Kannte Mamun Darkazanli Details über die Anschläge auf das New Yorker World Trade Center? Nach einem Pressebericht wollte die CIA ihn töten.
Hamburg. Geboren am 4. August 1958 in Aleppo (Syrien), Geschäftsmann auf der Uhlenhorst in Hamburg, deutscher Staatsbürger, Reisepassnummer 1310XXXXX. Er stand auf den einschlägigen Listen mit prominenten Terrorverdächtigen, die die Europäische Union, die Uno und die USA akribisch zusammengestellt haben.
In der Wohnung in der Harburger Marienstraße, wo Mohammed Atta und seine Komplizen die Anschläge in New York und Washington ausheckten, ging er ein und aus. Über sein Konto bei der Deutschen Bank flossen diverse fragwürdige Zahlungen. Über Mamun Darkazanli, der selbst auf einem Hochzeitsvideo mit zwei Attentätern des 11. September 2001 auftauchte, glaubt man alles zu wissen. Und doch wird er ein Rätsel bleiben.
Kannte er alle Details über die Anschläge auf die New Yorker Twin Towers und das Pentagon mit Tausenden Toten? War er schon 1998 in Al-Qaida-Attacken in Kenia und Tansania eingeweiht? Und welche Verbindung hat Hamburg heute zum Netz der Netze, das vom Namen al-Qaida zusammengehalten wird?
Nach amerikanischen Berichten soll Darkazanli bereits 1993 aufgefallen sein, als seine Telefonnummer bei einem mutmaßlichen Al-Qaida-Terroristen gefunden wurde. Seine Firma wurde vermutlich mit Hilfe deutscher Terrorfahnder überprüft. Die gesamte Harburger Zelle um Atta und den mutmaßlichen Finanzier und Verbindungsmann Darkazanli soll bereits vor dem 11. September im Visier der deutschen und amerikanischen Behörden gewesen sein. In den USA wurde sogar kolportiert, die CIA wollte Darkazanli bereits vor 9/11 "umdrehen" und ihn zum Informanten über Osama bin Laden und al-Qaida machen. Das scheint fehlgeschlagen zu sein - wie so vieles, was die Terrorfahnder mit der Akte Darkazanli unternommen haben. Dass die CIA und die Auftragsnehmer der Firma Blackwater den Hamburger beschatteten und möglicherweise gezielt töten wollten, passt ins Bild der hektischen Aktionen nach dem 11. September.
Schon früh war bekannt, dass es eine dunkle Verbindung zwischen Hamburg, spanischen Islamisten und den Bin-Laden-Leuten gab. Nach den Zug-Anschlägen am 11. März 2004 in Madrid wollten die spanischen Behörden Darkazanli anklagen, weil er langjähriger Al-Qaida-Verbindungsmann gewesen sei. In Hamburg wurde er verhaftet, saß schon fast mit Handschellen im Flieger nach Madrid, kam für neun Monate in Auslieferungshaft - und durfte doch als freier Mann gehen. Die Bundesanwaltschaft stellte 2006 die "außerordentlich umfangreichen Ermittlungen" ein. Zwar "vermittelte" Darkazanli Geschäfte für Terroristen und "verwaltete" die "unternehmerischen Aktivitäten" von bin Ladens Terrorfirma. Doch in den Terror selbst, so die Bundesanwälte, war Darkazanli nicht eingebunden. Selbst die Akten aus Spanien haben die deutschen Ankläger nicht weitergebracht. Mit den "organisationsspezifischen Voraussetzungen einer terroristischen Vereinigung in Deutschland" hatte der Mann von der Uhlenhorst nichts zu tun. Das ist amtlich.