Beim CDU-Neujahrsempfang des Bezirkes Nord ließ sich auch Berndt Röder blicken. Mitleid mit ihm hatten die Parteikollegen nicht.
Hamburg. Vom Neujahrsempfang der CDU schlich Berndt Röder mit gesenktem Kopf – und einer Miene, die wenig überraschend Missmut verriet. Keiner, der ihn nach draußen begleitete. Wirklich auf Mitleid hoffen durfte der gewesene Bürgerschaftspräsident nicht im Winterhuder Fährhaus.
Dort hatte sich die Parteiprominenz der CDU eingefunden: Fraktionschef Frank Schira, Innensenator Christoph Ahlhaus, Finanzsenator Michael Freytag, Sozialsenator Dietrich Wersich, außerdem die Bundestagsmitglieder Dirk Fischer und Rüdiger Kruse. Und die Herren wussten, was sich gehört: Für die Fotoapparate gequält lächeln musste Röder jedenfalls nicht alleine. Sichtlich bemüht brachte der 61-Jährige die Prozedur hinter sich, ehe er zumindest zwei Mal aufmunternden Applaus vernehmen durfte: als Ahlhaus ihn bewusst als ersten namentlich begrüßte und später Dirk Fischer seine „Verdienste, trotz allem, was da jetzt war“, würdigte.
Freytag und Schira äußerten sich vor Journalisten staatstragend, wollten aber nicht verraten, wie genau es am Sonnabend zum Rücktritt des Bürgerschaftspräsidenten gekommen war. Schira äußerte Verständnis für die Entscheidung Röders, „er wollte einen Schlussstrich, wir respektieren das“. Der Druck sei zu groß geworden, Röder habe das gemerkt und die Konsequenzen gezogen. Finanzsenator Freytag erklärte, am Sonnabend eine Stunde mit Röder gesprochen zu haben, „er hat unseren Rat gesucht“.
Was Freytag da bei Röder nach eigenem Bekunden festgestellt hat, ist Einsicht: „Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat und bereut sein Handeln.“ Röder habe nun aus eigenem Antrieb den Rücktritt gewählt, „um Schaden vom Parlament abzuwenden“. „Ich finde: Das ist die richtige Entscheidung“, sagte Freytag.
So sah das auch die Basis: Bei Brezeln und Sekt ließ die sich den Neujahrsempfang nicht verderben. „Wer sich so verhält, muss eben zurücktreten“, sagte ein Besucher kopfschüttelnd. Ein anderer erklärte: „In so einer Situation sieht man, dass Röder keine echten Freunde hatte. Da war keiner, der ihn im Amt halten wollte.“