Einen Tag lang hat das Abendblatt die 22 Jahre alte Studentin Vanessa Kusch begleitet. Morgens auf dem Campus, nachmittags in der Kita.
Hamburg. Für diese Erkenntnis musste sie nicht lange studieren. Sechs Wochen haben gereicht. "Die Uni ist verschulter als die Schule, das lernt man schon im ersten Semester", sagt Vanessa Kusch. Seit Oktober studiert die 22-Jährige an der Universität Hamburg Erziehungswissenschaft im Hauptfach und Psychologie im Nebenfach, in drei Jahren will sie einen Bachelor-Abschluss haben. "Leider", sagt die Bielefelderin. "Ein Diplom wäre mir lieber." Für die Hochschulreform hat sie viel übrig, vor allem Kritik. "Der Stundenplan wird diktier, und in den überfüllten Seminaren gilt Anwesenheitspflicht - was hat das noch mit eigenverantwortlichem Lernen zu tun?"
Die Städte mit den meisten Schulabgängern ohne Abschluss
Auf ihrem Stundenplan stehen fünf Seminare und ebenso viele Vorlesungen, insgesamt 21 Wochenstunden. "Klingt wenig, mit Vor- und Nachbereitung ist das aber ein ordentliches Pensum." Dazu kommt noch der Job in der Kindertagesstätte Engel & Bengel, Studiengebühren von 375 Euro pro Semester und das Leben in der Großstadt müssen bezahlt werden. Ihre Eltern, ein Arzt und eine Musikjournalistin, unterstützen sie. "Aber ich will auch selbst meinen Teil dazu beitragen."
Ihr Alltag sei ab 7 Uhr morgens durchgeplant, sagt die Studentin, die mit ihrem Freund, der ebenfalls Psychologie studiert, in einer 40 Quadratmeter großen Wohnung in Eimsbüttel lebt. Das Protokoll eines ganz normalen Tages: