Nach dem Tod der Volksschauspielerin könnte der Platz vor dem neuen Ohnsorg-Theater schon am 4. September umbenannt werden.
Hamburg. Laut Gesetz kommt der 4. September zu früh. Aber mit dem abgeschlossenen Umzug des Ohnsorg-Theaters an den Hachmannplatz wächst auch das Bedürfnis, eine würdige Adresse für die neue Spielstätte der Volksbühne zu finden. Und welche Anschrift würde dem niederdeutschen Theater rechtzeitig zum Einzug mehr Ehre verleihen, als Heidi-Kabel-Platz 1, nachdem die im vergangenen Jahr verstorbene Volksschauspielerin einen beträchtlichen Teil ihres Lebens auf der Ohnsorg-Bühne verbracht hatte?
In vielerlei Hinsicht wäre dieser 4. September ideal, sagt Intendant Christian Seeler. "Das Theater würde nach dem Umzug an seinem neuen Platz ankommen. Mit einer ganz besonderen Adresse zu einem perfekten Zeitpunkt. Deshalb wünschen und hoffen wir, dass die Stadt an diesem Tag auch das Straßenschild mit Heidi Kabels Namen enthüllen lässt." Erstmals nach dem Umzug ins Bieberhaus öffnen sich dann die Türen ihres geliebten Ohnsorg-Theaters für alle Hamburger. Neben dem Eingang wird ihr zu Ehren ein Denkmal errichtet. Und als hamburgische Folklore sind Fischbrötchen und niederdeutsches Heidi-Kabel-Liedgut geplant. Moderiert wird der Tag im Zeichen des Ohnsorg-Theaters von der derzeit glaubwürdigsten Wahl-Hamburgerin Ina Müller. Warum also sollte an diesem 4. September nicht auch ein Teil des Hachmannplatzes in Heidi-Kabel-Platz umbenannt werden?
+++ Dossier zum Leben von Heidi Kabel +++
Weil in Hamburg für gewöhnlich zwei Jahre zwischen dem Tod einer bedeutenden Persönlichkeit und der Benennung einer Straße nach ihr liegen müssen. Heidi Kabel ist am 15. Juni 2010 gestorben, etwas mehr als ein Jahr wäre seitdem verstrichen. "Aber in diesem besonderen Fall wäre es sehr wünschenswert, wenn eine Ausnahme gemacht werden und das Verfahren beschleunigt werden könnte", sagt auch Markus Schreiber, Bezirksamtsleiter in Mitte. Die Bezirksversammlung hatte den Umbenennungsantrag der GAL und der SPD einstimmig beschlossen. Das Anliegen wurde an die zuständige Kulturbehörde weitergeleitet. Entscheiden muss die Senatskommission zur Benennung von Straßen. "Aktueller Stand ist, dass wir den Antrag an das Staatsarchiv gegeben haben. Dort wird das Anliegen geprüft. Ein abschließendes Ergebnis können wir aber noch nicht mitteilen", sagt Behördensprecher Stefan Novicki.
In Hamburg herrsche indes Konsens darüber, dass ein Platz nach Heidi Kabel benannt wird, sagt Ohnsorg-Intendant Christian Seeler: "Es wäre eben nur schön, wenn in diesem Fall eine begründete Ausnahme von der zweijährigen Gedenkfrist gemacht werden könnte." Immerhin sei Heidi Kabel, die 1914 gegenüber dem heutigen Ohnsorg-Theater an den Großen Bleichen geboren wurde, eine der bedeutendsten Hamburger Persönlichkeiten. "Deshalb habe ich auch den Ersten Bürgermeister Olaf Scholz und Kultursenatorin Barbara Kisseler gebeten, in diesem Verfahren eine Ausnahme zuzulassen", sagt Seeler. Der 4. September, der Tag der offenen Ohnsorg-Tür, werde nämlich "ein richtig fröhlicher Vormittag" und die Umbenennung des Platzes nach der"Hamburger Deern" der krönende und passende i-Punkt. Insgesamt sei Seeler zuversichtlich, dass die Stadt vorzeitig einen Heidi-Kabel-Platz bekommt.
Konkret soll nur ein Teil des jetzigen Hachmannplatzes (benannt nach Bürgermeister Gerhard Hachmann) umbenannt werden. Es handelt sich genau genommen um die Straße, die das Bieber-Haus südlich umfasst. Dort wird nicht nur der neue Haupteingang des Ohnsorg-Theaters sein, sondern auch ein vom Abendblatt gestiftetes Heidi-Kabel-Denkmal der Künstlerin Inka Uzoma. Vorteil der teilweisen Umbenennung ist, dass kein neuer Platz als Hachmannplatz ausgewiesen werden muss. Die Hamburger Namen Gerhard Hachmann und Heidi Kabel würden eine friedliche Nachbarschaft pflegen.