Das Vetorecht des Senats gegen die Veräußerung des besetzten Gebäudes läuft am Sonntag aus. Der Senat reagiert allerdings gelassen.
Hamburg. Am Sonntag läuft bei der Roten Flora eine Frist ab. Dann hat die Stadt Hamburg kein Vetorecht mehr, und Eigentümer Klausmartin Kretschmer kann das 1770 Quadratmeter große Grundstück frei verkaufen. Das will er auch tun, jedoch nicht sofort. "Ich werde dem neuen Senat erst mal Gelegenheit geben, sich bei diesem Thema aufzustellen. Zumal Olaf Scholz ja sagte, dass die Rote Flora bleiben soll, wie sie ist. Alles andere wäre unfair von mir", sagt Kretschmer. Wird die Rote Flora etwas später verkauft? Klausmartin Kretschmer zum Abendblatt: "Ja, ich werde verkaufen." Weiter wollte sich der Investor nicht äußern. Der Senat reagierte gelassen. "Wir kommentieren das nicht", sagte Senatssprecher Christoph Holstein.
Vor exakt zehn Jahren hatte Klausmartin Kretschmer, der sich gern "Kultur"-Investor nennt, das von Linksautonomen besetzte Gebäude für 370.000 Mark gekauft. Das passierte wohl in der Annahme, die Besetzung des baufälligen Gebäudes würde sich in den zehn Jahren von allein erledigen. Doch die Rote Flora wurde zum bundesweiten Symbol der Autonomen.
Der alte Vertrag zementiert den Status quo. Einerseits kann Kretschmer nicht ohne Einwilligung verkaufen. Andererseits ist festgeschrieben, dass ein neuer Eigentümer ein "gemeinnütziges Stadtteilzentrum" erhalten muss. Ein künftiger Investor, der das Haus räumen lassen möchte, müsste vor Gericht einen Titel erwirken. Doch auch dann würde der Senat im gesamtstädtischen Interesse sich wohl weigern zu räumen - um keine monatelangen Krawalle zu provozieren. Keine guten Aussichten für Investoren.