Eimsbüttler SPD-Chef spricht vom Höhepunkt einergezielten Unterwanderungskampagne.

Die Bewerbung des Juso-Landeschefs Danial Ilkhanipour um eine Bundestagskandidatur hat in der Eimsbüttler SPD einen Riesenkrach ausgelöst, der auf den ganzen Landesverband ausstrahlt. Der Eimsbütteler SPD-Chef Jan Pörksen fährt schwerstes Geschütz auf. "Die Kandidatur von Ilkhanipour ist der Höhepunkt einer gezielten Unterwanderungskampagne", empört sich Pörksen. Er wirft Ilkhanipour vor, Jusos in die Distrikte des SPD-Kreisverbandes geschleust zu haben, um sich so eigene Mehrheiten zu organisieren.

Völlig überraschend hatte Ilkhanipour am Mittwoch erklärt, dass er gegen den Bundestagsabgeordneten Niels Annen im Rennen um die Eimsbüttler Direktkandidatur antreten wolle. Pörksen bringt den Namen eines Politikers ins Spiel, der in der Hamburger SPD höchst umstritten ist: Johannes Kahrs, Chef der SPD Mitte und wie Annen Bundestagsabgeordneter. "Ilkhanipour ist einer der profiliertesten Vertreter des rechten Flügels. Er stammt aus der Schule von Johannes Kahrs und hat, wie viele der nun nach Eimsbüttel gewechselten Jusos, früher für Kahrs gearbeitet", sagt Pörksen. Annen und Kahrs sind in der SPD-Bundestagsfraktion Antipoden: Während Annen zu den bekanntesten Linken zählt, ist Kahrs Sprecher des rechten Seeheimer-Kreises.

Ilkhanipour weist jede Einflussnahme von Kahrs zurück. "Das stimmt nicht. Ich habe meinen eigenen Kopf. Johannes Kahrs ist kein Strippenzieher im Hintergrund", sagt der Juso-Chef. Im Übrigen habe er mit Kahrs auch politische Differenzen gehabt, zum Beispiel im Jahr 2007 in der Frage, wer SPD-Bürgermeisterkandidat werden soll. Johannes Kahrs war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Mindestens drei der acht Distrikte im SPD-Kreisverband Eimsbüttel soll Ilkhanipour mit eigenen Leuten "gekippt" haben. Pörksen behauptet, dass "Jusos unter Ilkhanipours Regie durch generalstabsmäßigen Auftritt von zahlreichen angekarrten Juso-Mitgliedern durchgewählt haben". Bei den Delegiertenwahlen für die Wahlkreiskonferenz, die über den Bundestags-Direktkandidaten am 15. November entscheidet, seien Ilkhanipour-Unterstützer durchgedrückt worden. Bei den Wahlen sei aber noch nicht klar gewesen, dass der Juso-Chef kandidieren will. "Das ist nicht nur feige, sondern täuscht alle Parteimitglieder, die an den Versammlungen teilgenommen haben", sagt Pörksen.

"Das war keine von einer Person zentral angeordnete Geschichte, auch nicht von mir", verteidigt sich Ilkhanipour. Die Jusos seien in den Distrikten organisiert und hätten ihre Rechte wahrgenommen.

"Eine Gegenkandidatur ist in einer demokratischen Partei ein normaler Vorgang", sagte Niels Annen. Aber Ilkhanipour habe seine Kandidatur erst erklärt, nachdem alle Delegierten gewählt waren. "Damit hat sich mein Gegenkandidat einer inhaltlichen Auseinandersetzung entzogen", so Annen.

SPD-Landeschef Ingo Egloff hatte Ilkhanipour bereits vorgeworfen, dass sein Vorgehen "nicht in Ordnung" sei.