Die CDU will die Entwicklung des Großprojekts dem Senat überlassen. Die SPD fordert dagegen eine Planung im eigenen Bezirk.
Hamburg. Es soll ein komplett neuer Stadtteil mitten in Altona werden, das größte Neubauprojekt nach der HafenCity entsteht dort in den kommenden Jahren auf dem Bahngelände: Doch die konkrete Planung der "Neuen Mitte" Altonas will der Bezirk lieber der übergeordneten Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) überlassen. Die oppositionelle SPD in der Bezirksversammlung läuft dagegen nun Sturm. Ihre Vermutung: "Offensichtlich ist die Abteilung in der BSU nicht ausgelastet und sucht nach neuen Aufgaben", argwöhnt SPD-Bezirksfraktionschef Thomas Adrian: "Wir müssen unseren Stadtteil selbst planen - alleine schon, um eine ausreichende Bürgerbeteiligung sicherzustellen", fordert er.
Von der schwarz-grünen Mehrheitskoalition im Bezirk wird die Forderung jedoch abgewiesen. Eine Bürgerbeteilung sei von der BSU zugesagt worden, sagt CDU-Bezirksfraktionschef Uwe Szczesny. Und dann sei zweifelhaft, ob die eigene Bezirksverwaltung ein so großes Projekt überhaupt bewältigen könne. "Da muss mit großen Firmen verhandelt werden, viele Interessen sind mit im Spiel - wir halten es für besser, wenn dann auch Senatoren direkt verhandeln", so der CDU-Politiker.
Tatsächlich hat es Altona bei der Planung seiner "Neuen Mitte" mit Immobilien-Profis zu tun: Zunächst soll ein knapp 30 Hektar und damit fast doppelt so großes Areal wie die Binnenalster bebaut werden. Schon von 2012 an können dort nach Einschätzung der BSU etwa 2000 Wohnungen entstehen. In einem weiteren Schritt ist die Verlegung des Altonaer Fernbahnhofs nach Diebsteich von der Bahn geplant. Die S-Bahn bleibt dann zwar in ihrem bisherigen Gebäude, doch es werden weitere Gleis-Flächen frei und rund um den neuen Bahnhof müsste quasi eine Art Bahnhofsquartier geplant werden. Eigentümer sind auf der insgesamt fast 100 Hektar großen Fläche im Wesentlichen die Bahn, die Holsten AG und die frühere Bahn-Immobilientochter Aurelis, die nun dem Baukonzern Hochtief und einem internationalen Finanzinvestor gehört. 2016, so die bisherige Planung, könnte mit dem Bau des neuen Bahnhofs begonnen werden.
Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) von Senatorin Anja Hajduk (GAL) hat für das gesamte Gebiet bereits eine sogenannte vorbereitende Untersuchung zur künftigen Nutzung in Auftrag gegeben und einen städtebaulichen Architektur-Wettbewerb in Vorbereitung. Nach Ansicht von CDU-Bezirksfraktionschef Uwe Szczesny mache es daher Sinn, wenn die BSU auch die weitere und konkrete Planung übernimmt. Tatsächlich gibt es dazu bereits ein Senatspapier, das die Schaffung eines "Vorbehaltsgebiets" in Altona vorsieht. Die "Neue Mitte" des Bezirks bekäme dann den gleichen Status wie die HafenCity, die ebenfalls in der übergeordneten Behörde geplant wird.
gallery Doch für SPD-Bezirksfraktionschef Thomas Adrian ist das kein Argument: "Wenn der Bezirksverwaltung für eine solche Planung Leute fehlen - dann versetzt man einfach welche dorthin, wo ist das Problem?" Unabhängig davon, wer nun die Neue Mitte planen darf - was dort geplant werden soll, wird im Bezirk eben immer mehr zum Thema. Die Linke hatte sich schon weit positioniert und massiven Sozialwohnungsbau gefordert. Und auch die GAL Altona hat bereits ein Positionspapier zu dem neuen Stadtteil verabschiedet. Zunächst für den ersten, knapp 30 Hektar großen Abschnitt im Gleisbogen südlich der Stresemannstraße.
Mit Blick auf Hamburg als europäische Umwelthauptstadt 2011 wollen die Grünen "ausschließlich" Passivhäuser zulassen, die höchste Standards in Sachen Energieverbrauch erfüllen. Auch Baumaterialien und Energieversorgung müssten ökologisch orientiert sein, hieß es. Derzeit verhandelt die GAL nun mit ihrem Koalitionspartner in der Bezirksversammlung, der CDU, über ein gemeinsames Papier zu Anforderungen in dem neuem Stadtteil, das Ende des Monats präsentiert werden soll. CDU-Bezirksfraktionschef Szczesny: "Die Forderungen von uns sind wohl etwas moderater, weil es bezahlbar bleiben muss - die Richtung aber stimmt schon."