Hamburg. Hamburger Fußballplatz am Sülldorfer Kirchenweg steht im Weg. Spielvereinigung schreibt Brandbrief an Politiker. Die Forderung.
Im Sülldorfer Kirchenweg rollen bereits die Bagger. Nach jahrelanger Planung wird die Straße seit September umfangreich saniert und teilweise auch ausgebaut. Die Maschinen haben sich bis zum Blankeneser Friedhof vorgearbeitet. Daran schließt auf der anderen Seite ein Fußballplatz an. Dort soll ab Sommer 2025 weitergearbeitet werden. Gebe es nicht ein Problem: Die besagte Sportanlage Waldesruh steht im Weg – zumindest teilweise.
Die Pläne sehen im Sinne der Verkehrssicherheit, wie es in einer aktuellen Vorlage des Bezirksamtes Altona dazu heißt, einen Schutzstreifen sowie einen Gehweg vor. Gleichzeitig soll Baumbestand erhalten bleiben. Das geht aber nur, wenn von der Sportanlage ein Streifen abgeschnitten wird – und zwar auf einer Länge von 100 Metern und je nach Umsetzung mit einer Breite von drei bis 5,50 Metern. Nun gehört diese Fläche aber nicht der Stadt, sondern der Spielvereinigung Blankenese – und diese will nicht verkaufen. Das wird aus einem aktuellen Brandbrief ganz deutlich, der an die Politiker in Altona ging und dem Abendblatt vorliegt.
Sportverein in Blankenese droht Enteignung – „inakzeptabel“
Darin heißt es: „Das Hauptspielfeld der Fußballabteilung ist derzeit im DFB-konformen Format von 105 Metern Länge und 68 Metern Breite angelegt. Die geplante Beschneidung auf eine Breite von nur noch 64 Metern verstößt gegen die gängigen Regelungen, die für die sportliche Nutzung unserer Anlage erforderlich sind.“ Es sei daher inakzeptabel, dieses zentrale Sportfeld auf ein Maß unterhalb der „üblichen Größe“ zurechtstutzen zu lassen. „Den Verlust eines wesentlichen Teils unseres Vereinsgeländes mit der damit verbundenen Verkleinerung unseres seit über 100 Jahren bestehenden traditionellen Fußballplatzes werden wir nicht hinnehmen“, schreibt der Vorstand.
Anlass für den Brandbrief ist eine Mitteilungsvorlage des Amtes. Darin unterrichtet die Bezirksverwaltung die Mitglieder des Mobilitätsausschusses über einen geplanten Grunderwerb. Es geht um den besagten Sportplatz.
Demnach würde ein schmaleres Spielfeld keine Einschränkung für den Spielbetrieb bedeuten, die neue Grenze entspreche einem Teilbebauungsplan als Straßenverkehrsfläche, und zudem plane man, die weiteren Kosten für den Rück- und Neubau zu übernehmen. Die dürften nicht unerheblich sein. Denn auf dem nötigen Streifen befinden sich eine riesige Hecke, Flutmasten, Sitzbänke, der Gast- und Heimunterstand sowie dreistufige Tribünentraversen für Zuschauer.
Blankeneser Sportverein: Ausbauplan „ist gegen unseren ausdrücklichen Willen“
Es ist eine Mitteilung, die beim Sportverein aus Blankenese überhaupt nicht gut ankommt. In dem sehr deutlich formulierten Brief ist von Enttäuschung und großer Sorge die Rede. Man weise die Darstellung des Bezirksamtes zurück, man sei mit den Plänen in irgendeiner Weise einverstanden. Ein Verkauf der Fläche sei gegen den ausdrücklichen Willen des Vereins.
„Seit unserer Gründung im Jahr 1903 ist die Sportanlage Waldesruh das Zentrum unserer Fußballabteilung. Eine Verkleinerung dieses Platzes würde unsere Spiel- und Trainingsmöglichkeiten drastisch einschränken, das Vereinsleben und den Breitensport in Blankenese schwächen und die Attraktivität für bestehende und neue Mitglieder mindern“, stellt der Vereinsvorsitzende Jörg von Appen in dem Brief klar. Er appelliert eindringlich an die Politiker und bittet um ihre Hilfe.
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Hamburger Sportverein und CDU-Politiker fürchten kalte Enteignung
Zum Hintergrund: Die Vereinsführung geht auch aufgrund der Mitteilung davon aus, dass die Fläche jetzt zeitnah enteignet wird. Aufgrund der fortgeschrittenen Arbeiten und der Planung sei das durchaus realistisch, sagt der langjährige Bezirksabgeordnete Sven Hielscher (CDU). Die Rechtsgrundlage wäre eindeutig.
„Ich fürchte, dass die Spielvereinigung Blankenese kalt enteignet und nicht angemessen für die Nebenanlagen entschädigt wird“, sagt er. „Entgegen aller Sonntagsreden, wie wichtig der Sport ist, wird hier ein Hamburger Verein in seinen Möglichkeiten begrenzt und schlechter gestellt“, sagt Sven Hielscher. Er fordert, dass das Spielfeld in seiner jetzigen Größe 1:1 wieder hergestellt wird.
Die Spielvereinigung, die 2500 Mitglieder hat, will ebenfalls ihre Sportanlage Waldesruh in der jetzigen Form erhalten. „Wir fordern daher eine alternative Planung, die den Schutz unseres Vereinsgeländes, die aktuelle Größe des Fußballplatzes inklusive der Tribünen auf der West- und Ostseite gewährleistet und die Zukunft unseres Vereins respektiert“, heißt es in dem Appell. Im Abendblattgespräch macht der enttäuschte Vorsitzende von Appen zudem klar: „Wir haben gerade im Bereich Fußball einen großen Zulauf und Wartelisten. Diese Pläne werden uns weiter einschränken. Dagegen wehren wir uns.“