Am zweiten Verhandlungstag des Kirk-Prozesses vor dem Landgericht wurden erschütternde Details bekannt.

Es geht um den grausamen Tod des Schülers Kirk M. (17), der am 15. April 2008 in Billstedt geschlagen, stranguliert und schließlich auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde - wegen Drogenschulden.

Die Hauptangeklagten Labinot B. (21) und Gzim L. (22) feixen in einer Prozesspause fröhlich, grüßen lässig ihre Freunde, die im Zuschauerraum sitzen. Bizarre Gesten der Hauptangeklagten, die nach der Bluttat seelenruhig das Brettspiel "Mensch ärgere Dich nicht" gespielt haben sollen, während Kirks Leiche im Nebenraum lag, auf einer Mülltüte. Das ergibt sich jedenfalls aus Behauptungen, die am Freitag am zweiten Verhandlungstag erstmals zur Sprache kamen - in Aussagen, die der dritte Angeklagte, Yakup M. (20), nach der Tat bei der Polizei machte. Ihm wird "Totschlag durch Unterlassen" vorgeworfen, weil er laut Anklage untätig blieb, die Bluttat hätte aber verhindern müssen.

In der Aussage vor der Polizei belastete der 20-Jährige die Hauptangeklagten, denen Totschlag vorgeworfen wird, schwer. Yakup M. habe ihm erzählt, wie man am Tattag in der elterlichen Wohnung des Gzim L. von Kirk Drogenschulden vergeblich eingefordert habe, berichtet ein Kriminalbeamter im Zeugenstand. Er hatte Yakup M. damals vernommen. Alle drei hätten auf Kirk eingeschlagen. Den Vorschlag von Labinot B., Kirk zu töten, will M. abgelehnt haben, mit den Worten: "Eine Lektion reicht." Dann habe Labinot B. dem Opfer eine Schlinge um den Hals gelegt, Kirk gewürgt. "Gzim hat ihm eine Zwiebel in den Mund gesteckt", so Yakup M. bei der Polizei. Kirk sei blau angelaufen: "Ich war total schockiert, kann das Gefühl gar nicht beschreiben", sagte M. Er will noch vergeblich versucht haben, Labinot wegzudrängen. M. sagte: "Ich habe die beiden angefleht, sie sollen aufhören, aber sie haben gesagt: Wir ziehen das durch."

Als M. ging, will er nicht gewusst haben "ob Kirk tot war". Später habe sich Labinot mit seiner Freundin getroffen und M. angerufen, gemeinsam seien sie weggefahren - zu einem Sonnenstudio. Die Frau habe sich gebräunt, Labinot B. habe ihm vom Tod des Kirk erzählt. Yakup M. habe später den Mercedes seines Vaters geholt, um damit die Leiche abzutransportieren. Als M. einige Zeit später wieder in der Wohnung von Gzim L. angekommen sei, hätten die Hauptangeklagten seelenruhig gespielt, mit der Freundin von Gzim. Dann luden die drei Angeklagten der Aussage zufolge den Leichnam in den Wagen, kauften an einer Tankstelle Benzin und fuhren zu einem Brachgelände der Wasserwerke in Billwerder-Moorfleet - dort wurde Kirk mit Benzin übergossen und verbrannt. M. will "nur die Flammen gesehen" haben, wie er der Polizei sagte.

Als sie wenig später mit Gzim einen Fernsehbericht über das Verbrechen sahen, über den Fundort mit der verkohlten Leiche des Kirk, soll Gzim nur gesagt haben: "So sah er aus." Yakup M., der sich kurz nach der Tat bei der Polizei stellte, soll bei der Vernehmung psychisch fertig gewesen sein. Er hatte zuvor seiner Familie alles erzählt. Im Prozess ließen alle Angeklagten am ersten Prozesstag durch ihre Anwälte knapp mitteilen, dass sie die Vorwürfe bestreiten.

Am Freitag, als die beiden Hauptangeklagten zur Mittagspause in die Untersuchungshaft zurückgeführt werden, lächeln sie wieder ins Publikum, als sei die Schwurgerichtsverhandlung eine lustige Veranstaltung. Die Mutter von Kirk, als Nebenklägerin im Prozess, sie bemüht sich, die Fassung zu wahren, bei dieser Begegnung mit den mutmaßlichen Peinigern - "die ,Mensch ärgere Dich nicht' gespielt haben sollen, neben der Leiche ihres Sohnes.

Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.