Der Frachter “Longchamp“ wurde vor zwei Monaten von somalischen Piraten gekapert. Jetzt setzt er seine Reise... Bilder von Piraten.

Der Frachter "Longchamp" wurde vor zwei Monaten von somalischen Piraten gekapert. Jetzt setzt er seine Reise fort. Zwei Monate mussten sie Angst, Hitze und Ungewissheit ertragen: Am Wochenende ist nun die Besatzung des Hamburger Gastankers "Longchamp" von ihren somalischen Entführern freigelassen worden.

Am frühen Sonnabendmorgen gegen sieben Uhr Ortzeit konnte der philippinische Kapitän vor der somalischen Ostküste Befehl zum Ankerlichten geben, nachdem die Piraten von Bord gegangen waren. Rund sechs Millionen Euro Lösegeld sollen sie gefordert haben. Wie viel tatsächlich gezahlt wurde, wollte die Hamburger Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement nicht nennen. Auch ob das Geld aus der Luft von einem Hubschrauber oder Flugzeug abgeworfen wurde, mochte Reederei-Sprecher Cor Radings "nicht dementieren, aber auch nicht bestätigen". Die Zurückhaltung hat einen triftigen Grund: "Unsere Crew ist dort unten noch immer im gefährlichen Gewässer unterwegs und befindet sich auch nicht im Schutz der deutschen Marine." Auch über den genauen Kurs des knapp 100 Meter langen Gastankers werde es daher noch keine Auskünfte geben, so Radings. Geplant sei, dass er sein ursprüngliches Ziel in Vietnam anlaufe. Doch vermutlich werde die Mannschaft vorher in einem Hafen ausgetauscht, um sich erholen zu können. "Das war und ist auch noch extrem stressig - obwohl die Moral der Besatzung die ganze Zeit über gut gewesen ist", so Radings. Keiner sei zudem verletzt worden.

Die "Longchamp" war am 29. Januar auf dem Weg von Rotterdam nach Vietnam im Golf von Aden entführt worden. Das Schiff fährt unter der Flagge der Bahamas und hatte 13 Besatzungsmitglieder an Bord, die von den Philippinen und in einem Fall aus Indonesien kommen. Die Hamburger Reederei ist für das technische Management des Tankers verantwortlich. Die Entführung der "Longchamp" hatte besonderes Aufsehen erregt, weil der Golf von Aden seit Monaten von westlichen Marineeinheiten kontrolliert wird. Doch die somalischen Piraten zeigen sich davon offensichtlich unbeeindruckt: Ende vergangener Woche kaperten sie erneut zwei europäische Tankschiffe aus Griechenland und Norwegen. Allein bei diesen beiden Überfällen gerieten wieder 42 Seeleute aus verschiedenen Ländern in die Gewalt der Seeräuber, die mittlerweile ebenfalls aufgerüstet haben sollen. Mit den Millionen-Einnahmen aus den Lösegeldern besorgen sie sich zunehmend moderne schnelle Boote und modernste Radartechnik, um Schiffe aufzuspüren.

Allein im vergangenen Jahr kaperten Piraten in dem Seegebiet vor Somalia und vor allem im Golf von Aden mehr als 40 Schiffe. Dabei sollen sie schätzungsweise mehr als 100 Millionen Dollar Lösegeld erpresst haben. Hintergrund der vielen Piratenüberfälle ist der Bürgerkrieg in Somalia und das staatliche Chaos in dem Land. Fischer und ehemalige Bürgerkriegskämpfer bilden laut Experten den Kern der Seeräubertruppen, Hintermänner an Land übernehmen die Organisation.

Die Festnahme somalischer Piraten durch Marinesoldaten der deutschen Fregatte "Rheinland-Pfalz" droht unterdessen zu einem juristischen Problem zu werden. Die Deutsche Marine hatte die neun mutmaßlichen Piraten nach Kenia überstellt, wo ihnen nach einem internationalen Abkommen der Prozess gemacht wird.

Nach einem Bericht des "Spiegels" hat inzwischen ein deutscher Anwalt aus Frankfurt ihre Verteidigung übernommen und eine Verlegung des Verfahrens nach Hamburg beantragt. Zudem gebe es Schwierigkeiten mit "wichtigen Beweismitteln" wie den Waffen der Piraten: Die seien von der deutschen Marine im Meer versenkt worden.