Für die Wissenschaft ist die Plagiatsaffäre um den falschen Doktor Karl-Theodor zu Guttenberg beendet. Für die breite Öffentlichkeit wohl kaum. Die Universität Bayreuth hat glockenklar und ohne Eifer Guttenberg als Täuscher enttarnt. Es war der prominenteste Fall von gelungener Selbstreinigung nach akademischem Betrug. Die Verästelungen der Affäre gehen bis in die Karrieren weiterer Politiker und Top-Führungskräfte. Die Fälle der Stoiber-Tochter Veronica und anderer, die um ihre Doktorgrade zittern, stehen für eine ungesunde Karrierehast. Jeder Schummel-Doktor untergräbt das Vertrauen in alle Fachleute mit Zertifikat.
Kaum war Guttenbergs Titel entzogen, wollte die breite Öffentlichkeit dem Publikumsliebling den Persilschein ausstellen. Das scheiterte an gewissenhaften Wissenschaftlern. Sie wiesen überzeugend nach, dass man sehr wohl nach Blendern und sauberen Handwerkern unterscheiden kann.
Wenn jemand ein Patent abkupfert, ein Arzt die billige Pille verschreibt und die teure abrechnet, ein Geselle sein Meisterstück fälscht, hätte kein Normalbürger Verständnis. Dennoch halten viele Guttenbergs Fehltritt für eine lässliche Sünde.
Sicher hat er ein Recht auf ein Comeback wie andere prominente Sünder, die koksten oder klauten. Doch so weit darf die politische Amnesie nicht gehen, dass die persönliche Glaubwürdigkeit sich mit einem Handstreich wiederherstellen lässt.