Hamburg. Eric Prince kochte vor Wut. "Ich habe mich und meine Firma der CIA für einige äußerst riskante Missionen zur Verfügung gestellt", sagte der 40-jährige Milliardär, "aber als es politisch zweckdienlich wurde, hat mich irgendjemand vor den Bus geworfen". Der sonst eher publikumsscheue Prince hat ein Interview mit dem "Vanity-Fair"-Autor Adam Ciralsky - einem ehemaligen CIA-Juristen - zur Abrechnung mit der US-Regierung benutzt. Der durchtrainierte 40-Jährige - er betreibt neben dem Schießen noch Montainbiken, er klettert, joggt und fährt mit dem Kajak auf dem offenen Meer - ist Gründer und Eigner der Firma Xe, besser bekannt unter ihrem alten Namen Blackwater. Xe steht für das Edelgas Xenon, das im Periodensystem der Elemente am äußerst rechten Rand steht - genau wie Prince selber.
Eric Prince ist der Sohn von Edgar Prince, der das Auto-Zulieferer-Unternehmen "Prince Automotive" gründete und 1995 an einem Herzanfall starb. Sein Sohn Eric, zu diesem Zeitpunkt noch Angehöriger der US-Eliteeinheit Navy Seals und im Auslandseinsatz, und seine Schwestern verkauften den Laden mit seinen 4500 Angestellten für 1,35 Milliarden Dollar.
Ein Jahr später kauft Prince 24 Quadratkilometer Land in den Torf-Sümpfen bei Moyock im US-Bundesstaat North Carolina, gründet bald darauf ein Sicherheitsunternehmen und nennt es nach dem schwarzem Wasser der lokalen Sümpfe Blackwater. Zunächst trainieren nur ehemalige Kameraden der Navy Seals auf den Schießanlagen und anderen Einrichtungen, doch nach den Terroranschlägen vom September 2001 und dem Beginn des Irak-Krieges nimmt die Regierung von US-Präsident George W. Bush immer stärker die Leistungen von Blackwater in Anspruch. Dabei hilft es sicher, dass Prince die Republikanische Partei - wie auch Organisationen christlicher Fundamentalisten - mit erheblichen Summen unterstützt. Blackwater erhält zwischen 2001 und 2008 vom Pentagon Aufträge im Milliardenwert und steigt zur mächtigsten Sicherheitsfirma der Welt auf. Sie unterhält eigene Kampfflugzeuge, Schiffe und baut sogar Panzerwagen selbst. Mehr als 30 000 Soldaten und Sicherheitskräfte trainieren jährlich auf den ausgedehnten Blackwater-Anlagen - darunter auch CIA-Kommandos. Die Bindungen zwischen Geheimdienst und Sicherheitsfirma werden immer enger. Im Irak bekommt Blackwater vom amerikanischen Prokonsul Paul Bremer mit dem berüchtigten "Memorandum 17" juristische Immunität und nutzt sie weidlich aus. Es kommt immer wieder zu Todesfällen. Doch als Blackwater-Söldner am 16. September 2007 aus allen Rohren feuernd über den Nissur-Platz in Bagdad fahren, 17 Zivilisten töten und 24 schwer verletzen, greift die US-Justiz endlich ein. Die "New York Times" berichtete jedoch, Blackwater habe mehr als eine Million Dollar an die irakische Verwaltung bezahlt, um Augenzeugen beeinflussen zu können.
Die Firma gerät immer mehr ins Visier von Justiz und Medien - wegen Morden, Gewalttaten und Waffenschmuggels. Es kommt zu Zivilprozessen gegen Blackwater-Mitarbeiter und sogar zu Anhörungen im US-Kongress. Prince gibt an, er müsse pro Monat zwei Millionen Dollar an juristischen Kosten aufwenden. Er selber wird in den Medien zumeist als militanter, christlich-fundamentalistischer Extremist und skrupelloser Kriegsgewinnler porträtiert. Prince taufte seine Firma in Xe um und kündigte entnervt an, sich als Vorstandsvorsitzender zurückzuziehen und auch wesentliche Anteile an Xe aufgeben zu wollen. Künftig wolle er als Lehrer für Geschichte und Wirtschaftswissenschaften arbeiten.
Doch bis vor zwei Monaten, als US-Präsident Barack Obama "den Stöpsel gezogen habe", wie Prince gegenüber Autor Cirulsky bemerkte, war er noch tief in den "dunklen Künsten" der Spionagearbeit engagiert - schickte im Auftrag der CIA Undercover-Teams in diverse Staaten, mit denen die USA Probleme haben. Auch leistete Blackwater/Xe bis vor Kurzem den US-Truppen Hilfe bei der Ausschaltung von Taliban- und Al-Qaida-Führern durch Kampfdrohnen der Typen "Predator" und "Reaper".
In den vergangenen sechs Jahren hat Eric Prince laut "Vanity Fair" ein Doppelleben geführt - nach außen hin Vorstandsvorsitzender von Blackwater, getarnt jedoch als wichtiger Mitarbeiter der CIA, der die enormen Ressourcen von Blackwater nutzte, um Aufklärungs- und Kampfoperationen in hochriskanten Gegenden der Erde zu ermöglichen.