Bezirke und Vereine schlagen Alarm. Wo Geld fehlt, müssen Ideen und Engagement her
Unter den zahlreichen Gründen, die für Hamburg als lebenswerte Metropole sprechen, wird einer besonders häufig genannt: Die Millionenstadt sei so wunderbar grün. Je nach Wohnlage kommt dann schnell die wachsende Begeisterung für den nächsterreichbaren Park ins Spiel, beispielsweise für den sanfthügeligen Jenischpark, den Stadtpark mit seinen großzügigen Achsen oder auch den Öjendorfer Park mit seiner großen Wasserfläche. Joggen, spazieren, liegen, grillen - so lässt es sich hier gepflegt erholen, gratis und in der Natur.
Dabei ist es mit den Parks ein bisschen wie mit dem heimischen Badezimmer: Erst wenn keiner durchfeudelt, sieht man, wie viel Arbeit nötig ist, um den angenehmen Grundzustand herzustellen. Allein um den Status quo in den Parkanlagen zu erhalten, muss viel getan werden. Und das kostet Geld. Doch der sogenannte Finanzplan Grün wurde im Zuge des Sparkurses Opfer eines Kahlschlages. Wenn jetzt Vereine und Bezirke Alarm schlagen, weil die Parks in Hamburg zu verlottern drohen, ist das alarmierend und besonders peinlich in einem Jahr, in dem Hamburg den Ehrentitel Europäische Umwelthauptstadt trägt.
Die Probleme mit den Parks zeigen ein Phänomen, das sich auch in der Wirtschaft beobachten lässt: Einfach nur mit hartem Schnitt zu sparen zahlt sich am Ende selten aus. Sinnvoller wären ein gezielter Einsatz auch von weniger Mitteln und die gleichzeitige Förderung guter Ideen mit Perspektive, um den Erhalt und das Wachstum des Stadtgrüns zu gewährleisten. Was passiert, wenn jahrelang nur halbherzig gehandelt wird, erlebt Hamburg gerade an der Knappheit bezahlbarer Wohnungen - eine Misere, die auch nicht über Nacht entstanden ist.
Zurück zu den Parkanlagen: Wie wäre es, wenn die Umweltbehörde ihre erfolgreiche Aktion "Mein Baum - meine Stadt" weiterentwickelt zu "Mein Park - meine Stadt"? Was spricht dagegen, Events im Stadtpark für den Stadtpark zu organisieren, etwa ein Konzert in der Freilichtbühne, bei dem ein Teil des Eintrittsgeldes direkt in die Parkpflege fließt? Der Stadtpark, einst von Fritz Schumacher entworfen, von Otto Linne weiterentwickelt, ist ein exzellentes Beispiel für gelungene Naturarchitektur, gut zu sehen an der erst 2002 wieder errichteten Platanenallee. 2014 wird der 100. Geburtstag des Stadtparks gefeiert. Soll das 149 Hektar große Gelände bis dahin den Ruf einer zunehmend vermüllten Grünfläche mit zugewucherten Wegen bekommen? Das muss Hamburg verhindern.
Die Stadt hat eine vielfältige Parktradition, eine privat geprägte wie beim Baurs Park oder dem Sven-Simon-Park, eine, vergleichsweise spät entwickelte, aus öffentlicher Hand wie in Öjendorf. Traditionen, von denen auch die nächste Generation noch etwas haben soll, muss man aber hegen und pflegen. Und Menschen wie "Herrn Günther" finden: Der rüstige 80-Jährige, den das Abendblatt kürzlich vorstellte, kümmert sich aus Überzeugung um den Unna-Park, täglich und ehrenamtlich. Wo Ein-Euro-Jobber fehlen, können auch Patenschaften, die in den Bezirken vergeben werden, nützlich sein. Allein in Eimsbüttel haben sich schon über 60 Paten für Parks und rund 30 für sogenanntes Straßenbegleitgrün - zu Deutsch Büsche, Beete, kleine Wiesen - gefunden. Dabei kann das Bürger-Engagement immer nur Ergänzung der öffentlichen Hand sein, nicht Ersatz dafür. Für die Erledigung ihrer Hausaufgaben müssen die Bezirke ein Mindestmaß an Mitteln bekommen. Das ist die Aufgabe des Senats.
Wie groß der Ideenvorrat ist, zeigt das jüngste Projekt, der Antoni-Park auf St. Pauli am Pinnasberg der Initiative "Park Fiction". 1500 Quadratmeter Grünoase beweisen: Hamburg kann Park, im Kleinen wie im Großen. Das Lied dazu könnte heißen: "Ich muss noch schnell die Parks retten."