Im Alter ist jede dritte Hamburgerin finanziell von ihrem Mann abhängig. Welche Absicherungen zur Zukunftssicherung sinnvoll sind.
Hamburg. Frauen haben gravierende Probleme, wenn es um ihre Altersvorsorge geht. Denn Familienpausen, Teilzeitbeschäftigung und geringere Löhne führen zu einer niedrigen staatlichen Rente. Durchschnittlich nur 473 Euro Rente im Monat bekommen Frauen, ermittelte die Deutsche Rentenversicherung. 65 Prozent aller Rentnerinnen müssen heute mit bis zu 600 Euro im Monat auskommen.
Wegen solcher Zahlen sorgen sich auch immer mehr Hamburgerinnen um ihre finanzielle Zukunftssicherung. Fast jede dritte Frau in Hamburg fürchtet deshalb im Alter von ihrem Lebenspartner abhängig zu sein. Das geht aus einer aktuellen repräsentativen Erhebung der Hamburger Sparkasse (Haspa) hervor.
"Ein Grund dafür sind die Ausfallzeiten in ihrer Berufsbiografie", sagt die Finanzberaterin Rita Helmke von der Hamburger Agentur Frauenfinanzen. Zwar wird Familienarbeit bei der Rente angerechnet. Große finanzielle Folgen hat das aber nicht. So werden nur drei Jahre als Erziehungszeit den Frauen bei der Rente angerechnet. Erwerbstätige Frauen, die zwischen dem dritten und zehnten Geburtstag ihres Kinder unterdurchschnittlich verdient haben, weil sie nur Teilzeit arbeiten konnten, erhalten eine Gutschrift.
In der Umfrage der Haspa sagen 36 Prozent der Frauen über 50 Jahren, dass die fehlende Berufsausbildung der Grund für ihre schlechte finanzielle Stellung im Alter ist. Der Großteil der Frauen macht Einkommensunterschiede und Kindererziehungszeiten für die finanziellen Nachteile verantwortlich.
Experten befürchten, dass Frauen ihre Altersvorsorge vernachlässigen. Rationale Argumente reichen oft nicht aus, um Frauen für das Thema Altersvorsorge zu sensibilisieren. Anders nach einer Scheidung. Ein solcher Einschnitt macht häufig die Lücken bewusst. Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg warnt aber vor übertriebenen Aktionismus, wenn solche Lücken durch Banken oder Finanzberater aufgezeigt werden. "Das dient häufig nur als Verkaufsargument", sagt die Verbraucherschützerin.
"Es nützt nichts, für das Alter zu sparen, wenn man gleichzeitig ständig das Girokonto überzieht", sagt Castello. Vor der finanziellen Vorsorge für das Alter müssen existenzielle Risiken wie Berufsunfähigkeit abgesichert werden. Auch eine Haftpflichtversicherung ist Pflicht.
Spezielle Geldanlageprodukte für Frauen gibt es nicht. "Doch Frauen stellen besondere Ansprüche", sagt Helmke. "Für Frauen ist wichtig, dass das Finanzkonzept nicht starr ist, sondern sich flexibel an geänderte Lebensbedingungen anpassen lässt." Zwar beschäftigen sich Frauen oft später als Männer mit der Geldanlage, dabei aber umso intensiver. Sie stellen dabei hohe Ansprüche an Transparenz und Übersichtlichkeit. Auch ethisch-ökologische Kriterien bei der Geldanlage zählen. Da Frauen in der Regel weniger Geld zur Verfügung haben, bevorzugen sie sichere Anlagen. Die Rendite ist ihnen dabei weniger wichtig.
"Lieber in kleinen Beträgen sparen, als gar nichts zur Seite zu legen", rät Castelló. Gerade wenn wenig Geld zur Verfügung stehe, sollte es sicher angelegt werden. Dafür eignen sich Sparpläne, Sparbriefe oder Bundesschatzbriefe. "Wenn man daraus einen finanziellen Grundstock von 10 000 bis 15 000 Euro hat, können Frauen über weitergehende Anlagen wie Aktienfonds nachdenken, wenn das zu ihrer Risikobereitschaft passt."
Für die Altersvorsorge rät Helmke zunächst zu staatlich geförderten Produkten. Vor allem die Riester-Rente und die betriebliche Altersvorsorge. Die Riester-Rente ist für Frauen mit Kindern besonders attraktiv, da neben der Grundzulage (154 Euro) für jedes Kind eine Kinderzulage (185) gewährt wird. Auch Hausfrauen und Mütter in Elternzeit oder Erziehungsurlaub können die Riester-Rente nutzen. So lässt sich auch ohne eigenen Beitrag oder nur mit einem Sockelbetrag von jährlich 60 Euro eine eigene kleine Zusatzrente aufbauen. Statt Versicherungsprodukte empfiehlt Helmke lieber Fonds- oder für konservative oder schon ältere Frauen Banksparpläne. Alle drei Anlageformen stehen für die Riester-Rente zur Auswahl. Da die eingezahlten Beiträge und die Förderung sicher sind, gehen Frauen auch bei Fondssparplänen kein unüberschaubares Risiko ein.