Hamburg. Bei der traditionellen Hamburger Veranstaltung werden mehr als 1500 Gäste erwartet. Im Vorwege sorgt prominente Rednerliste für Wirbel.

Die einen staunen, wie es dem Blankeneser Chefredakteur und Herausgeber sowie Veranstalter Klaus Schümann jedes Mal gelingt, so prominente Redner für seinen Blankeneser Neujahrsempfang zu gewinnen. Wenn sich am 9. Januar die Veranstaltung zum 30. Mal jährt, könnte mit Friedrich Merz der zukünftige Kanzler vor den 1500 geladenen Gästen im Grand Elysée sprechen. Doch genau diese Rednerliste sorgt im Vorwege für Wirbel.

Es geht um die Auswahl der Redner, die in diesem Jahr bei einigen für Kopfschütteln sorgt. Gesetzt sind der Gastgeber Klaus Schümann und in guter Tradition spricht auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher ein Grußwort. Es schließen sich drei weitere Ansprachen an. Auffällig: Es handelt sich alles um Männer. Genau das halten die Kritiker für nicht zeitgemäß.

Blankeneser Neujahrsempfang: „Rednerliste stramm maskulin – wie kann das sein?“

„2024 – und es gibt sie noch: namhafte Veranstaltungen, auf denen ausschließlich Männer Reden halten sollen“, schreibt Dennis Sulzmann auf der Internetplattform LinkedIn. Unter dem Post mit einem Bild der Einladung samt den Rednerköpfen erntet er viel Zustimmung. Dazu muss man wissen, dass Sulzmann zwar unter seinem privaten Account die Kritik formuliert, aber in der Stadt als Sprecher der Hamburger Behörde für Justiz und Verbraucherschutz kein unbedeutendes Amt bekleidet.

Blankeneser Neujahrsempfang
Peter Tschentscher (SPD), Erster Bürgermeister in Hamburg, soll eine Begrüßungsansprache beim 30. Blankeneser Neujahrsempfang im Hotel Grand Elysée am 9. Januar halten. © picture alliance/dpa | Christian Charisius

„Beim Blankeneser Neujahrsempfang ist die aktuelle Rednerliste stramm maskulin. Muss man den Begriff wenigstens nicht gendern. Frauen dürfen natürlich zu den Herren hochapplaudieren und Fotos machen. Good chances auf die eine oder andere Zote von der Bühne“, schreibt er ironisch. Und fragt sich weiter: „Mal ehrlich: Wie kann das sein? Was ist das für ein Bild der Gesellschaft? Keine geeigneten Damen gefunden? Dachte, wir sind weiter.“

Blankeneser Neujahrsempfang: So reagiert Organisator Klaus Schümann auf die Kritik

Und auch die Kommentare gehen in diese Richtung: „Unfassbar, dass es solche Meetings nach wie vor gibt“, „Blankenese – die letzte Bastion alter, weißer Männer“, „wenigstens ist man konsequent. Nur alte weiße hetero cis Männer“ stimmen ihm andere Nutzer des Business-Netzwerkes zu. Auf Abendblatt-Anfrage erklärt Sulzmann am Dienstag, dass ihm die Liste mit dem sehr männlichen Podium gleich aufgefallen sei und er es diskutieren wollte.

25 Jahre Blankeneser Neujahrsempfang
Klaus Schümann (r.), Gastgeber und Herausgeber des Stadtmagazins „Klönschnack“, hat den Blankeneser Neujahrsempfang ins Leben gerufen. Hier stößt er mit dem einstigen Süllberg-Chef Karlheinz Hauser an, als noch dort gefeiert wurde. © picture alliance/dpa | Christian Charisius

Neujahrsemfangs-Macher Klaus Schümann reagiert auf die Kritik gelassen. „Das hat sich politisch so ergeben“, erklärt er die Rednerauswahl. Denn in erster Linie werde darauf geachtet, dass die Parteienverteilung stimme, weniger auf das Geschlecht. „Eine Quotenrednerin haben wir noch nicht“, so Schümann.

Frauen als Rednerinnen sollten auch beim Blankeneser Neujahrsempfang „selbstverständlich sein“

Außer Friedrich Merz für die CDU sollen am 9. Januar Wolfgang Kubicki, Vizepräsident des Deutschen Bundestages (FDP), und Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) launige Ansprachen halten. Schümann weist darauf hin, dass zudem Sahra Wagenknecht (ehemals Linke, heute BSW) angefragt war, aber aus terminlichen Gründen abgesagt habe. „Im vergangenen Jahr war beispielsweise Katharina Fegebank unter den Rednern“, so Schümann, der zudem anzweifelt, dass Kultursenator Brosda schon graue Haare habe.

Mehr aus den Elbvororten

„Es mangelt in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ja nicht an klugen, erfolgreichen, inspirierenden Frauen. Dass sie in einem guten Programm zu Wort kommen, sollte doch selbstverständlich sein“, hält Kritiker Sulzmann im Abendblatt-Gespräch dagegen. Unabhängig vom Blankeneser Neujahrsempfang sagt er: „Insgesamt sollten wir gerade in dieser Zeit mehr dafür tun, verschiedenen Perspektiven Raum zu geben. Es geht auch darum, den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu festigen.“