Hamburg. Die Verbindung für Pendler und Ausflügler steht auf dem Prüfstand. Was die Politik fordert – und welche Probleme es mit der Linie gibt.

Nachdem durch einen Abendblatt-Bericht öffentlich wurde, dass die Fährlinie zwischen Blankenese und Cranz auf dem Prüfstand steht, hat sich die Bezirkspolitik in Altona in den Fall eingeschaltet. Die Position ist eindeutig: Man fordert den Erhalt der Fährlinie von Blankenese über Neuenfelde bis Cranz.

„Die Probleme der Fährverbindung sind hausgemacht. Anscheinend sind weder Hochbahn und Hadag noch Senat gewillt, sich aktiv für den Erhalt einzusetzen“, heißt es in dem Beschluss der Bezirksversammlung kritisch. Darin nehmen die Politiker Senat, Hadag und das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in die Pflicht, die Probleme aktiv zu beseitigen und Bedingungen zu schaffen, die die Linie wieder attraktiv machen. Jetzt liegt eine Antwort samt Stellungnahmen vor – die erschreckende Zahlen offenbart.

Hadag-Fähre über die Elbe ab Blankenese befördert nur fünf Fahrgäste pro Tour

Pro Tour nutzen demnach durchschnittlich noch ganze fünf Fahrgäste die Fähre. Wenn sie überhaupt unterwegs ist. Aufgrund der Elbverschlickung könne man nur in 35 Prozent der Fälle den ursprünglichen Linienweg nutzen. Umleitungen und Ausfälle sind auf dieser Linie deshalb Standard, was auch die Pendler wissen.

Hinzu kommt, dass es nur noch ein einziges Fährschiff in der Hadag-Flotte gibt, das die für diese Tour nötigen Bedingungen erfüllt. Allein die „Altona“ ist laut der zuständigen Verkehrsbehörde in der Lage, aufgrund der baulichen Beschaffenheit die Anleger Neuenfelde und Cranz anzusteuern. Diese verfügen über Anlegedalben mit Wassertreppen anstelle von Schwimmpontons. Die Hadag prüfe demnach kontinuierlich weitere Schiffe darauf, „ob sie die sehr speziellen Anforderungen in diesem Revier erfüllen“. Bislang offenbar ohne Erfolg.

Bezirk Altona: Fährverbindung für Pendler und Ausflügler von Bedeutung

Zusätzlich ist der Einsatz der „Altona“ besonders kostenintensiv, weil dieses Schiff mit zwei Mitarbeitern besetzt werden muss, „was den Wirtschaftlichkeitsgrad des Linienbetriebs ergänzend negativ beeinflusst“, so die Verkehrsbehörde. Gleichzeitig würden die Fahrgastzahlen sogar in Spitzenzeiten nur knapp den zweistelligen Bereich pro Fahrt erreichen. Die Verkehrsbehörde verweist dabei auf die aus ihrer Sicht attraktivere und verlässlichere Alternative: Eine bereits existierende ÖPNV-Verbindung über die Buslinien 150, 350 und 550 sowie die Fährlinie 64.

Das sieht man in Altona anders. Die Fährverbindung sei nicht nur für Pendler eine wichtige und zeitsparende Verbindung, sondern auch am Wochenende für viele Ausflügler bedeutsam. Statt mit dem Auto ins Alte Land zu fahren, kommen sie mit Rad und Fähre umweltfreundlich auf die andere Elbseite, wie es in dem Beschluss heißt. „Als der Fährverkehr noch regelmäßig war, mussten an manchen Wochenenden die Räder an Bord gestapelt und eine zweite Fähre eingesetzt werden“, erinnert man an alte Zeiten, als neben der „Altona“ noch die heute verschrottete „Finkenwerder“ die Linie mit bediente und verlässlicher machte.

Elbe verschlickt, Fahrrinne ist nicht befahrbar: Amt verweist auf Vorgaben

Daher fordert die Altonaer Politik ein weiteres Schiff, das vor allem über weniger Tiefgang verfügt und damit dem Schlickproblem entgeht. Zudem dringt man darauf, dass das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt des Bundes (WSV) seiner Pflicht nachkommt, die Fahrrinne schiffbar zu halten. Sprich: der anhaltenden Verschlickung des Flussbettes etwas entgegenzusetzen.

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Dort verweist man auf die rechtlichen Vorgaben, die nicht förderlich klingen. Die Este-Tiefe wird jährlich gepeilt. Bei Unterschreitung von festgelegten Tiefen und Breiten rücken die Baggerschiffe an, was zuletzt auch regelmäßig erforderlich gewesen sei. Allerdings darf nur sehr selten gebaggert werden.

Wegen der Sauerstoffsituation in der Tideelbe seien Baggerarbeiten nur unterhalb von zehn Grad Wassertemperatur erlaubt, was Baggerarbeiten im Sommerhalbjahr nahezu ausschließe, heißt er in den Erläuterungen. Im Winterhalbjahr gebe es wiederum Vorgaben aufgrund des Hochwasserschutzes im Bereich des Este-Sperrwerkes.

Hadag und Verkehrsbehörde prüfen deshalb derzeit die Fährlinie und erstellen bereits Konzepte für mögliche Alternativen. Wie diese aussehen und ob man dabei überhaupt noch auf ein Schiff setzt, ist noch unklar.