Hamburg. Empfang ist über Hamburg hinaus gefragt. In 30 Jahren kamen diverse Prominente. Die Rednerliste ist hochkarätig. Auch 2025 wieder.
Als vor knapp 30 Jahren eine kleine Gruppe in den Redaktionsräumen vom Elbvororte-Magazin „Klönschnack“ zum ersten Neujahrsempfang zusammenkam, ahnte keiner, was daraus einmal werden würde. Der Blankeneser Neujahrsempfang mit 1500 Gästen ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die Rednerliste ist hochkarätig. Auch 2025 wieder.
Mit CDU-Spitzenkandidat Friedrich Merz könnte der möglicherweise nächste Kanzler eine Ansprache bei der 30. Auflage im Hotel Grand Elysée halten. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein angehender Kanzler (Olaf Scholz) hier spricht. In diesen Tagen gehen die Einladungen an die ausgewählten Gäste für den Termin am 9. Januar raus.
Phänomen Blankeneser Neujahrsempfang: „Die Nachfrage ist immens“
Das Organisations-Team rechnet mit wenigen negativen Rückläufern. Ganz im Gegenteil. „Es gibt eine sehr geringe Absagequote“, sagt „Klönschnack“-Chef Klaus Schümann stolz. Der Nachteil: In diesen Tagen klingelt ständig das Telefon, mit Anfragen, ob und wann die Einladungen kommen, ob man auf der Liste steht und warum nicht. „Die Nachfrage ist immens“, so Schümann. Er erinnert sich an einen Anrufer – Namen werden an dieser Stelle natürlich nicht genannt –, der im Falle einer Nichteinladung seinen Freunden auftischen wollte, dass er zu diesem Zeitpunkt im Urlaub sei und das schon einmal gern frühzeitig erzählen wolle.
Es sei eben auch ein „Abend der Eitelkeiten“, wie Schümann es nennt. Ein Sehen-und-gesehen-Werden, ein Netzwerken, Visitenkarten-Tausch-Tag und ein Abend, auf dem Geschäfte gemacht oder eingeläutet werden. Doch das allein erklärt das Phänomen nicht, warum aus einem kleinen Redaktionstreffen eine Veranstaltung wurde, nach der sich heute andere Termine in der Stadt richten. Ein Termin, der beim Hamburger Bürgermeister gesetzt ist, der traditionell die Begrüßungsrede mithält.
Blankeneser Neujahrsempfang profitierte von „wohlwollender Presse“
„Wir hatten wohlwollende Presse“, überlegt Schümann. Als Glücksfall erwies sich beispielsweise, dass der „Klönschnack“-Chef aus seinen Zeiten als Tellerwäscher auf einem Kreuzfahrtschiff Sänger Bill Ramsey kannte. Als dieser nach Hamburg zog, lud ihn Schümann auf den damals noch kleinen Neujahrstreff ein. Ramsey brachte ein Kamera-Team mit, das einen Beitrag über seinen Umzug plante. Später liefen Szenen im Fernsehen, die den Sänger auf dem Neujahrsempfang zeigten, mit dem Hinweis, Ramsey sei in der feinen Gesellschaft Blankeneses bereits bestens angekommen. Anschließend zog die Nachfrage an, erinnert sich Schümann.
Der Gemeindesaal der Blankeneser Kirche wurde irgendwann zu klein, und das Format zog ins Fünf-Sterne-Hotel Louis C. Jacob in Nienstedten. Nun feierte die „feine Gesellschaft“ das neue Jahr mit Blick auf die Elbe. Auch wenn das nicht jeder merkte. Bis heute erzählt man sich, wie Rednerin Rita Süssmuth in ihrer Ansprache auf die herrliche Alster verwies und ausgebuht wurde. Jahrelang platzte das Haus, in das 1000 Gäste passten, aus allen Nähten. Jahrelang wurde hier gefeiert. Guido Westerwelle, Franz Müntefering und übrigens auch schon besagter Merz hielten hier eine Rede.
Neujahrsempfang im Hotel Louis C. Jacob: Eklat um den Auftritt von Gregor Gysi
Richtig hoch schlugen die Wellen, als Gregor Gysi als Vertreter der Linken in dem eher konservativen Umfeld eine Rede halten sollte. Ihm sollten später weitere Linke folgen, wie unter anderem Sahra Wagenknecht. Doch damals war das umstritten. So umstritten, dass ein zweiter für den Abend geplanter Redner am Tag zuvor plötzlich absagte.
„Ich bekam einen Anruf vom damaligen Polizeipräsidenten Udo Nagel“, sagt Schümann. Der damalige Innensenator Roland Schill hatte interveniert. „Ein Jahr später saß Schill in Brasilien, und Nagel war Innensenator und konnte jede Rede halten, die er wollte“, berichtet der 76-jährige Verlagsgründer von der turbulenten Zeit 2003.
Es gibt noch zahlreiche Anekdoten rund um den Neujahrsempfang. Von Gästen, die sich unter falschem Namen hineingeschmuggelt haben, „humorlosen Grünen“, einem ehemaligen Kriminalpolizisten, der mit „geschultem Auge“ zwei Damen aus einem bestimmten Gewerbe entlarvte und vor die Tür begleitete ...
Blankeneser Neujahrsempfang: 30. Auflage am 9. Januar mit Friedrich Merz
Und auch am 9. Januar wird es wieder Geschichten rund um den Neujahrsempfang geben. Ob Friedrich Merz mit seiner Ansprache dazu beiträgt oder Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher, SPD-Kultursenator Carsten Brosda, FDP-Urgestein Wolfgang Kubicki so kurz vor den beiden Wahlterminen mit ihren wieder gewünscht humorvollen Reden dafür sorgen, wird sich zeigen. Ihre Ansprachen werden genauso mit Spannung erwartet, wie die Frage, ob und wie es mit dem Neujahrsempfang vom Gründer Klaus Schümann weitergeht.
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Kehrt die Veranstaltung, wie manche erhoffen, zurück in die Elbvororte? Dazu lächelt Schümann nur. Und er selbst? Will er sich zurückziehen? Dazu sagt er nur so viel: „Ich möchte noch ein paar Jahre weitermachen und habe noch einige Ideen.“