Hamburg. Zu Bigo Goos Kunden bei „Jacke wie Hose“ zählten große Stars. Nach 34 Jahren macht sie nun Schluss. Bis zum Ende des Jahres soll alles raus.

  • Mit „Jacke wie Hose“ schließt eine Hamburger Institution für immer ihre Türen.
  • Inhaberin Bigo Goos wollte nie etwas verkaufen, muss sich nun aber von allen Teilen trennen.
  • Bis zum Ende des Jahres soll alles raus, Hamburger können beim großen Ausverkauf zuschlagen.

Wer den KostümfundusJacke wie Hose“ in Ottensen betritt, findet sich in einer anderen Zeit wieder. Der Geruch von Textilien, Leder und Zigarettenrauch liegt in der Luft, die Preise der Klamotten sind noch in D-Mark angegeben. Bigo Goos (73), die Besitzerin des Ladens, wollte sich bei der Umstellung auf den Euro den Aufwand sparen, jedes Stück mit einem neuen Preis zu versehen. „Statt 20 Prozent Leihgebühr nehmen wir seitdem einfach zehn Prozent“, sagt sie.

Verkaufen wollte sie nie etwas, das ändert sich nun. Zum Ende des Jahres gibt sie ihr Geschäft in der Barnerstraße 16 auf, bis dahin soll durch den Ausverkauf, der am 4. November beginnt, alles raus. „Wenn aus irgendeinem Grund Teile wegkamen, habe ich wirklich geweint, da muss ich jetzt loslassen“, sagt Goos beim Besuch des Abendblatts vor Ort. Selbst Weltstar Sting, der sich für einen Auftritt Kleidung bei ihr ausgeliehen hatte, wollte sie drei Mäntel der Marke Omen partout nicht verkaufen. Sie sei dann aber doch schwach geworden. Zunächst berichtete die „Mopo“.

Shoppen wie Sting: Mega-Ausverkauf bei Hamburger Kostümverleih „Jacke wie Hose“

Zu ihren Kunden gehörten auch Udo Lindenberg, Iris Berben und der Hamburger Regisseur Fatih Akin, der für fast jeden seiner Filme Fittings bei „Jacke wie Hose“ machen ließ, sagt Goos. Vor allem Filmproduktion, Stylisten, Bands und diverse Medien wurden von Bigo Goos ausgestattet.

Kostümfundus
Unzählige Kleidungsstücke stehen zum Verkauf. Hamburgerinnen und Hamburger sollten viel Zeit zum Stöbern und vor allem Bargeld mitbringen, denn Kartenzahlung ist nicht möglich. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Ihren Laden schließt die ehemalige Stylistin aufgrund ihres Alters und der wirtschaftlichen Situation. „Es ist einfach nicht mehr rentabel“, sagt die 73-Jährige. Knapp 20.000 Euro fallen monatlich an laufenden Kosten an. Außerdem wandere die Filmproduktion immer weiter in den Osten ab. Deshalb habe sie auch keinen anderen Kostümverleiher finden können, der ihren Laden übernimmt – das ganze Gewerbe stehe vor Problemen.

Teuerstes Stück im Kostümverleih ist ein 5000 Euro Swarovski-Kleid von Joop

Für Hamburgerinnen und Hamburger, die früher nie ein Kleidungsstück bei „Jacke wie Hose“ hätten kaufen können, öffnet Goos nun ihre Türen. Das teuerste Stück ist mit 22.000 D-Mark ein Swarovski-Kleid der Marke Joop. Im Ausverkauf will sie es für 5000 Euro anbieten. Wer nicht ganz so tief ins Portemonnaie greifen will oder kann, findet zum Beispiel auch bedruckte T-Shirts für etwa sieben Euro.

Kostümfundus
Das teuerste Kleidungsstück im Sortiment ist ein Swarovski-Kleid der Marke Joop. Bigo Goos bietet es für 5000 Euro zum Verkauf an. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Wie viele Kleidungsstücke sich auf den 1260 Quadratmetern Ladenfläche über die Jahre angesammelt haben, weiß Bigo Goos nicht. Ein digitales Verzeichnis hat sie nie angelegt, das würde weder zu ihr noch zu „Jacke wie Hose“ passen. „Ich bin mal auf 11.800 Paar Schuhe gekommen“, sagt sie. Im Sortiment befinden sich außerdem Kleider, T-Shirts, Jacken, Mäntel, Schmuck, Korsagen, Requisiten und sogar Sportbekleidung.

Kostümverleih in Hamburg: Am 4. November beginnt der Ausverkauf – was Kunden noch wissen müssen

Langjährige Kunden wie der Musiker Das Bo und einige Studenten haben sich schon jetzt ein paar Schätze gesichert, der offizielle Verkauf startet jedoch erst am 4. November. Bis zum 20. Dezember ist das Geschäft dann montags bis freitags von 11 bis 17 Uhr und sonnabends von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Sonntags ist der Laden geschlossen. Es wird nur Barzahlung akzeptiert.

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Bigo Goos hofft immer noch darauf, dass sich ein Käufer findet, der alles oder einen großen Teil des Sortiments übernimmt. Ende des Jahres ist aber auf jeden Fall Schluss, dann will sie noch mal leben. „Ich möchte mich erst mal ausruhen, dann reisen und mich auch politisch engagieren.“ Aus dem Geschäft wolle sie nichts behalten, sie ringe aber noch mit sich, ob sie bei einer Lederjacke eine Ausnahme machen soll. „Eigentlich brauche ich sie nicht“, sagt Goos. „Die Freiheit ruft!“