Seit September ist der Körperscanner am Hamburger Flughafen im Einsatz. Er sieht Problemzonen, wo keine sind - der Abendblatt-Test.

Hamburg. Die Schlangen sind lang, durch die dicht gedrängten Reihen der Hamburger Flugpassagiere geht ein schon bekanntes Stöhnen: Im Terminal 1 macht der Sicherheitsbeamte den Weg zum Körperscanner frei. Es ist nur ein Test am Airport in Fuhlsbüttel, ob der „Nacktscanner“ (Volksmund) tatsächlich funktioniert und im Dauerbetrieb auch an anderen europäischen Flughäfen eingesetzt werden kann. Doch es ist eines der größten Ärgernisse für den mobilen Menschen dieser Tage. Denn der Nacktscanner sieht Problemzonen, wo keine sind. Fast jeder Passagier muss nachkontrolliert werden.

Die Sicherheitskontrolle dauert deutlich länger, als wenn man nur per Hand gescannt und bestenfalls durchgefummelt würde. Dabei sind Handy, Laptop, Kleingeld, Gürtel und alle verdächtigen Sorgenfalten bereits abgelegt. Kaum ein Fluggast kann im Nacktscanner auf Anhieb die Arme so heben, wie es der Kontrolleur verlangt. „Noch zehn Zentimeter höher. Die Hände direkt zueinander“, lautet das Kommando. „Lächeln“, sagt niemand. Auf dem Monitor kann man wie der erste körpergescannte Gast in Hamburg – Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) – die Konturen des eigenen Ichs sehen. Und es erscheinen überall diese Pickel, die aussehen wie wulstige Pixel am Bildschirm. Das sind die auffälligen Stellen, mutmaßliche Bombenpäckchen und elektronische Geräte, die da nicht hingehören. Tatsächlich zeigen sie aber bestenfalls Falten von Hemden und T-Shirts. Wer außer dem Hemd am Oberkörper garantiert nichts trägt, kein Brustimplantat und keinen künstlichen Darmausgang hat, sieht für die Sicherheitsleute auf dem Monitor trotzdem gefährlich aus. Denn da zeigt der Nacktscanner ja diese Pickel. Auch wenn ein breiter Po oder platte Füße in der Monitor-Darstellung nicht auffallen, so fürchtet man doch, dass man nackt dasteht.

Aber der Test ist harmlos, nicht einmal die Strahlenbelastung sollte den Fluggast sorgen, der über dem Atlantik in 10.000 Meter Höhe deutlich höheren Werten ausgesetzt ist. Allerdings lässt der vom Abendblatt beobachtete und von verschiedenen Fluggästen bestätigte Testbetrieb des Nacktscanners noch keine Vorteile erkennen. Die Schlangen vor den Sicherheitskontrollen bleiben lang, die Geräte haben offenbar noch nicht die gewünschte Genauigkeit. Bis März läuft die Erprobungsphase in Fuhlsbüttel. Laut NDR 90,3 gibt es ebenfalls Probleme im Betrieb der Scanner.

In den USA hat sich bereits eine Passagierbewegung gebildet, die sich nicht mehr aufwendig untersuchen lassen will, weil es das Fliegen zu einer endlosen Boden-Prozedur macht. Vor dem reiseintensiven Thanksgiving-Feiertag protestieren die Vielflieger in Internetforen und wollen mit Aktionen an verschiedenen US-Drehkreuzen auf die ihrer Meinung nach übertriebenen Sicherheitsmaßnahmen aufmerksam machen. Die tatsächlich gefährlichen Bombenpakete auf dem Weg in die USA und ins Kanzleramt nach Berlin sind am Flughafen nicht durch einen Scanner geprüft worden.