Die Hamburger Reederei Gebrüder Winter setzt nur geringe Erwartungen in den Prozess um einen Piratenangriff auf ihren Frachter “MV Courier“. Das Verfahren gegen die neun somalischen Angeklagten werde “nicht viel bringen, weil es nach dem Versenken der Waffen im Meer keine Beweismittel mehr gibt“...Bilder von Piraten-Angriffen und Verfolgungen

Die Hamburger Reederei Gebrüder Winter setzt nur geringe Erwartungen in den heute in Kenia beginnenden Prozess um einen Piratenangriff auf ihren Frachter "MV Courier". Das Verfahren gegen die neun somalischen Angeklagten werde "nicht viel bringen, weil es nach dem Versenken der Waffen im Meer keine Beweismittel mehr gibt", sagte der für den Betrieb der Schiffe zuständige Reedereiinspektor Carsten Meyer. "Und selbst wenn der Kapitän der 'MV Courier' aussagen würde, stünde seine Aussage gegen die von neun anderen", die ihre Unschuld beteuerten. "Es wird schwierig, die nur aufgrund einer Zeugenaussage zu verurteilen", sagte Meyer.

Ob der philippinische Kapitän aussagen werde, sei auch noch unklar. Dieser fürchte als "Kronzeuge" in einem Prozess, in dem es zweifelsohne um "mafiöse Strukturen" gehe, nicht nur um seine eigene Sicherheit in Kenia. Er habe "Angst davor, dass die Piraten ihn aufspüren und umbringen lassen, oder dass ihre Hintermänner seine Familie in den Philippinen unter Druck setzen lassen". Der bei der Reederei Winter auch für die Sicherheitsstandards an Bord zuständige Meyer sagte, er wisse zudem nicht, ob der Kapitän die an dem Angriff auf die "MV Courier" Anfang März beteiligten Piraten überhaupt zweifelsfrei identifizieren könne. Aus Sicht Meyers sollte sich die internationale Gemeinschaft im Kampf gegen die Piraterie künftig viel stärker auf die "professionellen Strukturen" hinter den Seeräubern konzentrieren. Er glaube nicht, "dass der durchschnittliche afrikanische Fischer zu Lösegeldverhandlungen in großem Stil in der Lage" wäre. Die Hintermänner und Profiteure säßen wahrscheinlich im Ausland, "und die müsste man dingfest machen", um die Logistik der Piraten zu stören, sagte Meyer. Die Beschaffung zum Beispiel von Treibstoff-Nachschub für die Piraten zu unterbrechen, halte er dagegen für "illusorisch". Auch eine härtere Gangart der Marine, etwa eine gewaltsame Befreiung gekaperter Schiffe, sehe er skeptisch. Dies könnte zunächst zu einer weiteren Eskalation führen, befürchtet Meyer.