Hamburg. Extra gegründeter Förderverein soll das leer stehende Gebäude auf dem Marktplatz betreiben. Eröffnungsparty im November geplant.

Nimmt es mit dem umstrittenen neuen Markthaus in Blankenese doch noch ein gutes Ende? Nachdem der Cafébetreiber bereits nach einem Jahr wieder hingeschmissen hatte, wird nun ein neuer Betreiber für das 1,3 Millionen Euro teure Gebäude gesucht. Der futuristisch anmutende Bau ist im Ort nicht ganz so gut gelitten.

Obwohl die Architektur preisgekrönt ist, sprechen viele Blankeneser nur von der Friedhofskapelle. Hinzu kommen Planungsfehler und Bauschwächen, wie zumindest der bisherige Betreiber des Cafés im Abendblatt-Gespräch als Gründe für die Vertragskündigung anführte. Bei gleichzeitig hoher Miete. Und doch gibt es eine Gruppe engagierter Blankeneser, die sich den Betrieb zutrauen und mit einem ungewöhnlichen Konzept ins Rennen um die Neuvergabe des Gebäudes, das– der Stadt Hamburg gehört, gehen.

Blankeneser wollen Markthaus retten: So sieht das Konzept aus

Der Blankeneser Ingo Eggers gehört dazu. Das Vorstandsmitglied im Bürgerverein möchte mithelfen, das Gebäude am Marktplatz in einen „einzigartiger Treffpunkt für Kultur, Begegnung und soziales Miteinander im Stadtteil“ zu verwandeln. Die Idee von einem Bürgerhaus für Blankenese als Treffpunkt für Jung und Alt sowie als kultureller Ort ist nicht neu. Mehrfach gab es Anläufe, solch einen Ort zu schaffen – unter anderem vor Jahren, als der Katharinenhof in Blankenese zum Verkauf stand. Den Zuschlag bekamen andere. „Das ist eigentlich die letzte Chance, wo man so etwas noch realisieren kann. Alles andere ist weg“, sagt Eggers.

Blankeneser Markt
Das neu gebaute Markthaus in Blankenese braucht einen neuen Betreiber. Nun wollen sich Anwohner zusammentun und daraus einen „einzigartigen Treffpunkt“ machen. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Das Konzept der Gruppe, die sich bislang aus Kulturschaffenden und Engagierten aus Blankenese zusammensetzt, sieht die Gründung des Fördervereins Markthaus Blankenese vor. Dieser übernimmt den Betrieb des Gebäudes am Markplatz, so die Idee. Geplant sind Veranstaltungen wie Lesungen und kleinere Konzerte, für die auch eine Musikanlage angeschafft wird. Zudem könnte hier ein Podcast entstehen, möglichst in Zusammenarbeit mit einer Schule. Das „Inklusionscafé“ soll Menschen allen Alters zusammenbringen, in Kooperation mit einem Hamburger Träger möchte man zudem Jobs für Menschen mit Behinderung schaffen.

Blankenese soll einen Treffpunkt bekommen – nicht noch ein weiteres Café

„Wir brauchen das als Gesellschaft. Wir brauchen Punkte, wo Menschen zusammenkommen“, erklärt Eggers seinen Antrieb. Und das zentral gelegene Gebäude sei dafür genau der richtige Standort. In Blankenese gebe es bereits zahlreiche Cafés, einfach ein weiteres brauche es eben nicht.

Allerdings braucht es auch kräftig Einnahmen. Denn die Sprinkenhof GmbH als Vermieter im Auftrag der Stadt ruft in ihrer aktuellen Ausschreibung für das Objekt einen Quadratmeterpreis von 30 Euro auf, hinzukommen die Nebenkosten. Bei einer Fläche von 77 Quadratmetern macht das eine Pacht von rund 3000 Euro. Gleichzeitig ist der Mieter verpflichtet, die öffentliche WC-Anlage zu betreiben.

Blankeneser Inklusionscafé soll sich durch Eintritt, Spenden und Vermietung finanzieren

Doch auch dafür haben die Blankeneser einen Plan: Die Finanzierung des Projekts erfolge durch den Verkauf von Getränken, Eintrittsgeldern, Spenden und die Unterstützung des Blankeneser Bürgervereins. „Wir würden, wenn wir den Zuschlag erhalten, die Räume tageweise zum Beispiel auch für eine Hochzeit oder einen Geburtstag vermieten und so nötige Einnahmen erwirtschaften“, erläutert Eggers das Konzept.

Mehr zum Thema

Das Markthaus Blankenese biete eine einzigartige Gelegenheit, das Leben im Stadtteil auf neue Weise anzuregen und einen Ort zu schaffen, an dem Gemeinschaft, Kultur und Austausch im Mittelpunkt stünden. Die Resonanz in Blankenese sei bereits jetzt enorm, und das Projekt verspreche, ein lebendiger und inspirierender Treffpunkt für alle zu werden.

Da das Objekt derzeit leer steht, hat die Sprinkenhof GmbH einer Art Probelauf zugestimmt. Und so darf die engagierte Gruppe die Räume in den kommenden Wochen bereits für Veranstaltungen nutzen – unabhängig davon, ob man am Ende den Zuschlag bekommt. Der Probebetrieb beginnt am Sonnabend, 30. November, mit einer Eröffnungsveranstaltung und wird über den Dezember bis zur Vergabe der Fläche fortgesetzt. Das genaue Programm für den Auftakt ist in Arbeit. Klar ist: Es beginnt um 19 Uhr, für all diejenigen, die sich das Datum notieren wollen.