Der SPD-Bundesvorsitzende Franz Müntefering hat in den Streit um die Bundestagskandidatur von Niels Annen im Wahlkreis Eimsbüttel eingegriffen.
Der SPD-Bundesvorsitzende Franz Müntefering hat in den Streit um die Bundestagskandidatur von Niels Annen im Wahlkreis Eimsbüttel eingegriffen. Zweimal hat der SPD-Chef den Landesvorsitzenden Ingo Egloff angerufen, um deutlich zu machen, dass Annen, der seit 2005 im Bundestag sitzt, eine wichtige Rolle in der Bundes-SPD spiele und deshalb unverzichtbar sei. Das berichtet "Welt Online". SPD-Sprecher Bülent Ciftlik wollte die Telefonate am Freitag dem Abendblatt nicht bestätigen.
Wie berichtet, hat Juso-Chef Danial Ilkhanipour überraschend Annen in dessen Wahlkreis Eimsbüttel herausgefordert. "Müntes" Botschaft an die Hamburger Partei war klar: Annen muss nominiert werden.
Der Druck auf Annens Gegenkandidaten ist enorm gewachsen, doch der will nicht klein beigeben. "Die Sozialdemokraten kennen keine Kandidaten erster und zweiter Klasse. Dass mehrere Kandidaten gegeneinander antreten, ist ein urdemokratischer Vorgang", verteidigte Ilkhanipour seine Kandidatur. "Ich kann nicht verstehen, dass das Kritik nach sich zieht - und schon gar nicht in diesem Ausmaß."
Zuvor hatte Egloff die Umstände, unter denen Ilkhanipour seine Kandidatur angemeldet hat, als "nicht in Ordnung" bezeichnet. Dem Juso-Chef wird vorgeworfen, dass er zunächst ihm gewogene Delegierte für die Wahlkreiskonferenz hat wählen lassen, auf der der Bundestagskandidat bestimmt wird, und erst danach seine Absicht erklärt hat.
Der Eimsbüttler SPD-Chef Jan Pörksen warf Ilkhanipour sogar eine "gezielte Unterwanderungskampagne" vor. Die vermeintlich harmlose Gegenkandidatur in Eimsbüttel könnte dazu führen, dass die Flügelkämpfe in der SPD wieder aufbrechen. Annen ist einer der profiliertesten SPD-Linken auf Bundesebene und Vertrauter von Vize-parteichefin Andrea Nahles.
Juso Ilkhanipour wiederum stammt aus dem Kreis um den SPD-Mitte-Vorsitzenden Johannes Kahrs. Kahrs sitzt wie Annen im Bundestag und ist dort Sprecher des rechten Seeheimer Kreises. Annen und Kahrs sind mehrfach intern und öffentlich aneinandergeraten.
Um eine Eskalation des Konflikts zu vermeiden, hat sich Landeschef Egloff am Freitag mit Ilkhanipour zu einem Gespräch getroffen. "Beide haben vereinbart, sich in der Frage der Bundestagskandidatur für den Wahlkreis Eimsbüttel schnellstmöglich auf eine für beide Seiten tragbare Lösung zu verständigen", sagte Parteisprecher Ciftlik im Anschluss an das Treffen. Worin die Lösung bestehen könnte, ließ er offen. Dem naheliegenden Wunsch nach einem Verzicht auf seine Kandidatur will Ilkhanipour jedenfalls offensichtlich nicht nachkommen.