Sie liegen oft draußen am Rand der Bezirke und sind bisher noch nie nach üblichen Standards ausgebaut worden. Mal fehlen Bordsteine, mal Gehwege oder die Fahrbahndecken sind nur provisorisch aufgebaut. Für die sogenannten "unfertigen Straßen" im Bezirk Altona hat die Verwaltung jetzt eine veränderte Prioritätenliste aufgestellt. Dort steht nun die, so wörtlich, "erstmalige endgültige Herstellung von Erschließungsanlagen" an. Eine Liste, die an mancher Stelle zu Verärgerung führen kann: Denn Anlieger werden bei solchen Straßen an den Kosten beteiligt, mehrere Tausend Euro können da je nach Grundstücksgröße schon einmal zusammenkommen. "Man muss daher mit Augenmaß vorgehen", fordert der Altonaer Verkehrsexperte der SPD, Henrik Strate. Gleichwohl sei an dem Ausbau selbst nicht zu rütteln.
Tatsächlich hat der Rechnungshof die Hamburger Bezirksverwaltungen schon vor geraumer Zeit dazu aufgefordert, solche Straßen auszubauen. Argument: Ständige Reparaturen an den provisorischen Straßen seien auf Dauer zu teuer für den Steuerzahler.
Immerhin rund 1300 solcher "unfertigen Straßen" gibt es hamburgweit. Bezirke wie Mitte, Eimsbüttel oder Wandsbek haben daher ähnliche Listen wie Altona aufgestellt und arbeiten sie teilweise bereits ab. "Das läuft bei uns schon seit einigen Jahren, jedes Jahr sind einige Straßenzüge dran", so eine Sprecherin im Bezirk Mitte. Die Bezirksversammlung Altona entschied sich jedoch für ein eher behutsames Vorgehen - zumal die Ausbaupläne in Rissen schon einmal auf heftige Anwohnerproteste gestoßen waren.
Die erste Ausbauliste wurde nun laut Bezirksamt in der Feinabstimmung noch einmal geändert: Grundlage sei ein in Hamburg einheitliches Bewertungssystem.
Überraschend schnell kommt daher beispielsweise nun ein Ausbau auf die Bewohner des Sandmoorwegs in Rissen zu. Wegen des schlechten Zustands rückte die Tiefbauabteilung die Straße von Platz 67 auf Patz 2 - die Arbeiten sollen daher schon in diesem Jahr beginnen: (siehe Tabelle). Das Problem dort: "Die Straße wird auch als Schleichweg nach Wedel benutzt", sagt SPD-Bezirkspolitiker Strate. Das sei wohl auch Ursache des schlechten Zustands. Daher müsse Wedel an den Kosten beteiligt werden - oder die Straße so gestaltet werden, dass sie nicht mehr als Durchgangsstraße genutzt werden könne. Zudem werde die Straße noch knapp zwei Jahre auch als Baustraße genutzt, ein Ausbau sei in dieser Zeit daher wenig sinnvoll.
Proteste von Anwohnern erwartet Henrik Strate nach ersten Gesprächen auch aus der Straße Sülldorfer Knick. Dort fürchteten die Anlieger, dass der eher dörfliche Charakter verloren gehe.
Am festen Willen der Umsetzung lässt aber das Bezirksamt Altona keinen Zweifel aufkommen: "Das ist eine Vorgabe, die wir erfüllen müssen", betonte die Bezirksamtssprecherin Kerstin Godenschwege.