Hamburg. Anlage an der Schenefelder Landstraße ist Sanierungsfall und teils unnutzbar. Was Sportler und Politiker jetzt dringend fordern.

„Die Aschebahn ist eine Katastrophe. Die Drainage defekt, die Bahn vergrast, die Oberfläche steinhart“, das schrieb die Spielvereinigung Blankenese bereits 2019 bei einer Umfrage des Hamburger Leichtethik-Verbandes, die sich um den Zustand des Breitensports drehte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein schon jahrelang auf die Missstände auf dem Sportplatz Dockenhuden hingewiesen. Passiert ist offenbar nichts.

Denn im Oktober 2024 sieht der Platz verheerend aus. Die Laufbahn ist kaum noch zu erkennen. Das Gras wuchert, und wo das nicht der Fall ist, wird es für Athleten sogar gefährlich. Schon bei leichtem Regen verwandelt sich die Aschebahn teilweise in eine Schlitterpartie, an anderen Stellen ist der Boden ausgewaschen, Löcher in der Laufbahn können zur Stolperfalle mit Verletzungsgefahr werden.

Sportplatz Blankenese: Jugendliche verletzt sich beim Training an kaputter Matte

Leichtathletik-Jugendtrainer Peter Hüttner kann seinen Sportlern nur raten, irgendwie angepasst – also langsam und um die Löcher herum – zu laufen. Hochsprung bietet er dagegen gar nicht mehr an. „Viel zu gefährlich“, sagt er. An der zerfetzten Matte habe sich im Sommer ein zwölfjähriges Mädchen beim Training eine Schnittverletzung zugezogen, und auch der Unterbau aus Holz entspreche nicht den Anforderungen, stehe teils über und sei hochproblematisch.

Blankenese Sportanlage
Von der Sprungmatte auf der Blankeneser Sportanlage lösen sich Fäden, an denen sich die Athleten verletzen können. Eine Zwölfjährige zog sich im Sommer beim Training Schnittverletzungen am Bein zu. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Dabei befindet sich eben diese Hochsprunganlage auf einer Sportfläche, die für den Hamburger Westen als Standort für Schulsport zum Beispiel für die Bundesjugendspiele oder für das Sport-Abi dient. Sie ist zudem Heimat von zwei Sportvereinen, der Spielvereinigung und dem FTSV Komet Blankenese. Vor allem ist sie aber in einem „erbärmlichen Zustand“. So formulierten es jüngst Bezirkspolitiker, die gemeinsam mit den Sportlern aus Blankenese Alarm schlagen.

Blankeneser fordern, dringend nötige Sanierung der Sportanlage endlich anzugehen

In einem kürzlich verabschiedeten gemeinsamen Antrag fordern die Parteien im Altonaer Rathaus eine dringend nötige Sanierung der Fläche an der Schenefelder Landstraße – und zwar zeitnah. Denn nach aktuellem Stand ist die Anlage erst für 2027 an der Reihe. Aus Sicht der Politik und der betroffenen Sportler ist das viel zu spät.

Der Spielvereinigung Blankenese laufen bereits die Leichtathleten weg. 25 hätten zum Jahresende gekündigt. 70 werden im Jugendbereich noch übrig bleiben, berichtet Hüttner. Dabei mangele es nicht an Interesse und Bedarf. „Wir haben sehr viele beim Probetraining“, erzählt der Jugendtrainer. Doch zweimal die Woche über eine gefährliche Laufbahn zu schlittern, kein Hochsprung, wackelige Absprungbalken an der Weitsprunggrube, von den sanierungsbedürftigen Duschen und kaputten Fenstern der Umkleideräume ganz zu schweigen: Das schrecke eben ab.

Sportfläche in Hamburg-Blankenese verkommt: „Das ist so bitter“

„Das ist so bitter“, sagt Jendrik Sembdner, Clubchef bei der Spielvereinigung Blankenese. Es gebe viel ehrenamtliches Engagement im Verein und eine tolle Jugendarbeit in der Leichtathletikabteilung. „Aber es frustriert natürlich Abteilungsleiter und Trainer, wenn sich Sportler aufgrund der Bedingungen dann andere Vereine suchen müssen oder ganz aufhören.“ Dabei würde der Verein schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten – an den genauen Anfang kann sich kaum einer mehr zurückerinnern – auf den Zustand der bezirklichen Sportanlage hinweisen.

Blankenese Sportanlage
Die Laufbahn auf dem Sportplatz Blankenese an der Schenefelder Landstraße ist kaum zu erkennen, weil das Gras überall wuchert. Die Innenbahn ist dadurch auch keine 400 Meter mehr lang, sondern länger. Schwer für Athleten, die sich hier auf Wettbewerbe vorbereiten. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Hüttner ist als Trainer auf zwei anderen Sportanlagen unterwegs und kennt auch durch Wettbewerbe viele weitere in Hamburg und Umgebung. Wenn er den Standort zwischen Simrockstraße und Schenefelder Landstraße mit den anderen vergleicht, kommt er zu dem Schluss: „Nirgends ist es so schlimm.“ Auch dem Bezirksamt Altona ist der Sanierungsstau bekannt, wie aus einem Schreiben an den Verein hervorgeht. Allein das Geld fehle.

Sanierung der Sportanlage Dockenhuden ist vorgesehen – aber erst 2027

Die Sanierung von städtischen Sportanlagen wird nach einem Schlüssel sowie in Abstimmung mit einem bezirklichen Beirat auf die Bezirke verteilt. Demnach ist eine Sanierung der besagten Anlage in Altona für über eine Million Euro vorgesehen, aber eben erst in drei Jahren. Schon im Mai dieses Jahres hatten die Bezirkspolitiker in Altona gemeinsam dafür gestimmt, die dringend nötige Sanierung der großen Sportanlage vorzuziehen, was von der Fachbehörde aufgrund fehlender Mittel abgelehnt wurde.

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Doch damit wollen sich die Politiker nicht zufriedengeben. Sie drängen darauf, dass die Haushaltsmittel für die Sanierung von Hamburger Sportanlagen deutlich aufgestockt werden, und hoffen, dass man noch ein deutliches Signal zu den Haushaltsberatungen des Senats im Dezember setzen kann. Auch die Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) wurde aufgefordert, sich dafür starkzumachen.

CDU in Altona kritisiert: „Sportstadt Hamburg – Fehlanzeige“

„Sportstadt Hamburg – Fehlanzeige. Die konsequente Unterfinanzierung des Sports erreicht in Dockenhuden eine neue Qualität. Die Leichtathletik im Hamburger Westen steht vor dem Aus. Das nehmen die zuständigen SPD-Senatoren sehenden Auges hin, wenn sie jetzt kein Geld für die Sanierung zur Verfügung stellen“, kritisiert Antje Müller-Möller als sportpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. „Die Vereine mit ihren Ehrenamtlichen müssen viel zu häufig mangelnde staatliche Unterstützung ausgleichen. Aber selbst mit größtem Engagement und Kreativität lässt sich das bei so vielen Kindern und Jugendlichen beliebte Leichtathletikangebot im Hamburger Westen nicht aufrechterhalten, wenn die einzige Leichtathletikanlage unbenutzbar bleibt.“