Hamburgs grüne Perle soll zum 100. Geburtstag des Gartendenkmals mit neuen Anlagen fein gemacht werden. Arbeitsgruppe ins Leben gerufen.
Hamburg. Es ist sein Baby, vielleicht sogar sein Lebenswerk, dieses 149 Hektar große Gelände mit seinen uralten Bäumen, den verschlungenen Wegen, üppigen Rhododendronhecken, der riesigen Festwiese, den Skulpturen, Denkmälern und alten Ziergärten mitten in unserer Stadt. Und so tut Egbert Willing, Leiter Management des öffentlichen Raumes im Bezirk Nord, alles in seiner Macht Stehende, um den Stadtpark, Hamburgs grüne Perle und bedeutendes Gartendenkmal, zu pflegen und weiterzuentwickeln.
Kaum ein Zweiter in der Stadt dürfte das Areal zwischen Ohlsdorfer Straße, Jahnring, Saarlandstraße und Südring so gut kennen wie der Chef persönlich. Und er gerät ins Schwärmen, wenn er auf alten Bauzeichnungen und Plakaten zeigen kann, welch "architektonisches und künstlerisches Gesamtkunstwerk" dem damaligen Oberbaudirektor Fritz Schumacher 1914 mit diesem Park gelungen ist. In zwei Jahren feiert der Park seinen 100. Geburtstag. Und Willing, der seit 1993 im Amt ist, wünscht sich für dieses Jubiläumsjahr vor allem eines: Möglichst viele Hamburger sollen sich mit dem Park, seiner Geschichte und seiner Zukunft identifizieren.
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Der passende Ort dafür wurde jetzt, nach mehr als zehnjähriger Sanierungsdauer, fertiggestellt - das als Sierichsche Forsthaus bekannte Gebäude an der Hindenburgstraße mit der Hausnummer 1. Es gehört dem Stadtpark Verein Hamburg, der das 117 Jahre alte Haus 2001 von der Stadt übernommen hat. Sechs Jahre zuvor war der letzte Mieter ausgezogen. Der Bezirk Nord hatte noch das Dach neu eingedeckt und die Fenster und Türen zur Eindämmung des voranschreitenden Vandalismus verbrettert. Dann wurde das unter Denkmalschutz stehende Forsthaus sich selbst überlassen.
"Als ich mitbekam, dass das Haus frei wurde, habe ich die Gunst der Stunde genutzt, um hier ein Besucher- und Informationszentrum zu verwirklichen." Gemeinsam mit anderen Stadtpark-Liebhabern gründete Willing den Stadtpark Verein Hamburg, dessen Vorsitzende heute Heidi Gemar-Schneider ist. Sie kann sich noch gut an die Anfänge erinnern. "Das Haus war völlig zugewachsen. Und drinnen sah es schrecklich aus." Das Gebäude wurde komplett entkernt und statisch gesichert. Das Mauerwerk wurde instand gesetzt.
Die Sanierung des alten Gebäudes bezeichnet Gemar-Schneider heute als "ein Gemeinschaftswerk", an dem viele engagierte Mitstreiter und zahlreiche Sponsoren mitgewirkt hätten. 200.-000 Euro haben die Arbeiten gekostet, Tausende Stunden sind ehrenamtlich in das Projekt geflossen. Pünktlich zu Beginn der Festvorbereitungen für den 100. Geburtstag ist das Gebäude nun fertig - "und wir können vom Zentrum des Parks aus dazu beitragen, diese herausragende, schützenswerte Grünanlage zu entwickeln", sagt Heidi Gemar-Schneider. Dazu wurde eine eigene Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die derzeit an einem Gesamtkonzept arbeitet. Das nächste Treffen ist am 22. Februar um 17.30 Uhr im Sierichschen Forsthaus. Darüber hinaus gibt es eine Forschungsgruppe, die sich um die Aufstellung historischer Schautafeln, den Aufbau eines Stadtpark-Archivs, die Organisation von Parkführungen und die Erneuerung der Skulpturen kümmert.
Das Sierichsche Forsthaus soll künftig auch Besuchern offen stehen, die sich im Archiv über die Geschichte des Parks informieren können. Geplant sind darüber hinaus Veranstaltungen zu Themen rund um den Stadtpark. Garten- und Landschaftsarchitekt Willing will den Besucher einbeziehen. "Der Park ist ein Gesamtkunstwerk und keine beliebige 08/15-Grünanlage oder Nachbars Wiese", sagt der Stadtpark-Chef, der zur Internationalen Gartenschau 2013 eine weitere Parkattraktion aus dem Dornröschenschlaf holen will: die Rosengärten. Die von vier Hecken umschlossenen Teilgärten wurden ab 1925 nach Entwürfen von Fritz Schumacher und Gartendirektor Otto Linne angelegt. Aufwendige Rosenpflanzungen, Polsterstauden und Sommerblumen bildeten die innere Bepflanzung, mit Kletterrosen bewachsene Ranksäulen den äußeren Rahmen.
Nach Kriegszerstörungen wurden die Rosengärten 1952 umgestaltet. Die wesentlichen Kreis- und Rechteckformen wurden beibehalten, die innenliegenden Pflanzflächen aber in Wasserbassins umgewandelt. Die Rosenpflanzung wurde individueller und weniger formal als die ursprüngliche schematische Flächenpflanzung angelegt.
Jetzt hat der Bezirk auf dem 9470 Quadratmeter großen Areal den Boden umfangreich ausgetauscht und vier Teilgärten in den Farbspektren Apricot-Gelb-Weiß, Weiß-Rosa, Rosa-Rot und Apricot-Rot angelegt. 360 000 Euro hat die Wiederherstellung der Gärten gekostet. Willing hofft, dass möglichst viele Besucher die neue Pracht des Rosengartens bereits in diesem Sommer genießen. Schließlich sei der Park auf diese Weise wieder ein Stückchen mehr an seine Ursprungsidee herangerückt, sagt Willing. Die hatte der mit der Konzeption betraute Architekt und Stadtplaner Fritz Schumacher 1914 so formuliert: "Ein Garten nicht zum Durchwandern, sondern zum Inbeschlagnehmen."