Unfallschäden eines Jahres so hoch wie ein Zehntel des Bundeshaushalts

Hamburg. Das Unfallgeschehen hat sehr viel mit dem Wetter zu tun. Das zeigen die am Mittwoch in Berlin veröffentlichten genauen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zu den Verkehrsunfällen des vergangenen Jahres. Es war durchweg nasser und von drei Monaten echten Winters gekennzeichnet, nämlich Januar, Februar und Dezember.

Bei schlechtem Wetter bauen Autofahrer schon mal einen leichten Unfall. Zugleich sind aber weniger Menschen unterwegs. Genau das trug dazu bei, dass die Zahl der Unfälle zwar stieg, die der Verkehrstoten aber sank. Der Präsident des Bundesamtes, Roderich Egeler, konnte denn auch verkünden, dass innerorts die Zahl der Getöteten von 1.225 um 17 Prozent auf 1.011 zurückgegangen ist.

Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden ist seit zehn Jahren um ein Viertel auf genau 288.297 zurückgegangen. Der Straßenverkehr forderte in dieser Zeit nicht nur weniger Todesopfer – die Zahl halbierte sich fast -, sondern auch 39 Prozent weniger Schwer- und 23 Prozent weniger Leichtverletzte. Autos, aber auch Straßen sind wesentlich sicherer geworden.

Möglicherweise sind entgegen verbreiteten Vorurteilen auch Autofahrer, Zweiradfahrer und Fußgänger vorsichtiger geworden. Anders lässt sich die von 2000 bis 2010 nur um 2,6 Prozent gestiegene Zahl der polizeilich erfassten Unfälle kaum erklären, stieg doch die Zahl der auf deutschen Straßen zugelassenen motorisierten Fahrzeuge um rund zehn Prozent auf 52,3 Millionen.

Musterknaben sind die Deutschen im europäischen Vergleich aber keineswegs. Das Weißbuch der EU von 2001 gab allen Ländern das Ziel vor, bis 2010 die Zahl der Verkehrstoten zu halbieren. Das Ziel wurde verfehlt, aber das Programm rettete trotzdem Zehntausende Menschenleben: Statt 54.300 Verkehrstoten 2001 kamen 2010 rund 27.000 Menschen im Straßenverkehr ums Leben.

Im Gegensatz zu den baltischen Staaten, die aber auch von einem sehr hohen Niveau starteten, Spanien, Luxemburg, Schweden und der Slowakei schaffte Deutschland das nicht. Allerdings liegt es mit der Quote von fast minus 48 Prozent über dem EU-Durchschnitt von minus 44 Prozent. Auf die Einwohnerzahl gerechnet, nimmt Deutschland bei den Verkehrsopfern schon seit einigen Jahren Rang fünf ein. Die neuen Vorgaben des diesjährigen EU-Weißbuchs geben als Ziel aus, bis 2050 die Zahl der Verkehrstoten auf „nahe Null“ zu senken und bis 2020 wiederum um die Hälfte. Für Deutschland würde das 1.800 Verkehrstote bedeuten.

Weniger Verkehrsunfälle retten nicht nur Leben, sie sparen auch Kosten. Tod, Verletzungen und Sachschäden bei Straßenverkehrsunfällen verursachten im Jahr 2009 – die Zahlen für 2010 liegen noch nicht vor – in Deutschland volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von rund 30,5 Milliarden Euro. Das ist exakt ein Zehntel des am Mittwoch im Kabinett gebilligten Bundeshaushalts für 2012. Davon entfielen auf Personenschäden insgesamt 13,3 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Unfallkosten damit um etwa 1,6 Prozent – das bedeutet 500 Millionen Euro – gesunken, wie das Bundesamt für Straßenwesen errechnet hat.

Im selben Jahr beglichen die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherungen Schäden im Wert von 12,21 Milliarden Euro. Das war ein wenig mehr als die 12,16 Milliarden, die 2008 zusammenkamen. Während die Versicherer 2009 mit einer Schadenquote, also dem Verhältnis der Aufwendungen für Versicherungsfälle zu den verdienten Beiträgen, von 100,6 Prozent in diesem Segment knapp schwarze Zahlen schrieben, erzielten sie zwischen 2002 und 2008 lediglich Quoten zwischen 92 und 97 Prozent. Die Jahresprämien für Haftpflicht-, Teilkasko- und Vollkaskoversicherungen bewegten sich im zurückliegenden Jahrzehnt nach unten, am deutlichsten bei der Vollkaskoversicherung, wo sie im Schnitt von 300 auf 260 Euro 2009 sanken.