Schnee und Eis in Hamburg und Umgebung: Auf der A 7 stauen sich Autos kilometerlang, Lastwagen kämpfen an den Auffahrten.

Hamburg/Kiel. Achtung, Glätte: Das neuerliche Winter-Intermezzo mit Eisregen, Schneeschauern und Glatteis sorgt in Hamburg und im weiten Umkreis der Hansestadt für schwierige Straßenverhältnisse. Bis zum Abend zählte die Verkehrsleitzentrale rund 85 wetterbedingte Unfälle, die jedoch meist mit Blechschäden endeten. Hinzu kommen vielerorts Staus, vor allem rund um den Elbtunnel auf der Autobahn 7. Dort standen die Autos noch um 19 Uhr zwischen Quickborn und Kreuz Hamburg-Südwest in einer Lange von 30 Kilometern. Richtung Norden staute sich der Verkehr zwischen Heimfeld und Schnelsen in der Spitze auf 15 Kilometern.

"Dass Schnee und Glatteis pünktlich zum Feierabend einsetzten, ist besonders ungünstig", sagte ein Sprecher der Verkehrszentrale. Gerade Lastwagen hätten auf den Steigungen und Auffahrten der A7 mit Glätte zu kämpfen und sorgten dadurch wiederholt für Stockungen. Auch im Hafengebiet bereiteten den Lkw die Straßenverhältnisse erhebliche Probleme.

In der Hamburger Innenstadt kam der Berufsverkehr am Abend teilweise nur schleppend voran. Die Stadtreinigung ist seit 17.30 Uhr mit 120 Fahrzeugen im Einsatz, um die Hauptverkehrsstraßen freizuhalten. Bis 22 Uhr sollten zahlreiche Tonnen Feuchtsalz gestreut werden, sagte Stadtreinigung-Sprecher Reinhard Fiedler. Auf den Nebenstraßen und Gehwegen müsse weiter mit Glätte gerechnet werden. Gegebenenfalls werde das Personal am frühen Mittwochmorgen aufgestockt.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes sollen auch am Mittwoch in Hamburg und Schleswig-Holstein bei Temperaturen um minus zwei Grad weiter gebietsweise Schnee oder Schneeregen fallen. Es müsse dann erneut mit Glätte gerechnet werden, warnten die Meteorologen.

Am Dienstag hatte das Winterwetter im Norden neben Autofahrern auch Bahnreisenden zugesetzt. Am Morgen waren mehrere hundert Fahrgäste eines Zuges der S3 Richtung Hauptbahnhof zwei Stunden lang eingeschlossen. Die Bahn war gegen acht Uhr kurz vor Hammerbrook liegen geblieben, weil die Stromschiene vereist war und konnte weder vor noch zurück bewegt werden. Erst um zehn Uhr erreichte die S-Bahn wieder den Bahnhof Veddel. "Wir haben überlegt, den Zug zu evakuieren, aber eine Evakuierung in das vereiste Gleisbett wäre zu gefährlich gewesen", sagte Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis zu abendblatt.de.

Besonders bitter für die eingeschlossenen Fahrgäste: Auf dem zweiten Gleis düsten die Züge an ihnen vorbei. Denn die Stromschiene am Nebengleis war frei. "Der Wind hat den Eisregen gegen die eine Stromschiene getrieben", so Meyer-Lovis. Die Schiene musste von Hand frei gekratzt werden. Panik kam unter den Fahrgästen den Angaben zufolge nicht auf.

Auf der A1 Richtung Lübeck stockte der Feierabendverkehr zwischen Barsbüttel und Bad Oldesloe auf mehreren Kilometern. Im ganzen Land sei weiter mit Glatteis zu rechnen, warnte das Lagezentrum Schleswig-Holstein. In der Hamburger Innenstadt, wo es am Nachmittag immer mal wieder schneite, lief der Verkehr, teilte die Leitstelle mit. Die Autofahrer passten sich mit der Geschwindigkeit den Wetterverhältnissen an.

Auf der Autobahn 23 rammte ein Lastwagen in Höhe Rellingen (Kreis Pinneberg) einen vorausfahrenden Sattelzug. Dessen Auflieger schaukelte sich dadurch auf, schwenkte nach rechts aus und stieß schließlich ein Auto gegen die Außenschutzplanke. Der Sattelzug drehte sich auf der spiegelglatten Fahrbahn und kam quer zum Stehen. Der Verkehr staute sich für die Dauer der Bergungs- und Aufräumarbeiten mehrere Stunden lang und mehrere Kilometer weit. Insgesamt krachte es auf der A 23 zwischen 6 und 9 Uhr acht mal. Ein Autofahrer wurde leicht verletzt.

In Flensburg wurde am Morgen die Straße Oberer Latrupsweg nach mehreren Glätteunfällen gesperrt. Die Fahrzeuge rutschten unkontrolliert in die Leitplanke. Da der Bereich an einem Hang schlecht einsehbar ist, schätzte die Polizei die Lage als „hochgefährlich“ ein und leitete den Verkehr um.

In Böel (Kreis Schleswig-Flensburg) übersah der 67 Jahre alte Fahrer eines Kleinwagens beim Wenden im Schneegestöber einen Lastwagen. Der 67-Jährige wurde in seinem Auto eingeklemmt. Er kam ebenso wie seine leicht verletzten Beifahrerin (57) ins Krankenhaus. Der Lastwagenfahrer blieb bei dem Crash unverletzt. Der Sachschaden wurde auf 30000 Euro beziffert.

In Großenwiehe (Kreis Schleswig-Flensburg) schleuderte ein Auto frontal gegen einen Baum und knickte diesen um. In der Nähe von Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) rutschte ein Auto in den Graben. Die Fahrer wurden in beiden Fällen leicht verletzt. Auf der Autobahn 7 stockte der Berufsverkehr am Morgen aufgrund der glatten Straße zwischen Bad Bramstedt und Hamburg-Stellingen teilweise auf 20 Kilometern Länge.

Auf einer Brücke der E 47 bei Großenbrode (Kreis Ostholstein) wurde ein Lastwagen von einer heftigen Windböe erfasst. Auf der schneeglatten Fahrbahn schleuderte der Lastwagen nach Angaben der Polizei auf die Gegenfahrbahn und kippte in den Straßengraben. Um den Fahrer, der über starke Rückenschmerzen klagte, bei der Bergung nicht noch mehr zu verletzten, wurde er von der Feuerwehr aus dem Führerhaus herausgeschnitten. Er wurde mit einem Rettungshubschrauber in die Uniklinik nach Lübeck gebracht.

Drei Tote bei Glätte-Unfällen in Niedersachsen

In Niedersachsen haben überfrierende Nässe und Blitzeis am Dienstagmorgen hingegen zu zahlreichen Unfällen auf Autobahnen geführt. Laut der Autobahnpolizei Braunschweig häuften sich die Zusammenstöße besonders im Kreis Helmstedt. Dort krachte es nahezu im Minutentakt. Aber auch zwischen Königslutter und Wolfsburg sowie bei Lehrte (Region Hannover) sorgten spiegelglatte Fahrbahnen für Unfälle und Verkehrsbehinderungen. Nach ersten Angaben blieb es aber bei Blechschäden, Verletzte gab es keine. In Helmstedt wurde der Busverkehr witterungsbedingt eingestellt. Auch hier war der Streudienst ununterbrochen im Einsatz. Braunschweig war am Morgen von den winterlichen Verhältnissen ebenso betroffen. Bei Unfällen im Stadtgebiet blieb es bei Blechschäden. Eingefrorene Oberleitungen legten den Straßenbahnverkehr vorübergehend lahm.

Der schlimmste Unfall ereignete sich am Dienstagmorgen auf der Bundesstraße 3 zwischen Heber und Wintermoor: Dort verunglückte eine 55-Jährige aus dem Landkreis Stade tödlich. Die Frau war mit ihrem Mann in einem Klein-Lkw in Richtung Soltau unterwegs gewesen, als das Fahrzeug von der Straße abkam und gegen einen Baum prallte. Beide Insassen wurden eingeklemmt und mussten von der Feuerwehr befreit werden. Die Frau verstarb noch an der Unfallstelle, der 51-jährige Fahrer wurde schwerverletzt in ein Krankenhaus gebracht. Die B3 wurde zweitweise in beide Richtungen gesperrt.

In Westerstede (Landkreis Ammerland) hatte ein schwerer Verkehrsunfall bereits am Montagabend zwei Menschen das Leben gekostet. Auf nasser Fahrbahn kam das Fahrzeug eines 24-Jährigen am Montagabend in einer langgezogenen Rechtskurve von der Landstraße ab und knallte fast ungebremst gegen einen Baum. Dabei starben sowohl der Fahrer als auch sein 19-jähriger Begleiter. Der Wagen wurde beim Aufprall nahezu komplett zerstört.