Der Kandidat für das Bundespräsidentenamt wirbt am Sonntag bei den Wahlmännern aus dem Norden in Hamburg um Stimmen für den 30. Juni.
Offiziell macht er keinen Wahlkampf in eigener Sache, weil das mit der Würde des höchsten Amtes nicht vereinbar sei. Aber inoffiziell wirbt Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) kräftig für seine Wahl zum Bundespräsidenten am 30. Juni.
Sonntag, 16 Uhr im Radisson-Hotel am Dammtorbahnhof: Wulff hat die Wahlfrauen und -männer von CDU und FDP aus Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern eingeladen, um sich vorzustellen. Keine Medien, keine Berichterstattung, sicher auch, um eine offene Diskussion zu ermöglichen.
Nach Informationen des Abendblatts sind die Wahlleute von SPD und Grünen allerdings nicht eingeladen worden. Damit, dass Rote und Grüne "ihrem" Kandidaten Joachim Gauck untreu werden könnten, rechnet Wulff offensichtlich ohnehin nicht. Aber nach der öffentlichen Debatte über seine Kandidatur und kritischen Stimmen aus den eigenen Reihen hat Wulff im schwarz-gelben Lager schon genug zu tun, alle Stimmen zu sammeln.
Rund 25 Frauen und Männer sind Wulffs Einladung gefolgt, zumeist sind es Christdemokraten. Teilnehmer berichten von einer konzentrierten, sachlichen Diskussion über eineinhalb Stunden. Direkt geht Wulff auf seinen Kontrahenten Gauck nicht ein. Aber wer will, kann aus Wulffs Präsentation indirekt schon etwas ableiten.
Der Niedersachse betonte, dass er aufgrund seines Alters - er wurde am Sonnabend 51 Jahre alt - und seiner Kinder - das jüngste ist erst zwei Jahre alt - Kontakt zur jüngeren Generation habe. Gauck ist 70 Jahre alt. Außerdem betonte Wulff, dass es seiner Ansicht nach von Vorteil sei, wenn der Bundespräsident das politische Geschäft kenne - wie er selbst eben.
Wulff kündigte an, er wolle sich im Falle seiner Wahl zum Bundespräsidenten dafür einsetzen, dass das Ansehen der Politik wieder wachse. "Die Gesellschaft muss aufpassen, dass Parteipolitik nicht immer nur negativ wahrgenommen wird", sagte Wulff sinngemäß. Eine Antwort blieb er schuldig. "Auf hypothetische Fragen antworte ich nicht", sagte Wulff, als einer wissen wollte, was ein Grund für ihn wäre, vom Amt des Bundespräsidenten zurückzutreten. Horst Köhlers abrupte Demission zeigt traumatisierende Wirkung.
"Ruhig, klar, zuversichtlich und schon etwas staatsmännisch getragen", so beschrieb ein Teilnehmer den gesamten Auftritt des Niedersachsen.