Im Streit um die Ikea-Ansiedlung in Altona und dem damit verbundenen Abriss des Frappant-Gebäudes bewegt sich der Bezirk auf die Ikea-Gegner zu.
Hamburg. Nach einem Beschluss der Bezirksversammlung soll das leer stehende ehemalige Finanzamt neue Heimat für Künstler aus dem Frappant werden.
"Das könnte eine Lösung sein", sagt Altonas Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose, der nun mit der städtischen Liegenschaft über diese neue mögliche Nutzung des Finanzamts verhandeln will. Hintergrund: Rund 150 Künstler, Architekten und andere Kreative haben in dem riesigen Betonklotz Frappant an der Großen Bergstraße derzeit in oberen, ehemaligen Büroetagen günstige Ateliers. Das Gebäude, ein in den 70er-Jahren gebautes Einkaufszentrum, steht ebenfalls größtenteils leer. Von Anwohnern und auch aus der Künstlerszene des Frappant gibt es aber Protest gegen die Ikea-Pläne, die ansonsten von einer Mehrheit der Kommunalpolitik begrüßt werden. Der jetzige Vorstoß des Bezirks für neue Quartiere im alten Finanzamt dürfte diesen Streit aber nur teilweise schlichten, denn er ist mit vielen Fragezeichen verbunden. Zum einen entscheidet über die Nutzung des Finanzamts die städtische Liegenschaftsverwaltung.
Allerdings gilt die Ansiedlung des ersten Ikea-City-Möbelhauses auf dem kontinentaleuropäischen Kontinent auch als interessant für ganz Hamburg, der Altonaer Vorschlag könnte daher auch Unterstützung im Senat bekommen. Es gibt aber noch ein anderes Problem: Im Frappant haben laut Bezirksverwaltung nur 30 der 150 Kreativen einen Mietvertrag. "Die anderen sind de facto Hausbesetzer", sagt Warmke-Rose. Platz im Finanzamt wäre nur für die 30 Künstler mit Mietverträgen.
Schon längst geht es bei dem Ikea-Protest auch um einen Erhalt des Frappant als eine Art künstlerisches Stadtteilzentrum, so wie es auch ein Teil der Linken fordert. Eigentümerin des Gebäudes ist ein Tochterunternehmen der angeschlagenen Hypo Real Estate Bank, die die Immobilie bereits für zehn Millionen Euro an Ikea verkauft hat. Bis Mitte Dezember hat Ikea ein Rücktrittsrecht. Zudem sind, wie berichtet, zwei Bürgerbegehren zur Ikea-Ansiedelung in Vorbereitung (jeweils ein Bürgerbegehren pro und kontra Ikea), sodass es im Frühjahr aller Voraussicht nach zu generellen Abstimmungen kommen dürfte.