Bundeswehr-Soldaten nehmen neun Täter fest. Möglichweise werden die Piraten in Hamburg vor Gericht gestellt. Bilder von der Festnahme der Piraten. Bilder von Piratenangriffen. Bilder von Marinesoldaten.

Hamburg. Die Deutsche Marine hat einen Piratenangriff auf den Hamburger Frachter MS "Courier" abgewehrt. Erstmals nahmen deutsche Marinesoldaten dabei neun Angreifer fest. Sie werden zurzeit an Bord der Fregatte "Rheinland-Pfalz" vernommen, teilte das Einsatzführungskommando in Potsdam mit. Die Staatsanwaltschaft in Hamburg ist bereits eingeschaltet, möglicherweise kommen die Piraten in der Hansestadt vor Gericht.

Es war frühmorgens, gleich zu Bürobeginn, als bei der Reederei Gebrüder Winter an der Großen Elbstraße am Fischmarkt das Telefon klingelte. Am Apparat der philippinische Kapitän des Winter-Schiffs MS "Courier": Im Golf von Aden war der unter der Flagge Antigua und Barbuda fahrende Frachter kurz zuvor gegen 7 Uhr MEZ von Piraten angegriffen und mit einer Panzerfaust und einem Maschinengewehr beschossen worden. "Gott sei Dank wurde niemand verletzt, auch Schäden an Bord gibt es nicht, weil die Angreifer wohl danebengeschossen haben", sagte ein Reederei-Sprecher dem Abendblatt. Das Schiff wird normalerweise als kleinerer Containerfrachter eingesetzt, war aber jetzt mit einer Ladung Stahlrollen auf dem Weg von Antwerpen nach Dubai, als die Piraten angriffen.

Nach Darstellung der Marine fing die Fregatte "Rheinland-Pfalz" gegen 7.12 Uhr MEZ den Notruf der "Courier" auf, die 50 Seemeilen (etwa 93 Kilometer) mit Höchstgeschwindigkeit von 18,5 Knoten (etwa 30 km/h) vor den Piraten flüchtete. Daraufhin habe Fregatten-Kommandant Markus Rehbein zunächst einen Bordhubschrauber vom Typ Sea Lynx zu Hilfe entsandt. Ein weiterer Helikopter des amerikanischen Kriegsschiffs "USS Monterey" flog der Marine zufolge ebenfalls zu dem in Not geratenen Frachter. Beide Hubschrauber feuerten Warnschüsse auf die Angreifer, die schließlich mit ihrem offenen Boot wieder abdrehten. Gegen 9.50 Uhr näherte sich auch die Fregatte dem Piratenboot, deutsche Soldaten enterten es von einem Beiboot aus und nahmen die Täter fest - anscheinend ohne auf nennenswerte Gegenwehr zu stoßen.

"Es war ein erfolgreicher Einsatz, niemand kam zu Schaden", sagte Fregattenkapitän Roland Vogler-Wander vom Einsatzführungskommando dem Abendblatt. Wie lange die Piraten auf der Fregatte bleiben werden und wie weiter mit ihnen verfahren wird, soll laut Bundeswehr in den kommenden Tagen entschieden werden.

Seit November 2008 patrouillieren im Golf von Aden Kriegsschiffe von EU-Staaten, um den Handelsweg vor Piraten zu schützen. Auch Indien, China, Russland und die USA haben Marineschiffe dorthin geschickt.