Der Prozess um den grausamen Tod des Hamburger Schülers Kirk zieht sich auch sechs Monate nach seinem Beginn weiter in die Länge. Heute sagte ein zweiter der drei Angeklagten vor dem Hamburger Landgericht aus und widersprach dabei der Tatversion eines Mitbeschuldigten, der vor kurzem gestanden hatte.

Der Prozess um den grausamen Tod des Hamburger Schülers Kirk zieht sich auch sechs Monate nach seinem Beginn weiter in die Länge. Heute sagte ein zweiter der drei Angeklagten vor dem Hamburger Landgericht aus und widersprach dabei der Tatversion eines Mitbeschuldigten, der vor kurzem gestanden hatte. Anders als von diesem behauptet will sich der 20-Jährige nicht aktiv an der Tötung des 17 Jahre alten Schülers im April 2008 beteiligt haben.

Zudem wurde bekannt, dass offenbar auch der dritte Angeklagte im einem bislang nicht veröffentlichten Schriftstück Angaben zur Tat gemacht hat. Nach Angaben des Gerichts enthält ein Schreiben seines Verteidigers, in dem es um Schmerzensgeldforderungen der Mutter des Opfers an die Angeklagten geht, wohl "Sachverhaltsdarstellungen" des mutmaßlichen Haupttäters. Diese könnten in der gegenwärtigen Form aber aus rechtlichen Gründen nicht in dem Prozess verwendet werden, sagte der Vorsitzende Richter. Der Anwalt des 21-Jährigen wollte sich nicht zu dem Schreiben äußern.

Drei junge Männer im Alter zwischen 20 und 22 Jahren müssen sich in dem Verfahren seit Oktober vergangenen Jahres wegen Totschlags verantworten. Sie sollen Kirk in der elterlichen Wohnung eines der Angeklagten im Hamburger Stadtteil Billstedt nach einem Streit um geringe Drogenschulden getötet und die Leiche auf einer illegalen Mülldeponie verbrannt haben. Laut Anklage gilt der 21-Jährige als Hauptverantwortlicher. Er soll dem 17-Jährigen einen Spanngurt um den Hals gelegt und ihn erwürgt haben. Die Abläufe der Tat, die bundesweit für Entsetzten gesorgt hatte, sind bis heute aber unklar. Für den Prozess sind noch Termine bis Juli angesetzt.

Der 20-Jährige beschuldigte jetzt seine zwei Mitangeklagten schwer. Der 21-Jährige habe ihn bei dem Treffen mit dem Opfer in der Tatwohnung plötzlich mit auf den Flur genommen und gefragt, "ob wir Kirk töten wollen", sagte er. Er habe abgelehnt. "Ich dachte, der spinnt." Kurz darauf sei der 21-Jährige mit dem 22-Jährigen aus dem Zimmer gegangen, in dem Kirk wartete. Als sie zurückkehrten, hätten sie den Schüler beschimpft und geschlagen. Der Ältere habe sich auf den 17-Jährigen geworfen, der Jüngere habe ihn offenbar erwürgt. Er selbst habe das Geschehen im Zustand der Überforderung tatenlos verfolgt, sagte der 20-Jährige. "Ich weiß, ich hätte viel viel mehr tun müssen, um Kirk zu helfen. Aber ich habe es nicht geschafft."

Mit seiner Aussage wiederholte der 20-Jährige Angaben, die er schon kurz nach seiner Festnahme im April vergangenen Jahres bei der Polizei zum Tathergang gemacht hatte. Vor Gericht hatte er sein Geständnis bisher aber nicht wiederholt. Er war vor einigen Wochen jedoch durch die Aussage des 22-jährigen Angeklagten unter Druck geraten. Dieser hatte behauptet, der jüngste der Angeklagten sei tiefer in die Tat verstrickt, als er eingeräumt habe. Demnach soll der 20-Jährige etwa auf dem Opfer herumgesprungen und es bei der Erdrosselung durch den 21-Jährigen festgehalten haben.

Der 22-Jährige hatte für sich zugleich in Anspruch genommen, nur am Rande an der brutalen Tötung Kirks beteiligt gewesen zu sein. Er habe seine Freunde von dem Opfer wegziehen wollen, sagte er damals. "Aber die haben mich nicht beachtet. Beide waren sehr aggressiv." Nüchtern und zurückhaltend bewertete am Dienstag der Anwalt der als Nebenklägerin in dem Verfahren auftretenden Mutter des Opfers die widersprüchlichen Aussagen der Angeklagten zur Tat. "Jeder versucht, sich als am wenigsten beteiligt darzustellen", sagte er.