Hamburg. Mit Entrüstung, Wut und Trauer reagieren betroffene Bewohner im Alten Land und den Elbvororten auf das verkündete Ende der Fährlinie.

Nun ist es offiziell. Am Donnerstag hat die Hadag das Aus für die Fähre zwischen Blankenese und Cranz verkündet. „Bis auf Weiteres“ setze man die Verbindung aus, so das Unternehmen. Als Grund für das Ende der Fährlinie werden Personalmangel und die zunehmende Elbverschlickung benannt. Gleichzeitig kündigte die Hadag im Abendblatt-Gespräch eine neue Expresslinie zwischen Finkenwerder und den St. Pauli Landungsbrücken an.

Das Aus der jahrhundertealten Fährverbindung HBEL zwischen Blankenese und Cranz kommt bei den betroffenen Bewohnern nicht gut an. Viele hatten es zwar schon befürchtet, nachdem am Anfang des Jahres verkündet wurde, die Linie stehe auf dem Prüfstand. Als dann in den vergangenen Wochen 100 Prozent der Fahrten ausfielen, ahnte man schon, wie die Prüfung ausgehen könnte. Und doch ist die Entrüstung groß.

Aus der Fähre nach Cranz: Blankeneser wollen das nicht einfach so hinnehmen

„Wir werden uns damit nicht einfach so abfinden“, erklärt Stefan Bick. Der Vorsitzende des Blankeneser Bürgervereins weist auf die Bedeutung der Fährverbindung hin, für Pendler, aber auch für Touristen, die besonders in den Sommerferien gern mit dem Rad kämen. „Blankenese wird von Touristen nicht nur wegen des Treppenviertels oder der schönen Parks besucht, sondern eben wegen der Fährverbindung.“ Auch die Blankeneser liebten eine Tour ins Alte Land. All das falle nun weg.

Das Argument Personalmangel lässt Bick nicht gelten: „Das ist vorgeschoben.“ Und zur Verschlickung, die eine Anfahrt nicht möglich mache, sagt er: „Wir geben für so viele Dinge Geld aus, für ein Fahrradhaus oder einen Krötentunnel, und angesichts des Milliardenhaushalts wird doch wohl Geld für das Ausbaggern vorhanden sein.“ Die Stadt stehle sich aus der Verantwortung, ärgert sich der Blankeneser.

„Das Aus der Fährlinie ist ein schwerer Einschnitt für Blankenese, und den können wir so nicht hinnehmen“, erklärt Bick. Die Blankeneser hatten sich schon in den vergangenen Jahrzehnten immer für eine Fähranbindung starkgemacht und auch in anderen Bereichen ihren Kampfgeist unter Beweis gestellt. Ob sie nun erfolgreich für den Erhalt des Süllbergs stritten, sich für ihre Osterfeuer-Tradition starkmachten oder den zivilen Ungehorsam probten, um ihren Oldtimer-Treff auf dem umgestalteten Marktplatz zurückzuholen.

Fähre nach Cranz: Gastwirt im Alten Land macht sich Sorgen um die Zukunft

Weniger kampfeslustig, aber dafür umso trauriger klingt Herbert Kramer, Seniorchef im Gasthaus zur Post. Er und sein Restaurant sind eine Institution. In siebter Generation betreibt die Familie das Haus, das es seit 1725 in Cranz gibt. „Das ist ein harter Verlust und wird sich bemerkbar machen“, sagt der Senior zum verkündeten Aus der Fährlinie. Besonders in den Sommermonaten habe die Fähre viele Touristen ins Alte Land gebracht. Er und sein Sohn, der das Unternehmen doch eigentlich übernehmen wolle, wären auf vielen Versammlungen gewesen, hatten auf den Erhalt gedrungen.

Schild
Am Schiffsanleger in Neuenfelde haben Betroffene ihren Frust über das Fährlinien-Aus durch einen ironischen Aushang zum Ausdruck gebracht: „Im Rahmen der ‚Hamburger Mobilitätwende‘ und als Initiative zur Stärkung des Individualverkehrs ist die Fährverbindung auf dieser Linie eingestellt worden. Bitte nutzen Sie Ihren privaten Pkw …“ steht dort. © Funke | Achim Leoni

„Früher gab es hier sieben Restaurants im Ort“, zählt er auf. Viele haben aufgegeben und seien geschlossen worden. Es brauche die Verbindung, die er aber auch aus anderer Sicht für wichtig hält. „Was ist das für ein Blödsinn, wenn man die Verkehrswende will?“, fragt sich Kramer. Eine Busverbindung sei kein adäquater Ersatz, denn: „Wenn im Elbtunnel Stau ist, kommt der Bus aus Altona hier nie an“, so Kramer, der sich Sorgen um die Zukunft macht.

Linke in Hamburg kritisiert Aus für Fähre: Senat lasse Bewohner im Stich

Doch nicht nur vor Ort ist die Stimmung unterirdisch. Kritik kommt auch aus der Hamburger Bürgerschaft. „Mit der Einstellung der Fähre zwischen Cranz und Blankenese verschwindet nicht nur die älteste Fährverbindung, sondern auch die schönste. Die Entscheidung der Hadag ist gleich aus mehreren Gründen falsch“, sagt Norbert Hackbusch (Linke), hafenpolitischer Sprecher der Fraktion. Es sei für die Klimabilanz schlecht, und der Senat breche auch ein Versprechen.

Hackbusch erinnert daran: „Neuenfelde und Cranz sollten trotz der Zuschüttung des Mühlenberger Lochs und der daraus folgenden Verschlickung nicht abgehängt werden. Doch die Hamburger dort spüren in diesen Tagen, wie sehr der Senat sie im Stich lässt.“

Hadag zum Aus der Fähre: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“

Bei der Hadag schätzt man die Entscheidung anders ein. Martin Lobmeyer, Vorstand für Technik und Finanzen bei der Hadag, erklärt: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Schon seit Längerem können wir angesichts der gegebenen Rahmenbedingungen auf der HBEL nicht verlässlich fahren. Das hilft weder den Fahrgästen noch uns. Hinzu kommt die sehr geringe Anzahl an Fahrgästen, die die Fähre nutzen und alternativ auf den Bus ausweichen können.“

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Man sei überzeugt, dass diese vorgestellten Neuerungen insgesamt eine deutliche Verbesserung darstellten. Dazu gehört neben der Express-Verbindung mit der neuen Linie 66 zwischen Landungsbrücken und Finkenwerder auch die neue Linie 65, die am Wochenende von Blankenese ohne Zwischenstopp nach Finkenwerder fahren wird.

Aber Lobmeyer verspricht: „Selbstverständlich werden wir auch die Verbindung nach Cranz weiter mit den entsprechenden Rahmenbedingungen im Auge behalten.“ Zudem kündigt man eine bessere Anbindung der Fähren an das Hamburger Busnetz an – diese soll bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 umgesetzt werden. Wie sie aussehen soll? Daran arbeitet die Hadag in Zusammenarbeit mit der Hamburger Hochbahn noch.