Wird es die Osterstraße in Eimsbüttel oder die Lange Reihe in St. Georg? Eine Straße, die gleichberechtigt von Radfahrern, Fußgängern und Autofahrern genutzt wird - die beiden Bezirksamtsleiter von Mitte und Eimsbüttel wollen die erste in Hamburg haben.

Osterstraße oder Lange Reihe - wer gewinnt das Rennen um die erste sogenannte Shared-Space- (geteilter Raum) Straße in Hamburg? Werden sich zuerst Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer aus Eimsbüttel oder aus Mitte ihre Straße gleichberechtigt teilen? Seit gestern ist der Wettstreit eröffnet. Am Morgen hatte Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell (SPD) bei der Auftaktveranstaltung zum dritten autofreien Sonntag angekündigt, die Osterstraße als möglichen Kandidaten für den Umbau an die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) vorzuschlagen. Schließlich sei die Osterstraße im Bezirk schon länger für dieses Projekt in der politischen Diskussion, sagte Mantell dem Abendblatt. Gehe es nach ihm, würde die Osterstraße schon bald zur Shared-Space-Straße umgewandelt. "Das wäre sehr schön. Die Osterstraße ist schließlich das Herz von Eimsbüttel", so Mantell.

Den Titel "Herz von Eimsbüttel" gönnt sein Amtskollege aus Mitte, Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD), der Osterstraße. Den Titel als erste Shared-Space-Straße in einer Großstadt und der zweiten in Deutschland überhaupt will er aber nach Mitte in die Lange Reihe holen. Als Schreiber am Sonntagnachmittag von den ehrgeizigen Plänen Mantells erfuhr, konterte er. Bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion auf dem Carl-von-Ossietzky-Platz zum Thema "Shared Space" sagte Schreiber, er trete in einen Konkurrenzkampf mit Eimsbüttel und den anderen Bezirken. Und kündigte dann vollmundig an: "Hamburg-Mitte wird in St. Georg das erste Shared-Space-Gebiet in Hamburg einrichten." Sein Ziel ist die Umsetzung schon im kommenden Jahr.

Die Idee des "Shared Space" stammt vom kürzlich verstorbenen Niederländer Hans Mondermann. Als erste deutsche Gemeinde nimmt die Stadt Bohmte im Landkreis Osnabrück in Niedersachsen am EU-Projekt Shared Space teil, in der gesamten EU sind es sieben. Die Konzept: Alle Verkehrsteilnehmer sind gleichberechtigt. Der gesamte Verkehrsraum - Straße, Bürgersteig, Radweg, Kreisel und Fußgängerzone - sind nur angedeutet, die Abgrenzungen fließend. Es gibt weder Ampeln noch Verkehrsschilder.

Bei einer Shared-Space-Straße in Hamburg würden, so erklärte es Anja Hajduk, Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, bei der Podiumsdiskussion an der Langen Reihe, nur drei Verkehrsregeln gelten: Rücksicht, rechts vor links und maximal 30 Kilometer pro Stunde für Autofahrer.

Welche Straße in Hamburg die erste ist, ist Senatorin Hajduk dabei nach eigenen Aussagen egal. Wichtig ist ihr, dass der Koalitionsvertrag in diesem Punkt umgesetzt wird. Darin hatten sich GAL und CDU darauf geeinigt, dass "in jedem Bezirk ein Shared-Space-Projekt umgesetzt werden" soll. Dafür sind die Bezirke aufgefordert, "geeignete Verkehrsflächen vorzuschlagen". Liegen der BSU die Vorschläge aus den Bezirken vor, wird gemeinsam entschieden, welche Straße für das Konzept geeignet ist. Danach werde die Finanzierung geprüft.

Das "Faszinierende an der Idee des gemeinsam genutzten Straßenraumes sei es, durch die Reduzierung von Regeln und durch mehr Rücksicht, das gemeinsame Gehen und Fahren auf den Straßen wieder sicherer zu machen, sagte Hajduk. Es sei bewusst gewollt, dass bei allen eine "gewisse Verunsicherung" entstehe, die dann zu mehr Aufmerksamkeit und letztlich mehr Sicherheit führe.

Denn so hat es Hans Mondermann herausgefunden: Insgesamt ist der Verkehr in einer Shared-Space-Straße zwar langsamer, dafür aber flüssiger.