Hamburg. Baupläne für Innenhof in Ottensen stoßen auf massiven Widerstand. Bürgerinitiative: „Übertrifft schlimmste Befürchtungen“. Heftige Debatte droht.

  • Innenhof in Ottensen: 155 Wohnungen in fünf Gebäuden geplant.
  • Beim Areal, auf dem gebaut werden soll, handelt es sich um ein seit Jahren umstrittenes Konfliktfeld.
  • Baupläne sind deutlich massiver, als einst den Anwohnern versprochen wurde.

Wer die Vorgeschichte nicht kennt, für den klingen die Pläne, die das Bauunternehmen Otto Wulff für den Innenhof in Ottensen jetzt hegt, ganz attraktiv. Ein großer neuer Quartiersplatz mit Spielgeräten und begrünt, eine Kita, Urban Gardening und vor allem dringend benötigter, teils sozial geförderter Wohnraum in Holz-Hybrid-Bauweise: All das könnte dort entstehen.

Allerdings handelt es sich bei dem Areal um ein seit Jahren umstrittenes Konfliktfeld. Die kürzlich öffentlich gewordenen Baupläne sind deutlich massiver, als einst den Anwohnern versprochen wurde. Der Unmut im Quartier ist groß.

Immobilien Hamburg: Warum die Baupläne für Ottensen auf massiven Widerstand stoßen

Darum geht es: Zwischen Friedensallee, Hohenzollernring, Großer Brunnenstraße und Behringstraße liegt ein großer Innenhof, für den schon seit 2009 Baupläne in unterschiedlicher Form präsentiert und teils scharf kritisiert wurden. Die kleinteilige Bebauung aus Gewerbe, Garagen und Parkplätzen soll dabei für weiteren Wohnungsbau weichen.

Zuletzt war es lange still um das Grundstück geworden. Dann kaufte das Bauunternehmen Otto Wulff – zuvor als Projektentwickler an Bord – die Fläche. Mit dem neuen Eigentümer wurden die Pläne abgestimmt, die an diesem Mittwochabend (6. November) im Stadtentwicklungsausschuss im Altonaer Rathaus öffentlich Thema sein werden. Schon jetzt liegen zahlreiche Anfragen und Einwendungen sowie Anträge zum Tagesordnungspunkt vor, der ab 17.30 Uhr im Kollegiensaal zur wahrscheinlich hitzigen Debatte steht.

Innenhof in Ottensen: 155 neue Wohnungen in fünf Gebäuden geplant

Klar ist bereits, dass die Baupläne bei Anwohnern sowie Teilen der Politik nicht gut ankommen. Grund dafür ist die geplante Höhe beziehungsweise Baumasse. Vorgesehen sind fünf Gebäudekörper mit einer Höhe von vier Geschossen plus Staffel. Dadurch entsteht Platz für rund 155 Wohneinheiten, davon sind 35 Prozent als sozial geförderter Anteil geplant. Die Bruttogeschossfläche beziffert Otto Wulff in einer dem Abendblatt vorliegenden Präsentation auf rund 15.000 Quadratmeter. Die Gebäudehöhen betragen demnach 15,6 Meter.

Der Innenhof in Hamburg-Ottensen, in dem fünf Wohngebäude entstehen sollen.
Derzeit befinden sich in dem großen Innenhof in Hamburg-Ottensen zwischen Friedensallee, Hohenzollernring, Großer Brunnenstraße und Behringstraße unter anderem Garagen und kleinteilige Bebauung. © Roland Magunia/Funke Foto Service | Roland Magunia

Das bislang im Innenhof ansässige Tonstudio soll bis Ende des Jahres umziehen. Zum Bauzeitplan heißt es in der Präsentation, dass man im kommenden Jahr in die öffentliche Plandiskussion gehen möchte, um die nötige Änderung des Bebauungsplans Ottensen 60 zu forcieren. Mit einem Baubeginn rechnet das Unternehmen dann im Jahr 2027, wenn es grünes Licht aus der Bezirkspolitik für die Fortführung des Verfahrens gibt. Eine Anwohnerinitiative stemmt sich dagegen.

Wegen Bauplänen: Bürgerinitiative Otte60 wütend – „übertrifft unsere schlimmsten Befürchtungen“

„Zur Erinnerung: Vor zehn Jahren hatten wir am runden Tisch mit der Bezirkspolitik Obergrenzen von 7332 Quadratmetern Bauvolumen und 9,50 Metern Gebäudehöhe vereinbart. Die Gebäude sollten maximal drei Stockwerke haben. Die Bezirksversammlung Altona hatte diesen Kompromiss am 27. August 2015 einstimmig bestätigt“, schreibt die Anwohnerinitiative Otte60, die sich 2013 gegründet hatte. „Der neue Plan sieht mehr als das Doppelte an Baumasse vor und übertrifft damit unsere schlimmsten Befürchtungen.“

Eine massive Verschattung der bestehenden Wohnungen – insbesondere am Hohenzollernring und in den unteren Stockwerken – sei die Folge, kritisiert die Bürgerinitiative. Aber vor allem geht es um den Bruch der einst getroffenen Vereinbarung, der sauer aufstößt. In einer der Anfragen zum Thema heißt es dazu: „Dieser Plan ist von den Anwohnerinnen und Anwohnern mit Entsetzen, großer Enttäuschung und auch mit Wut aufgenommen worden.“

Neue Wohnungen in Ottensen: Unternehmen verweist auf gestiegene Baukosten

Als Grund für die jetzt aufgeführte Höhe und Baumasse führt der Investor die gestiegenen Baukosten an. Wer auf die vorgestellten Pläne blickt, erkennt zudem, dass ein Quartiershof von 1300 Quadratmetern als „grüne Lichtung“ genauso wie eine Holz-Hybrid-Bauweise mit CO₂-reduziertem Recycling-Beton seinen Preis hat.

Gleichzeitig wird auf den Bau einer Tiefgarage verzichtet. Das Quartier ist „autoarm“ und mit zahlreichen Fahrradabstellplätzen geplant.

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Doch das lassen auch Politiker so nicht gelten. „Der Vorhabenträger mag auf die gestiegenen Baukosten verweisen, doch könnte hier auch kosteneffizienter und sozial gerechter gebaut werden. Wohnungsbau ist notwendig, doch auch die Blockbebauung und die Lebensqualität der Bewohner in diesem dicht besiedelten Innenhofbereich müssen berücksichtigt werden“, gibt Mithat Capar, SPD-Bürgerschaftskandidat für Altona, zu bedenken.

Sein Fraktionskollege Gregor Werner erklärt: „Wir als SPD stehen für eine maßvolle und städteplanerisch sinnvolle Innenhofbebauung.“ Sie sollte in den Höhen niedriger als die äußeren Gebäude sein, damit genug Licht in den Innenbereich fällt.

Trotzdem können sich die Sozialdemokraten vorstellen, über die einst vereinbarte Begrenzung etwas hinauszugehen. Man habe sich schon damals enthalten, weil man sich mehr vorstellen konnte, so Werner. Nur eben nicht so viel mehr. Die Linken, die ebenfalls einen Antrag für den Ausschuss am Mittwochabend vorbereitet haben, fordern dagegen, die Planungen auf Grundlage des Beschlusses der Bezirksversammlung von 2015 weiterzuführen.