Hamburg. Der Immobiliendienstleister CBRE wurde vom Eigentümer beauftragt. So reagieren das Bezirksamt und die Politik auf die Pläne.

  • Das Holsten-Areal in Hamburg-Altona liegt seit Jahren brach.
  • Ein internationales Maklerhaus soll sich um die Vermarktung kümmern.
  • Der Elbtower-Makler könnte für den Durchbruch sorgen.

Es gibt einen Hoffnungsschimmer für das seit Jahren brachliegende Holsten-Areal in Altona: Das international tätige Maklerhaus CBRE ist mit der Vermarktung des rund 86.500 Quadratmeter großen Filetgrundstücks in Hamburg beauftragt worden. Das bestätigte eine Sprecherin der Adler Group, der das ehemalige Brauereigelände gehört, auf Abendblatt-Anfrage und sagte: „Wir beabsichtigen weiterhin, das Projekt zu veräußern.“

Das Projekt Holsten Quartier wurde jetzt „einem größeren Kreis von lokalen, nationalen und internationalen Investoren und Projektentwicklern vorgestellt“, so die Sprecherin weiter. Dafür ist CBRE verantwortlich.

Immobilien Hamburg: Holsten-Areal – CBRE hat „Investment Memorandum“ erstellt

Der Immobiliendienstleister steht auch im Zusammenhang mit Hamburgs wohl bekanntesten Bauvorhaben: Im März hatte CBRE im Auftrag des Insolvenzverwalters Torsten Martini den Verkaufsprozess für den Elbtower in der HafenCity gestartet. Seit mehr als 13 Monaten wird auf der Wolkenkratzer-Baustelle nicht mehr gearbeitet, nachdem Bauherr Signa in finanzielle Schwierigkeiten geraten war.

Diese Visualisierung zeigt, wie das neue Holsten Quartier in Altona aussehen soll.
Diese Visualisierung zeigt, wie das neue Holsten Quartier in Altona aussehen soll. © André Poitiers Architekt Stadtplaner RIBA | André Poitiers Architekt Stadtplaner RIBA

Vergangene Woche konnte schließlich ein Durchbruch verkündet werden: Insolvenzverwalter Martini hat eine Exklusivitätsvereinbarung mit dem Immobilienunternehmer Dieter Becken abgeschlossen. In einem nächsten Schritt werden nun die Details des Kaufvertrags verhandelt.

Zurück nach Altona: CBRE hat ein „Investment Memorandum“ mit dem Titel „Holsten Quartier Hamburg“, das dem Abendblatt vorliegt, an potenzielle Interessenten versendet, das 92 Seiten umfasst und mit vielen bunten Visualisierungen vollumfänglich informiert. Es wird nicht an Superlativen gespart: In den Vermarktungsunterlagen ist von dem „herausragendsten in Deutschland verfügbaren Quartiersgrundstück“ die Rede und von einer der „größten innerstädtischen Projektentwicklungen Hamburgs“.

Holsten-Areal in Altona: Auf Ex-Brauereigelände sollen rund 1360 Wohnungen entstehen

Das ist keine Übertreibung. Zur Erinnerung: Auf dem Holsten-Areal sollen rund 1360 Wohnungen im Drittelmix bestehend aus öffentlich geförderten, frei finanzierten und Eigentumswohnungen sowie Flächen für Büros, Gewerbe, Kitas und ein Hotel entstehen. Laut den CBRE-Unterlagen können dort insgesamt etwa 218.520 Quadratmeter Bruttogeschossfläche realisiert werden, davon sind etwa 140.900 Quadratmeter für Wohnen vorgesehen.

Was ist bislang passiert? Die Carlsberg Gruppe, zu der die Holsten-Brauerei gehört, hatte das Grundstück bereits 2016 an die Gerch Group verkauft. Damals sollen rund 150 Millionen Euro geflossen sein. Kein Scherz: Die Gerch Group hatte verkündet, dass die ersten Gebäude im neuen Holsten Quartier 2021 bezogen werden sollen.

Es folgten Besitzerwechsel. Schließlich landete die Fläche in den Händen der Adler Group und soll dort aktuell mit etwa 180 Millionen Euro in den Büchern stehen. Ein Kaufpreis wird in dem „Investment Memorandum“ von CBRE nicht genannt. Darin heißt es: „Es ist vorgesehen, die Liegenschaft im Rahmen eines individuellen Verkaufsprozesses gegen Gebot als Asset Deal zu veräußern.“ In dieser Woche war Abgabeschluss – und es sollen zahlreiche Gebote, auch von Hamburger Investoren, eingegangen sein.

Altonas CDU-Fraktionschef: „Wichtigste ist, dass hier endlich Wohnungen gebaut werden“

Für die finanziell angeschlagene Adler Group ist der Verkauf wohl der einzige Ausweg: Das Bezirksamt Altona hatte bereits im April 2022 von der Adler Group eine Finanzierungszusage einer Bank für das geplante Bauprojekt auf dem Holsten-Areal gefordert – ansonsten wird kein Baurecht geschaffen. Eine solche Zusage liegt bis heute nicht vor.

Altonas CDU-Fraktionschef Sven Hielscher beschäftigt sich seit Jahren mit dem Stillstand auf dem Holsten-Areal (Archivbild).
Altonas CDU-Fraktionschef Sven Hielscher beschäftigt sich seit Jahren mit dem Stillstand auf dem Holsten-Areal (Archivbild). © Roland Magunia/Funke Foto Services | Roland Magunia

Ein Experte in Sachen Holsten-Areal ist Altonas CDU-Fraktionschef Sven Hielscher, der im Abendblatt-Gespräch betont: „Das Wichtigste ist, dass hier endlich Wohnungen gebaut werden. Die Adler Group hat uns über Jahre hingehalten und beteuert, das Projekt umsetzen zu wollen. Doch offensichtlich war das eine Lüge und das Grundstück ein Spekulationsobjekt.“ Der Bezirkspolitiker führt weiter aus: „Ich bin gespannt, ob es CBRE gelingt, einen Käufer zu finden. Das ist nur möglich, wenn die Fläche für einen realistischen Preis veräußert wird – und der dürfte bei rund 130 Millionen Euro liegen.“

Mehr zum Thema

Und wie bewertet das Bezirksamt Altona den Auftrag zur Vermarktung für CBRE? Ein Sprecher sagte dem Abendblatt: „Wir nehmen sämtliche Entwicklungen rund um das Holsten-Areal mit Interesse zur Kenntnis. Es besteht grundsätzlich die Hoffnung, dass letztlich eine Lösung gefunden wird, damit das Areal endlich bebaut wird.“