Durchschnittlich 670-mal pro Tag rückte Hamburgs Feuerwehr 2011 aus. Die Notfallbeförderung in der Hansestadt nimmt besonders stark zu.
Hamburg. Die Feuerwehr ist im vergangenen Jahr zu 244.903 Einsätzen ausgerückt - das sind knapp 10.000 Einsätze mehr als noch im Jahr zuvor. Damit stieg die Zahl auf ein absolutes Rekordhoch in der Geschichte der Feuerwehr Hamburg. Auch die 87 freiwilligen Feuerwehren waren 2011 stärker gefordert, sie wurden fast 9000-mal alarmiert.
"In den vergangenen fünf Jahren ist sie zu mehr als 1,1 Millionen Einsätzen ausgerückt - umso mehr ziehe ich den Hut vor den Mitarbeitern der Berufsfeuerwehr und den Einsatzkräften der freiwilligen Feuerwehren, die als Partner auf Augenhöhe hervorragende Arbeit geleistet haben", sagte Innensenator Michael Neumann (SPD) bei der Vorstellung der Bilanz für das Jahr 2011. Die Leistung der Brandbekämpfer sei auch vor dem Hintergrund beeindruckend, dass sie in der Vergangenheit diverse Einschnitte bei Versorgung und Gehältern hätten hinnehmen müssen.
"Unsere Aufgabe ist es, die Feuerwehr so auszustatten, dass die Sicherheit in der Stadt gewährleistet werden kann", sagte Neumann. Er versicherte, dass künftig kein Personal abgebaut, sondern im Bereich des Rettungsdienstes sogar aufgestockt werde.
Pro Tag verzeichnet die Feuerwehr mittlerweile durchschnittlich 670 Einsätze, damit gab es etwa alle zwei Minuten (genau: alle 128 Sekunden) einen Alarm. Die steigende Entwicklung der Einsatzzahlen spiegelt sich in vielen Aufgabenbereichen der Feuerwehr wider, vor allem im Rettungsdienst. So erhöhte sich die seit Jahren wachsende Zahl der Notfallbeförderungen 2011 erneut um 7,2 Prozent auf 133.428 Fälle.
"Der demografische Wandel in der Gesellschaft, die wachsende Bevölkerung, die steigende Zahl von Touristen und die Veränderungen im Gesundheitssystem scheinen der Grund für den Anstieg zu sein", sagte der Chef der Feuerwehr, Oberbranddirektor Klaus Maurer. Die Feuerwehr habe ihre Hausaufgaben gemacht und das Netz von Rettungsstandorten ständig an die erweiterten Anforderungen angepasst. Generell sei die Feuerwehr auf "eine angemessene Ausstattung und genügend Personal" angewiesen, um die steigenden Einsatzzahlen zu bewältigen, betonte Maurer. Nach wie vor gebe es aber einen Mangel an Mitarbeitern. "Wenn Hamburg wächst, muss auch die Infrastruktur und damit auch die Feuerwehr wachsen."
Im vergangenen Jahr sind 60 neue Einsatzkräfte, darunter neun Frauen, eingestellt worden. Damit arbeiten jetzt insgesamt 2606 Beschäftigte, davon 37 Frauen, bei der Berufsfeuerwehr - das sind 2,3 Prozent mehr als im Jahr 2010. Das Gros der Einsätze, nämlich 212.983, entfiel im vergangenen Jahr auf Rettungseinsätze. 12.044-mal rückten die Feuerwehrleute zu Bränden aus.
Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von rund 15 Prozent. Bei den Bränden wurden 403 Menschen verletzt, zwölf starben. 2010 gab es zehn Brandtote - die Zahl war so niedrig wie seit 17 Jahren nicht mehr. Zwölf Tote im Jahr 2011 sind im Vergleich zu den Jahren vor 2010 relativ wenig. "Ob es einen Zusammenhang mit der seit zwei Jahren geltenden Rauchmelderpflicht gibt, ist statistisch aber nicht gesichert", sagte Maurer.
Gesunken ist 2011 die Zahl der Großbrände, von 23 auf 13. Im Juli 2011 war etwa in einer Lagerhalle in Tonndorf ein Feuer ausgebrochen, in der CDs, CD-Hüllen und Computerspiele gelagert waren. Rund 200 Feuerwehrleute waren stundenlang beschäftigt, die Flammen einzudämmen. Trotz der Löscharbeiten brannte das Gebäude bis auf die Grundmauern nieder. Gestiegen ist dagegen die Zahl der Kleinbrände, von denen die Feuerwehr fast 3200 registrierte. Das sind 716 kleine Feuer - dazu gehören zum Beispiel brennende Papiercontainer - mehr als 2010.
Zu den Herausforderungen der nächsten Jahre zählt für Feuerwehr-Chef Klaus Maurer die Gewinnung von Nachwuchs: "Aufgrund der demografischen Entwicklung wird der Wettstreit um junge Leute künftig schwieriger." Deshalb sei es notwendig, neue Wege zu gehen. So denkt die Feuerwehr darüber nach, den Einstieg zu vereinfachen, indem sie selbst ausbildet, statt fertig ausgebildete Handwerker zu suchen. "Außerdem wollen wir mehr Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund für die Feuerwehr begeistern", sagte Maurer.