Das Ganze sieht ein bißchen aus wie bei Astrid Lindgrens "Die Kinder von Bullerbü". Ein Holzhaus in den Wiesen, die Schaukel vor dem Haus und irgendwo im Gras tobt Hündin Chelsey. Hier lebt Jörg Hartmann, hier wohnt und arbeitet er. Am nördlichsten Punkt der Stadt. Fast. "Nur der Förster im Duvenstedter Brook, der liegt noch weiter oben", sagt Hartmann. Fragt man den 34jährigen nach seinem Job, dann antworter er: "Ich habe den schönsten Arbeitsplatz der Welt", Hartmann ist Naturschutzwart. Angestellt bei der Stadt. Für 1100 Euro Nettogehalt kümmert er sich um die Gebiete Höltigbaum, Wittmoor, Tunneltal, Duvenstedter Brook und Wohldorfer Wald.

Mit dem Job kam der Umzug in das grüne Holzhaus. Das war vor sieben Jahren. Seitdem lebt Jörg Hartmann im Naturschutzhaus Duvenstedt. Von St. Pauli hat es den Haustechniker hoch den Norden der Stadt verschlagen. Von der Etagenwohnung ins grüne Ökohaus mit seinen achteckigen Zimmern und dem moosbewachsenen Dach. Der Blick geht auf Löwenzahnwiesen und Rapsfelder. Neben dem Haus liegt der Reitweg. Er ist zugleich Grenze der Stadt.

Hartmann mag das Leben am Stadtrand. "Die Menschen hier, die Luft, die Kumpels von der Freiwilligen Feuerwehr." Und er mag die Ruhe am Abend, wenn der Wind über die Felder streicht und die Nachtigall ihr Lied singt. "Hier lebt man eng mit der Natur zusammen", sagt er. Einsam sei das trotzdem nicht. Igel, Marder, Ringelnattern, Schwalben und Uhus sind immer in der Nähe. Manchmal kommt das Rehwild bis auf die Terrasse. Am Wochenende sind die Kinder, Kai (11) und Kimberley (8) zu Besuch. Und dann sind da ja auch noch die Nachbarn. "Wir sind wie eine Familie. Es ist selbstverständlich, daß man sich hilft", sagt Hartmann. Kettensäge wird gegen Rasenmäher getauscht, ein paar Eier gegen ein Pfund Butter.

Die Stadt, das Pflaster von St. Pauli, vermißt Hartmann nicht. "Ich mache hier mein Kino selbst", sagt er. Im Frühjahr, wenn die Singschwäne vorbeifliegen. Oder wenn vor dem Haus die Kutsche vorbeifährt und das Klappern der Hufe an andere Zeiten erinnert. All das will der 34jährige nicht mehr missen. "Mich kriegt man nicht in die Stadt zurück", sagt er. Auch deshalb macht er jetzt eine Fortbildung, liest ausschließlich Bücher "über alles was grün ist" und nimmt seine Aufgabe rund um die Uhr ernst. Wochenende, Feierabend - das gibt es bei ihm nicht. Macht aber nichts.