidet unter EHEC-Folgen +++

Bahr kündigte an, dass das Meldesystem für EHEC Thema auf der Gesundheitsministerkonferenz am 29. und 30. Juni sein werde. Kritik am Krisenmanagement der Politik wies Bahr von sich. "Man muss unterscheiden: Die Menschen kritisieren zurecht einen vielstimmigen Chor von Spekulationen, die von verschiedener Seite in die Welt gesetzt wurden. Das ging hin bis zu Schnittblumen und Bioterrorismus als Ursache des Ausbruchs“, sagte Bahr.

+++ EHEC-Forum des Hamburger Abendblatts +++

"Zum anderen gab es vonseiten der Ministerien und ihrer Fachinstitute sachlich begründete Empfehlungen und Informationen. Letzteres ist ja eben das, was die Bevölkerung zu ihrem Schutz zu Recht erwartet. Hier wurde gute Arbeit geleistet.“ Auch die Gesundheitsversorgung in den Krankenhäusern habe gut funktioniert, sagte der Minister.

Nephrologe: HUS-Patienten droht dauerhafte Dialyse

Seit Anfang Mai sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) bundesweit bisher 3304 EHEC-Fälle bekannt, davon 786 mit dem schweren HUS-Verlauf. Die Zahl der Neuinfektionen ging in den vergangenen Tagen aber spürbar zurück. Von Mittwoch auf Donnerstag kamen bundesweit nur 48 EHEC-Fälle dazu.

Mediziner gehen davon aus, dass einige HUS-Patienten dauerhaft unter Nierenschäden leiden werden. Es bestehe die Gefahr, dass sie weiterhin auf die Dialyse angewiesen seien oder ein Spenderorgan brauchten, sagte der Nierenspezialist und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, Prof. Reinhard Brunkhorst.

Der Hamburger Psychologe Frank Schulz-Kindermann warnte vor den seelischen Folgen einer EHEC-Infektion. Die Krankheit könne zu depressiven Verstimmungen, Ängsten und Panikattacken führen, sagte der Experte des UKE.

Mit Material von dpa und dapd