Hamburg. Ohne Führerschein und unter Drogeneinfluss: Mietwagenfahrer hat Beamten vorsätzlich angefahren. Darüber verhandelt nun das Landgericht.

Er missbrauchte nicht nur die Rettungsgasse und ignorierte einen Polizisten, als er ihn anhalten wollte. Der Fahrer eines Mietwagens fuhr sogar mit über 70 km/h frontal auf den Beamten zu, der sich ihm in den Weg gestellt hatte, und erfasste ihn mit seinem Auto. Der damals 27-jährige Polizist brach sich dabei die Speiche und zog sich Prellungen und Schürfwunden zu. Das Ganze ereignete sich im September vor einem Jahr.

Nun steht der damals 18-jährige Fahrer für diese Tat vor Gericht. Verhandelt wird am Dienstag (12. November) vor dem Landgericht Hamburg unter anderem wegen versuchten Mordes.

Prozess vor dem Landgericht Hamburg: versuchter Mord an Polizisten

Neben der Tötungsabsicht wird dem Angeklagten jedoch noch weiteres zur Last gelegt: Gefährliche Körperverletzung, gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte, unerlaubtes Entfernen vom Unfallort sowie Fahren ohne Fahrerlaubnis stehen auf der Liste der Staatsanwaltschaft.

Was aber ist genau passiert, im Herbst 2023? Auf der Max-Brauer-Allee in Altona hatte sich am Freitagabend, 15. September 2023, gegen kurz nach 22 Uhr ein Unfall ereignet. Auf der Hauptverkehrsstraße hatte sich am späten Abend ein langer Stau gebildet. Polizisten regelten den Verkehr und bildeten eine Rettungsgasse. Der heute Angeklagte scherte in diesen Notweg ein und gab Gas. Er beschleunigte den Carsharing-Mietwagen auf über 70 km/h. Ein Polizist gab ihm von Weitem zu verstehen, anzuhalten. Das ignorierte der junge Mann. Als er den Beamten frontal erwischte, soll der Mercedes 76 km/h schnell gewesen sein.

Polizist vorsätzlich angefahren? Verhandlung vor Großer Strafkammer

Glücklicherweise wurde der Polizist nicht lebensbedrohlich verletzt, dennoch musste er noch an dem Abend in ein Krankenhaus. Er hatte sich einen Speichenbruch zugezogen. Der Mietwagenfahrer fuhr davon. Es wurde sofort eine Fahndung eingeleitet und unweit der Unfallstelle wurde der Mercedes dann tatsächlich gefunden.

Wenig später sei dann ein damals 17-Jähriger festgenommen worden, der als Beifahrer in dem Fahrzeug gesessen hatte. Während der junge Mann später aus dem Gewahrsam entlassen worden sei, tauchte wenig später der Fahrer des Wagens auf und stellte sich der Polizei auf der Davidwache auf St. Pauli. Noch am Abend wurde ein Haftbefehl wegen versuchten Mordes erlassen, der Mann kam in Untersuchungshaft.

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Die Staatsanwaltschaft ist sich inzwischen sicher: Der heute 19-Jährige lenkte den Mietwagen damals nicht nur unter Einfluss von Marihuana, sondern fuhr auch ohne Führerschein. Nicht nur habe er damals eine tödliche Verletzung des Polizeibeamten zumindest billigend in Kauf genommen, er entfernte sich auch unerlaubt vom Tatort.