Hamburg. „Jacke wie Hose“ im Ausverkaufschaos – welche Teile bei Hamburgern besonders beliebt sind und warum (noch) kein Schmuck verkauft wird.
Bigo Goos Plan sah eigentlich ganz anders aus. Mit der Schließung ihres Kostümverleihs „Jacke wie Hose“ in Ottensen sollte ein bisschen Ruhe in das Leben der 73-jährigen Hamburgerin einkehren. Seitdem der große Ausverkauf am 4. November gestartet ist, hat sie jedoch kaum noch Zeit zum Atmen. „Der Ansturm ist riesig, es ist ein totales Chaos“, sagt Goos nach einer Woche Ausverkauf.
Bis zu drei Stunden standen Hamburgerinnen und Hamburger in den ersten Tagen vor dem Laden in der Barnerstraße 16 an. Mittlerweile habe sich die Situation aber beruhigt und die Wartezeiten seien geringer, so Goos. Ein Mitarbeiter achtet darauf, dass nicht mehr als rund 100 Personen gleichzeitig im Geschäft sind. Wer es einmal hineingeschafft hat, kann dann ganz in Ruhe dort shoppen, wo sich schon Sting und Udo Lindenberg haben einkleiden ließen.
Ottensen: Ausverkauf beim Kostümfundus – Hamburger stehen Schlange
„Manche verbringen den ganzen Tag im Laden“, sagt die 73-Jährige. Trotz des großen Ansturms lohne sich ein Besuch aber weiterhin. Immer noch stehen viele Teile zum Verkauf, darunter auch echte Schätze. „Schrägerweise habe ich das Gefühl, dass es mehr wird“, sagt Goos, die in mehr als 34 Jahren rund 11.800 Paar Schuhe angesammelt hat. Dazu kommen Kleider, T-Shirts, Jacken, Mäntel, Schmuck, Korsagen, Requisiten und vieles mehr.
„Ich weiß auch nicht, was ich da mein ganzes Leben lang gemacht habe – ich war wohl ein bisschen zu gierig“, sagt die 73-Jährige, die sich von so manchem Kunden ein bisschen mehr Rücksicht wünschen würde. „Wenn etwas überhaupt zurückgehängt wird, dann in die falsche Abteilung. Da kann man schon ein wenig verzweifeln.“ Bei all dem Stress sei der Ausverkauf für sie aber auch ein schönes Erlebnis. „Ich erfahre so viel Dankbarkeit, was ich gar nicht erwartet hätte. Eine Kundin hat mich sogar gemalt und mir das Bild geschenkt.“
Ausverkauf im Hamburger Kostümfundus: Für Schmuck ist Extra-Tag geplant
Beim Ausverkauf besonders beliebt seien Handtaschen. Die Kunden fragten aber auch immer wieder nach Schmuck, so Goos. Diesen hält sie jedoch unter sicherem Verschluss. Der Grund: Mit den unzähligen Schmuckstücken gäbe es ein noch viel größere Chaos. „Um den Schmuck zu verkaufen, müssen wir uns extra einen ganzen Tag nehmen“, sagt die ehemalige Stylistin. „Da brauchen wir auf jeden Fall zwei Personen, die aufpassen.“
Ihre Kunden, das seien vor allem junge Menschen, insbesondere junge Frauen, die durch die sozialen Medien von dem Ausverkauf erfahren haben, sagt Goos. „Die wollen vor allem Korsagen, Strapse und falsche Pelze.“
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Ottensen: Ausverkauf beim Hamburger Kostümfundus ein Erfolg: Macht Bigo schon früher Schluss?
Spätestens am 20. Dezember soll der Ausverkauf enden, so der Plan von Goos. Bis dahin können die Kunden montags bis freitags von 11 bis 17 Uhr und sonnabends von 12 bis 19 Uhr bei „Jacke wie Hose“ in Ottensen stöbern. Sonntags ist der Laden geschlossen. Es könnte aber sein, dass Bigo Goos auch schon früher Schluss macht, sollte es so erfolgreich weitergehen wie bisher.
„Es gibt eine bestimmte Summe, die ich gerne einnehmen würde, um mir ein nettes Leben zu machen. Im Moment sieht es so aus, dass ich schneller als gedacht bei dieser Summe landen könnte“, sagt sie. Sollte es dazu kommen, würde sie alle restlichen Teile an einen Käufer abgeben, der den Fundus weiterführt. Denn ein Nachfolger, das ist ihr größter Wunsch für „Jacke wie Hose“.