Hamburg. An der Großen Bergstraße verteilen Umweltschützer Flyer an die Kunden. Es ist nicht die einzige Aktion vor dem Möbelhaus.
Sie protestierten vor dem Brandenburger Tor in Berlin gegen die Verkehrspolitik der Bundesregierung, auf der Ostsee gegen alte russische Tanker und verwandelten eine Edeka-Filiale am Wiesendamm mit Plakaten kurzerhand in einen Schweinestall: Aktivisten von Greenpeace. Am Sonnabend will die Umweltschutzgruppe auch in Hamburg-Altona auf ein Thema aufmerksam machen.
An der Großen Bergstraße vor Ikea protestiert eine kleine Gruppe für den „Erhalt wertvoller Wälder“ und fordert vom schwedischen Möbelhaus, dass es „kein Holz mehr aus schützenswerten Wäldern bezieht“. Von 14 bis 18 Uhr informieren drei Aktivisten aus Hamburg die Kunden und Kundinnen über die „Zerstörung der Karpaten für Ikea-Produkte“, wie Greenpeace mitteilte.
Ikea Altona gerät ins Visier der Umweltschutzgruppe Greenpeace
Hintergrund: Eine in diesem Jahr veröffentlichte Greenpeace-Studie deckte auf, dass Ikea Holz aus den rumänischen Karpaten für die Herstellung von Möbeln verwendet. Die Karpaten sind die „zweitgrößte bewaldete Gebirgskette in Europa“ und ein wichtiger Lebensraum für zahlreiche Tierarten wie Braunbären, Wölfe und Luchse sowie ein bedeutender CO₂-Speicher.
Dennoch sind laut Greenpeace nur etwa 2,4 Prozent der rumänischen Karpatenwälder vor Abholzung geschützt. In den vergangenen 20 Jahren hat Rumänien durch Abholzung mehr als die Hälfte seiner Urwälder verloren.
Der internationale Umweltverein hat im Frühjahr den Weg des Holzes aus den Karpaten zu sieben Möbelherstellern nachverfolgt, die Ikea beliefern. In Ikea-Filialen in 13 Ländern konnten insgesamt 30 Produkte identifiziert werden, die möglicherweise Holz aus diesen Wäldern enthalten, darunter Kinderbetten, Kleiderbügel, Trittstühle und Küchenbrettchen.
Ikea Altona: Zwei Protestaktionen an der Großen Bergstraße
„Alte Wälder sind für die Gesundheit des Planeten unverzichtbar und müssen geschützt werden. Ohne sie werden wir die Arten- und Klimakrise nicht in den Griff bekommen”, sagt Annika Weiss, Sprecherin von Greenpeace Hamburg. „Ikea präsentiert sich als nachhaltig und will Vorbild in der Möbelbranche sein. Um seine Glaubwürdigkeit zu behalten, muss Ikea diesem Versprechen auch gerecht werden und seine Lieferketten von Naturzerstörung befreien.“
In einem offenen Brief fordert Greenpeace den Möbelriesen auf, das „Umweltversprechen ernst zu nehmen und sicherzustellen, dass kein Holz aus schützenswerten Wäldern als Billy-Regal oder Küchenbrettchen endet“. Mehr als 75.000 Menschen unterzeichneten bereits das Schreiben an Jon Abrahamsson Ring, CEO der Ikea-Gruppe.
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Um noch mehr Leute auf die Problematik hinzuweisen, verteilen Freiwillige am Sonnabend Flyer an Ikea-Kunden. Dafür sei ein Infostand beim Bezirksamt Altona angemeldet worden, so Greenpeace-Sprecherin Weiss auf Abendblatt-Anfrage.
Bei der Polizei Hamburg wurde ein weiterer Protest an der Großen Bergstraße vor dem Einrichtungshaus gemeldet. Die Albert Schweitzer Stiftung will dort von 13 bis 18 Uhr gegen Massentierhaltung protestieren.
Hamburger City: Peta will mit kurioser Aktion zum Nachdenken anregen
Auch in der Hamburger Innenstadt formiert sich am Sonnabend eine Protestgruppe. Mitglieder der Tierrechtsorganisation Peta wollen an der Kreuzung Lange Mühren/Kurze Mühren für den Verzicht auf tierische Produkte werben und auf das Leid hinter der Fleischproduktion aufmerksam machen.
Und das mit eindrucksvollen Mitteln: Ein Kuhkopf sowie mehrere Gläser Blut sollen von 14.30 bis 15.30 Uhr dabei in Szene gesetzt werden. Dabei handelt es sich aber nicht um einen echten Tierkopf und echtes Blut, sondern um eine Attrappe.