Hamburg. Steuerzahlerbund veröffentlicht Sammlung von Negativbeispielen. Hamburg mit sieben Projekten vertreten. Die Abrechnung zum Tunnelfall.
Jetzt ist es offiziell: Der Streit um die Blankeneser Kröten hat es ins Schwarzbuch 2024 geschafft. Das vom Bund der Steuerzahler einmal im Jahr veröffentlichte Werk fasst bundesweit Negativbeispiele für die Verwendung von Steuergeldern zusammen. Aus Hamburg sind gleich sieben Beispiele vertreten.
Schwarzbuch 2024: Streit um Kröten von Blankenese ist vertreten
Darunter ist auch der Fall aus den Elbvororten, der Anfang des Jahres deutschlandweit für Schlagzeilen sorgte. Als Luxustunnel für Kröten kritisierte der Steuerzahlerbund damals die Investition von rund einer halben Million Euro in ein neues Tunnelsystem für Amphibien am Falkensteiner Ufer. Schon damals prognostizierte der Verein, dass das ein Fall für das Schwarzbuch sein dürfte. Offenbar konnte die Befürworter des Krötentunnels die Kritik nicht ausräumen.
Im aktuellen Schwarzbuch, das am Mittwoch veröffentlichte wurde, heißt es zu den Blankeneser Kröten, dass man die Sinnhaftigkeit weiterhin anzweifele. Kritisiert wird, dass es sich aus Sicht des Steuerzahlerbundes um eine Anwohner- und Fahrradstraße handele. „Das zuständige Bezirksamt Altona legte bisher keine aktuellen Verkehrsbelastungszahlen vor, sondern bezieht sich auf eine Statistik aus dem Jahr 2013 – die auf nur einem einzigen Zähltag basiert. Es bestehen also keine
Daten, die die Notwendigkeit dieses Krötenprojekts rechtfertigen könnten“, so der Steuerzahlerbund.
Kritik an Kosten: „Zwei Personen 68 Jahre lang fürs Einsammeln bezahlen können.“
In der Kritik stehen zudem die Kostensteigerungen bei dem umstrittenen Projekt. „2021 sollte der Krötentunnel noch 200.000 Euro kosten, zwei Jahre später waren es bereits 420.100 Euro – und am Ende kostete das Amphibienleitsystem mehr als eine halbe Million Euro“, rechnet der Bund vor und vergleicht das mit einer alternativen Lösung: „Für 500.000 Euro hätte man zwei Personen 68 Jahre lang (zehn Tage pro Jahr, jeweils 14 Stunden) für das Einsammeln der Kröten bezahlen können.“
Wie berichtet, verweisen die Befürworter des Projekts unter anderem vom örtlichen Naturschutzbund (Nabu) darauf, dass es zuvor einen signifikanten Rückgang der Kröten gab. 2023 hätten Helfer, die vor dem Tunnelsystem die Betreuung der Wanderung durch mobile Zäune und Eimer ehrenamtlich stemmten, 400 Kröten gezählt. Zehn Jahre vorher seien es noch 5000 Individuen gewesen. Desto weniger Tiere der auch teils bedrohten Arten es gebe, desto sinnvoller sei die Maßnahme, argumentierte der Nabu.
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Die harsche Kritik am Tunnel sorgte sogar für Verstimmungen zwischen dem Bund der Steuerzahler in Hamburg und dem Naturschutzbund. Im Rückblick sagt Sascha Mummenhoff als neuer Landesvorsitzender vom Bund der Steuerzahler in Hamburg: „Wir hoffen, dass die ganze Berichterstattung nun in dem Fall nicht dazu führt, dass keine Krötentunnel mehr gebaut werden, sondern dass die Sinnhaftigkeit vorher genau geprüft wird.“ Er wünsche sich jetzt lediglich, dass die Kröten ihren Luxustunnel auch zu schätzen wissen.