Die Polizei macht am Dienstag eine Großkontrolle in Hamburg. Sie will damit Autofahrer für das Halten an roten Ampeln sensibilisieren.

Hamburg. "Rotlichtverstöße sind weiterhin eine der Hauptunfallursachen auf den Straßen unserer Stadt", sagt Polizeisprecherin Sandra Levgrün. Um notorischen Ampelsündern die Gefährlichkeit ihres Handelns vor Augen zu führen, kontrolliert die Polizei Hamburg heute früh seit sechs Uhr im gesamten Stadtgebiet Ampelkreuzungen. Noch bis 22 Uhr werden 186 Beamte Autofahrer stoppen, die Lichtzeichenanlagen missachtet und damit sich und andere Verkehrsteilnehmer gefährdet haben. Levgrün: "Rotlichtverstöße sind kein Kavaliersdelikt." Sie können darüberhinaus mit Geldbußen und Führerscheinentzug geahndet werden. Die Polizei will im Verlauf des Jahres vermehrt Kreuzungen kontrollieren, von denen gehäuft Rotlichtverstöße gemeldet werden.

Bei der aktuellen Kontrolle gingen der Polizei zahlreiche Verkehrssünder ins Netz. „Es wurden 158 Rotlichtverstöße von Kraftfahrzeugführern sowie 20 Rotlichtverstöße von Fahrradfahrern festgestellt und geahndet“, teilte eine Sprecherin am Dienstagnachmittag in einer Zwischenbilanz mit. Die Beamten wollten die Kontrollen im gesamten Stadtgebiet noch bis zum späten Abend fortsetzen – um gegen eine Hauptunfallursache, das Ignorieren roter Ampeln, vorzugehen.

Die Polizisten überprüften bis zum frühen Nachmittag an sieben Kontrollstellen 280 Fahrzeuge sowie 20 Fahrradfahrer. Dabei stellten sie unter anderem elf Verstöße gegen die Anschnallpflicht fest und schrieben 20 Verkehrssünder auf, die beim Fahren telefonierten. „Einem Taxifahrer wurde wegen erheblicher Sicherheitsmängel an den Gurtschlössern im Fondbereich die weitere Fahrgastbeförderung untersagt“, hieß es.

Eine Studie des ADAC belegt, dass Rotlicht in Hamburg "eher als Empfehlung" gesehen wird", wie Verkehrsexperten bemängeln. Der Automobilclub hatte an sechs großen Kreuzungen im Hamburger Stadtgebiet Rotlichtsünder gezählt.

Mit Hilfe von Videoaufzeichnungen wurden die Kreuzungen 24 Stunden lang beobachtet und die Rotlichtverstöße ausgewertet. Getestet wurden die Kreuzungen Sierichstraße/Hudtwalcker Straße, Berliner Tor/Beim Strohhause, Cuxhavener Straße/Am Neugrabener Bahnhof, Alsterglacis/Mittelweg, Grindelallee/Rentzelstraße und Stresemannstraße/Holstenplatz. Allerdings nahmen die ADAC-Mitarbeiter nicht nur Autofahrer ins Visier, sondern auch Fahrradfahrer und Fußgänger.

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Die höchste Fußgängerfrequenz zwischen 6 und 19 Uhr wurde an der Stresemannstraße mit 9192 Fußgängern gemessen. 3106 Menschen haben die Straße davon bei Rot überquert, das sind 33,79 Prozent. Auf dem zweiten Platz landet die Kreuzung an der Grindelallee. Von 6787 Fußgängern haben 729 Personen die Straße zu früh oder zu spät überquert. Das sind 10,74 Prozent. Am wenigsten Rotlichtverstöße verzeichnete der ADAC an der Cuxhavener Straße. Dort haben nur 3,81 Prozent der Fußgänger die Straße noch bei Rot überquert.

Besonders besorgt ist der ADAC auch wegen der Ergebnisse der Autofahrer an den getesteten Straßenkreuzungen. Am häufigsten wurde die Ampel an der Sierichstraße missachtet. Dort haben 4,5 Prozent, also 298 der 6621 gezählten Autos, die Kreuzung zu früh oder zu spät überquert. An allen beobachteten Ampeln verzeichnete der ADAC mehr als 700 Rotlichtsünder. Sie alle hätten ihren Führerschein abgeben müssen, wären sie von der Polizei erwischt worden.

Auch die Fahrradfahrer haben insgesamt an allen sechs Kreuzungen 618 Mal die roten Ampeln missachtet, am häufigsten an der Sierichstraße mit 16,88 Prozent. Darauf folgt die Überquerung an der Stresemannstraße, bei der 12,53 Prozent der Fahrradfahrer die Ampel zu früh überquert haben. Nur 2,18 Prozent der Radfahrer missachteten die rote Ampel an der Cuxhavener Straße.

Als Reaktion auf die Ergebnisse forderte der ADAC mehr Kontrollen in den Hauptverkehrszeiten, mehr Kontrollen durch mobile und stationäre Anlagen an Unfallschwerpunkten. Zudem soll mit "guten Ampelschaltungen" besonders für Radfahrer und Fußgänger mehr Akzeptanz für die Ampeln geschaffen werden. Mit Material von dpa